HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Sidney ein bisschen zu laut, um ganz natürlich zu klingen.
Euer Majestät! Die Königin! Seraphina wurde starr vor Schreck. Das durfte nicht wahr sein! Der Earl jedoch war schneller gewesen, als sie für möglich gehalten hätte, ergriff eine Decke am Ende des Diwans und warf sie über ihren Körper, ehe er sich tief vor Elizabeth verneigte.
„Lady Sherard ist tatsächlich noch sehr schwach, Majestät. Sie bittet um Eure Nachsicht, dass sie sich nicht zu Eurer Begrüßung erheben kann.“
„Ihr seht allerdings sehr blass aus, Lady Sherard“, bemerkte die Königin trocken und hielt ihre weiße Hand dem Earl zum Kusse hin. „Zweifellos ist das der Schreck.“ In ihren dunklen Augen war keinerlei Empfindung zu lesen, während sie Seraphinas Gesicht abschätzend musterte. „Es ist wahrscheinlich das Klügste, wenn Ihr noch eine Weile hierbleibt.“
„Ich danke Euer Majestät.“ Seraphina stieß die Worte mühsam hervor, denn sie wusste, dass ihre Wangen wie Feuer brannten. Sie warf Heywood einen vorwurfsvollen Blick zu. Wie konnte er nur so sorglos sein! So ungerührt! Es war doch offensichtlich, dass die Königin wusste, was sie gerade im rechten Augenblick verhindert hatte. Und dabei war Elizabeth bekannt für ihre festen moralischen Grundsätze. Ob sie jemanden für deren Verletzung in den Tower werfen ließ? Vielleicht würde die Königin sie für unmoralisch halten und die Eheschließung verbieten? Seraphina wagte einen Blick auf die schlanke junge Frau mit den braunroten Haaren und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Zu ihrer Überraschung nahm Elizabeth jedoch am Ende des Diwans Platz und lächelte ihr zu.
„Wir waren besorgt um Eure Gesundheit nach einer so mutigen Tat, Lady Sherard“, sagte sie liebenswürdig. „Aber Wir sehen, dass die vielseitigen Fähigkeiten Mylord Heywoods Eure Genesung außerordentlich beschleunigt haben …“ Sie ließ diesen Satz im Raume stehen, ehe sie sich dann dem Earl zuwandte. „Eure Talente bieten immer wieder zu Überraschung Anlass, Richard.“
„Es ist gut zu wissen, dass ich Euch noch überraschen kann, Majestät“, erwiderte der Earl höflich und ohne das geringste Anzeichen von Verlegenheit.
Hat er den Verstand verloren, überlegte Seraphina, oder war dieser ganze Albtraum nur ein Trugbild ihrer Sinne? Wie auch immer, das Ganze ging über ihr Begriffsvermögen.
„Aber nicht halb so sehr, wie Wir Euch eben überrascht haben. Darauf würden wir wetten!“ Elizabeth lachte boshaft. Dann wandte sie sich mit der gewohnten Gelassenheit wieder an Seraphina. „Wir sind wirklich froh, dass Euch nichts zugestoßen ist, und Wir würden uns freuen, Euch nach der Hochzeit unter Unseren Damen zu sehen. Würde es Euch Freude machen, den Dienst als Hofdame bei Uns aufzunehmen, Lady Sherard?“
„Ja, natürlich … Ich meine, tausend Dank, Euer Majestät“, stammelte Seraphina. Sie konnte das alles nicht mehr fassen. Anstatt dass man sie bestrafte, wurde sie mit der Ehre belohnt, zur Hofdame der Königin ernannt zu werden. Glücklich schaute sie den Earl an. Sicher würde auch er sich darüber freuen.
Doch Heywood vermied es, sie anzusehen. Sein Herz war wie zu Stein erstarrt. Er wollte Seraphina keinesfalls so nahe bei der Königin haben. Es war zu gefährlich – das Risiko war zu groß. Wenn irgendein Anschlag auf die Königin versucht werden würde, so würde Cecil nicht auf den Beweis von Seraphinas Schuld warten, zumal es ihm, Richard, bis jetzt nicht gelungen war, den Verdacht gegen sie zu entkräften. „Es fällt mir schwer, Euch zu enttäuschen, Majestät“, schaltete sich Heywood hastig ein. „Aber ich beabsichtige, nach der Hochzeit meine Gemahlin auf meinen Landsitz zu bringen. Sie ist an das Landleben gewöhnt, und ich fürchte deshalb, dass es ihr bei Hofe nicht behagen wird … mit Eurer Erlaubnis selbstredend, Majestät.“
Er will mich loswerden nach diesem Zwischenfall! Seraphina war wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte es nicht glauben … wollte es nicht glauben …
„Nun, diese Erlaubnis bekommt Ihr nicht“, entgegnete Elizabeth scharf. „Nachdem Wir gerade miteinander bekannt geworden sind, wünschen Wir, Lady Sherard nunmehr näher kennenzulernen. Im Übrigen nahmen Wir das auch von Euch an.“
„Dann muss sie selbstverständlich am Hof bleiben“, murmelte der Earl verbissen.
„Du lieber Himmel, Richard!“, lachte Elizabeth. „Ihr macht ein Gesicht, als hätte gerade ein Adler Euern Jagdfalken zerrissen. Der Dienst
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