HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Zitadelle besuchte, und hatte rasch herausgefunden, dass sie Jeans Schwester war und nicht seine Buhle. Von da an waren ihm immer neue Vorwände eingefallen, um in dem Steinhäuschen in der Nähe der Burg vorbeizuschauen – für gewöhnlich zu Zeiten, wenn Jean Dienst hatte und nicht dort zu erwarten war.
„Und wann wird gegessen, meine liebreizende Elise? Denn ich muss unbedingt etwas von diesem gerösteten Schwein kosten, unbedingt! Und während wir auf Jean warten, werde ich Euch erzählen, wie ich dazu beigetragen habe, diese Stadt für die englischen Hunde uneinnehmbar zu machen.“
Blanchard machte kein Geheimnis daraus, dass er Elise anziehend fand, und hatte bereits Andeutungen fallen gelassen, dass er sie sogar zu heiraten bereit war. Das war etwas ganz Neues, hatte Jean trocken bemerkt, denn Blanchard galt als Weiberheld und hatte für gewöhnlich ein oder zwei Mätressen in der Stadt. Elise spürte, dass Jean Blanchard nicht mochte, auch wenn er das nicht in Worten ausdrückte. Vielleicht war er der Ansicht, dass er seine Schwester nicht entmutigen sollte? Als ob sie frei wäre, irgendeine neue ehrenhafte Beziehung einzugehen, selbst wenn ihr dieser notorische Prahler gefallen würde, was nicht der Fall war.
„Wir essen erst sehr viel später, Capitaine , und ich fürchte, ich habe Euch nicht eingeladen“, erwiderte sie fest und wandte sich wieder dem Herd zu, um den Inhalt eines Topfes umzurühren, der über dem Feuer hing.
Blanchard lachte lauthals. „So schroff und dickköpfig! Kein Wunder, dass Ihr die Gefangenschaft bei den Engländern überlebt habt!“
Elise fragte sich, wie viel ihr Bruder Alain Blanchard über ihre Zeit bei den Engländern erzählt hatte. Auf einmal fühlte sie Blanchards Hände auf ihren Schultern. Er zog sie an sich.
„Ich mag eine Frau mit Temperament, meine schöne Elise“, sagte er und hob ihren dicken Zopf, um ihr einen feuchten Kuss auf den Nacken zu drücken, während er mit einer Hand ihre Brust zu streicheln begann.
Elise riss sich sofort von ihm los und ergriff den Schürhaken neben dem Herd. „Ich bin nicht Eure schöne Elise, Capitaine Blanchard …“
„Bitte, nennt mich doch Alain“, bat er in schmeichelndem Ton und immer noch nicht überzeugt, dass sein Charme bei ihr versagt hatte. Er hatte stets Erfolg bei Frauen. „Ihr braucht meine Absichten nicht zu fürchten. Ich bin zwar bekannt als Teufelskerl bei den Frauen, aber Euch würde ich die Ehre erweisen, Euch zu meiner Gattin zu machen, ma chère Elise .“
„ Capitaine Blanchard“, entgegnete Elise und umklammerte weiterhin den Schürhaken, „so schwer es Euch auch fallen mag, das zu glauben – ich möchte nichts mit Euch zu tun haben. Ich habe nicht die Absicht zu heiraten, und ich möchte nichts anderes, als in Ruhe gelassen zu werden.“
„Madame, benötigt Ihr mich?“ Gilles war leise durch die Hintertür eingetreten. Er hatte draußen hinter dem Haus Messer geschärft und hielt immer noch – zufälligerweise? – ein großes Schlachtermesser in der Hand.
Blanchards Gesicht wurde dunkelrot vor Wut, als er den Diener musterte. Dann kehrte sein Blick zu Elise zurück. „So, Ihr denkt wohl, Ihr seid zu gut für mich, nachdem Ihr das Bett eines Ritters geteilt habt, wie? Ja, Jean hat mir erzählt, dass Ihr eine Witwe wart und gezwungen wurdet, einen englischen Ritter zu heiraten, als Caen von den Engländern eingenommen wurde – nur, um erneut Witwe zu werden, da auch er im Kampfe fiel.“
Soweit war es die Geschichte, auf die sie sich mit Jean geeinigt hatte, aber Blanchard war noch nicht fertig.
„Was er mir nicht erzählt hat, kann ich mir selbst zusammenreimen: Ich wette, Ihr seid für die Engländer eine Hure gewesen, nichts als eine Hure, und die Zeit wird kommen, wenn Ihr froh sein werdet, auf den Knien zu mir zu kriechen! Aber dann werdet Ihr Euch für mich ohne den Segen eines Priesters hinlegen, Madame Elise!“
Er wandte sich auf dem Absatz um und verließ das Haus. Er schlug krachend die Tür zu, und Elise blickte ihm bleich vor Zorn nach.
Louviers
„Kommt, lasst uns eine Taverne suchen und etwas trinken. Ich brauche einen guten Schluck nach dem, was ich mit angesehen habe“, erklärte Thomas of Clarence grimmig und wandte sich von dem Galgen mit den hängenden Leichen ab.
„Was feiern wir denn, Euer Gnaden? Die Hinrichtung der Kanoniere von Louviers, weil sie ihre Pflicht getan haben? Oder lediglich den erfolgreichen Abschluss einer weiteren Belagerung?“,
Weitere Kostenlose Bücher