HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
niemand wird hinaus oder herein können. Es wird den Bauern nicht mehr möglich sein, ihre Erzeugnisse vom Land in die Stadt zu bringen. Herrin, Ihr müsst aus der Stadt fliehen, solange Ihr es noch könnt! Tut, was Sir Adam Euch geraten hat, und reitet nach Paris. Ich werde mit Euch kommen und Euch beschützen“, versprach Gilles.
Elise war gerührt von seiner aufrichtigen Sorge um sie. Gilles war so gut zu ihr. Nie dachte er an sich selbst. Er war wirklich ihr Schutzengel. Und wahrscheinlich hatte er recht damit, dass sie die Stadt verlassen sollte. Aber die Trägheit, die ihre fortgeschrittene Schwangerschaft mit sich brachte, und die strahlende Sommersonne erschwerten es ihr, sich um irgendetwas außerhalb der Gartenmauer Sorgen zu machen. Ihre Welt hatte sich sehr verengt, und das Einzige, das wirklich für sie noch Bedeutung hatte, war das Kind. Adams Kind.
„Gilles, ich bin viel zu dick und schwerfällig, um jetzt auf die Reise zu gehen!“, sagte sie mit einem leichten Lachen. „Selbst wenn Belle bereit wäre, eine so schwere Last zu tragen, fühle ich mich der Strapaze nicht gewachsen. Ich weiß deine Treue aber zu schätzen. Ich würde es dir kein bisschen verübeln, Gilles, wenn du den Wunsch haben solltest, auf dein Pony zu steigen und fortzureiten, solange es noch möglich ist.“
Gilles ignorierte ihren Vorschlag. „Wenn wir heute Abend aufbrechen, könnten wir noch durch das südöstliche Tor hinauskommen. Wir würden in leichten Etappen reisen. Bitte, Madame, tut, worum Euer Herr Euch gebeten hat …“
„Ich gehe nicht fort, Gilles“, beharrte Elise in dem Ton, den sie für gewöhnlich bei schwierigen Händlern anwendete. Damit hielt sie die Angelegenheit für beendet.
Aber der Zwerg hatte offensichtlich ihren Widerstand vorausgesehen und versuchte es nun auf andere Weise. „Madame Elise, der Herzog von Clarence war der Kommandant, der die Feste eingenommen hat. Das bedeutet, dass Sir Adam höchstpersönlich nur einige Meilen von hier entfernt ist. Wenn Ihr nicht nach Paris reiten wollt, dann lasst uns zu ihm gehen und außerhalb Rouens seinen Schutz für Euch in Anspruch nehmen. Er würde ihn Euch gewähren, Herrin, das wisst Ihr! Selbst wenn er es heimlich tun muss! Er liebt Euch und würde sich vor allem anderen Eure Sicherheit und die seines Kindes wünschen!“
Die Erwähnung von Adam brachte Elise beinahe um ihre Fassung. Adam, ihr Liebster, der Vater des Kindes, das schon kräftig in ihr strampelte – eines Kindes, von dessen Existenz er gar nichts wusste. Wie wundervoll würde es sein, zu ihm zu kommen, so dick und plump sie jetzt auch aussah, und zu wissen, dass er eher sterben würde, als zuzulassen, dass ihr und seinem Kind ein Leid geschah.
Genau. Er würde sein Leben geben, um ihres zu retten. Fast hatte er es bereits getan, als er sie vor dem Zorn des Königs und Coulets Verrat bewahrte. Sogar angenommen, Henry hatte das Alibi geglaubt, das der Herzog of Clarence Adam verschafft hatte, so hatte Adam dennoch seine Chancen, im Dienste des Königs aufzusteigen, gefährdet. Wenn jetzt entdeckt würde, dass er seiner verräterischen französischen Ehefrau half, würde ihn diesmal niemand schützen können. Vielleicht hatte Adam sie auch bereits vergessen, und das würde für ihn das Beste sein. Falls er immer noch gelegentlich an sie dachte, sollte er nur glauben, dass sie in Paris war. Eines Tages würde er sie als das sehen, was sie für ihn sein musste – ein Fehler, den er einmal begangen hatte und nicht wieder machen würde.
Die winzige Kinderkleidung lag vergessen neben ihr. Elise fühlte brennende Tränen aufsteigen, als sie von ihrem Bauch aufblickte, den sie in einer unbewusst schützenden Geste mit beiden Händen umfasst hielt. „Ich kann ihm das nicht antun, Gilles. Ich liebe Sir Adam, und ich werde ihn immer lieben, aber zu seinem eigenen Besten muss ich ihm ermöglichen, ohne mich weiterzuleben.“
Der Zwerg wollte protestieren, doch Elise hob gebieterisch die Hand. „Ich meine es ernst, Gilles. Es ist genug.“
Als Jean am Abend zum Essen zu ihnen kam, hatte auch er die Neuigkeiten gehört und fügte seine Bitten denen von Gilles hinzu, dass Elise sich in Sicherheit bringen sollte, solange sie das noch tun konnte.
„Es wird eine Belagerung geben, Schwester, und keine rasche Kapitulation wie in den anderen normannischen Städten. Die Lebensmittel werden plötzlich sehr knapp werden, vor allem durch all die Flüchtlinge, die vor den Engländern auf dem
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