Historical Exclusiv Band 44
Lächeln durch den Ort zu spazieren. Es war kein Wunder, dass die Männer hinter ihr her waren und die Frauen über sie lästerten.
„Dann kann ich sie gleich selbst befragen, Mrs Thatcher“, meinte Sarah hastig und war froh, sich schnell von der trübsinnigen Frau verabschieden zu können.
Norah trug einen Korb voller Rosinenbrötchen, der im Rhythmus ihrer Schritte mitschwang. „Mistress Fairfax“, begrüßte sie Sarah erstaunt. „Was führt Euch hierher?“
Sarah fühlte eine ungewohnte Scheu, als sie auf das Mädchen zuging. Sie war für Sarah nicht mehr nur irgendeine junge Frau aus dem Ort, sondern die Geliebte ihres Bruders. „Ihr könnt Sarah zu mir sagen“, bot sie ihr zögernd an.
„Gut“, erwiderte Norah. „Was kann ich für Euch tun?“
„Ich bin auf der Suche nach Jack. Habt Ihr eine Nachricht von ihm?“
„Er erzählte mir, dass er Leasworth so lange fernbleiben will, bis der seltsame Edelmann aus London wieder abgereist ist.“
„Ja, das hatten wir so vereinbart. Aber er wollte einen Botengang in den südlichen Teil des Landes erledigen und ist bis jetzt nicht zurückgekommen. Ich bin seinetwegen etwas in Sorge.“
Beunruhigt und schuldbewusst. So fühlte sich Sarah. Sie hatte gestern im Laufe dieses unglaublichen Nachmittags mit Anthony alles um sich her vergessen. Als sie dann in der Nacht endlich zu der Höhle kam, musste sie feststellen, dass es von Jack immer noch kein Lebenszeichen gab. Dem Landvikar war das Feuer während des Schlafes wieder ausgegangen, und er wirkte sehr mitgenommen. Sein Gesicht war fahl. Unter den Augen hatte er große dunkle Ringe. Sarah entzündete das Feuer erneut und verbrachte nutzlose Zeit damit, den Pastor zu überzeugen, dass er medizinische Hilfe benötigte.
Den ganzen Weg nach Hause hatte sie sich Vorwürfe gemacht. Sie hätte die Aktion besser planen sollen und hätte selbst herausfinden müssen, wo Jack geblieben war, statt sich mit Anthony den halben Tag lang im Bett zu vergnügen.
Als sie endlich wieder daheim angekommen war, war es bereits zu spät gewesen, um noch etwas zu unternehmen. Doch am nächsten Morgen lief sie so früh wie möglich zur Höhle und eilte anschließend in das Dorf, um etwas über ihren Bruder herauszufinden.
„Jack ist ein adretter junger Mann, Sarah“, meinte Norah höflich. „Und er ist klug genug, um sich selbst zu helfen“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. „Ich vermute, dass er auf sich selbst aufpassen kann.“
Etwas beruhigt meinte Sarah: „Ich vermute, meine Besorgnis kommt nur daher, weil ich mich jahrelang für ihn verantwortlich fühlte. So eine Gewohnheit ist schwer wieder aufzugeben“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
Norah nickte ihr freundlich zu. „Nun, es gibt da einige junge Frauen, die bereit wären, diese spezielle Aufgabe zu übernehmen, wenn Ihr meine Meinung dazu hören wollt. Ich selbst bin die erste in dieser Reihe. Wie ich schon sagte, ich halte Jack für einen sehr ansprechenden jungen Mann.“
Sie sagte die Worte betont locker, doch Sarah spürte den unterschwelligen Ernst. „Ihr seid mit meinem Bruder eng befreundet“, begann sie das heikle Thema.
Norahs Lächeln verschwand. Sarah bemerkte, dass ihre Unterlippe zitterte. „Jack ist der beste Mann, der mir jemals über den Weg gelaufen ist, Sarah. Er ist nicht wie die anderen – er behandelt mich wie eine Dame.“
Sarah legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. „Er ist begeistert von Euch. Ich merke das jedes Mal, wenn er von Euch spricht.“
„Wenn wir zusammen sind, scheint es, als würde der Rest der Welt nicht mehr existieren.“
Ihre großen braunen Augen standen voller Tränen. Sarah war selbst ganz gerührt. Seit gestern wusste sie genau, was Norah damit meinte. Aber die Wirklichkeit sah anders aus. Machte sie sich nur selbst etwas vor, indem sie glaubte, dass sie und Anthony mehr Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft hätten als Norah und Jack?
Trotz der Versicherung von Landvikar Hollander und Norah, dass Jack doch auf sich selbst achtgeben könnte, wurde Sarah immer stärker von einer Unruhe erfasst, als sie zurück nach Leasworth ritt.
Sie überlegte, ob sie selbst in den Süden nach Cottleswood eilen sollte, fand aber keinen guten Grund für dieses Unternehmen. Jack wartete zweifellos noch darauf, mit den Schmugglern in Kontakt zu kommen. Ihr Auftauchen würde die Verhandlungen nur erschweren. Mein Bruder ist schließlich erwachsen, sagte sich Sarah. Ich muss endlich damit
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