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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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konnte. Manchmal hätte sie wieder mehr Abstand zu ihm finden sollen. Das war ihr heute bewusst. Aber Anthony hatte keine Ahnung von der Existenz ihres Bruders. Vielleicht war jetzt der beste Zeitpunkt dafür, ihm die ganze Wahrheit zu sagen – jetzt, da sie so viel miteinander geteilt hatten.
    „Nein, kein Freund.“
    Anthony unterbrach sie mit einer weiteren Umarmung. „Ach, ich hätte es wissen müssen. Ihr sprecht von Eurem Vater. Ihr seid noch so jung gewesen, als er Euch entrissen wurde. Aber der Bürgerkrieg und seine schrecklichen Begleitumstände liegen lange zurück. Ihr braucht keine Angst mehr zu haben, jemand zu verlieren, an dem Euer Herz hängt.“
    Nachdem er ihren Vater und den Krieg erwähnt hatte, wollte sie ihr Bekenntnis nicht mehr mitteilen. Die Tatsache, dass sie sich in einen Gefolgsmann des Königs verliebt hatte, erschreckte sie. Sie hatte Anthony zwar ihren Körper geschenkt, doch sie war sich nicht sicher, ob sie auch das Leben ihres Bruders von seinem Wohlwollen abhängig machen sollte.
    „Lasst uns von etwas anderem sprechen“, schlug sie vor.
    Anthony richtete sich auf, um sie zu betrachten. Die Nachmittagssonne schien durch die Scheiben und ließ ihre nackte Haut in einem warmen Bronzeton schimmern. Ihr langes, seidig schimmerndes Haar fiel in Locken über die Schultern. Die durch ihr leidenschaftliches Liebesspiel hervorgerufene Rötung ihrer Wangen verblasste langsam wieder. Er zog sie in die Arme und verschloss ihr den Mund mit einem Kuss.
    „Wir müssen nicht darüber reden, Liebste“, flüsterte er anschließend. „Wir müssen überhaupt nicht reden.“
    Der stechende Geruch der Färberei stieg Sarah bereits einige Meter vor der Tür in die Nase. Sie zögerte, bevor sie anklopfte. Sarah kannte den Färber Silas Thatcher und seine Familie schon viele Jahre. Heute war sie jedoch widerstrebend hierhergekommen, um dessen Tochter Norah, die sich seit Kurzem mit Jack eingelassen hatte, zu besuchen. Seit sie nun genau wusste, was ihr Bruder während der Nächte in den Feldscheunen mit dem Mädchen trieb, missbilligte sie diese Verbindung umso mehr.
    Sarah hatte das Geheimnis der Liebe erst gestern an einem langen, wunderschönen Nachmittag, den sie niemals vergessen würde, erfahren. Doch ihre Gefühls- und Gedankenwelt war durch dieses Erlebnis völlig durcheinandergeraten. Bei solchen Ereignissen hätte Sarah sich dringend eine Mutter oder Schwester oder wenigstens eine gute Freundin gewünscht, um sich ihr anzuvertrauen.
    Vielleicht sollte sie Norah von ihrem Abenteuer erzählen. Das Mädchen war in dieser Hinsicht sicher erfahren genug. Sarah lachte kurz auf. Welche Ironie, wenn man sich vorstellte, dass sich die Tochter des großen Puritaners John Fairfax von dem verrufensten Mädchen des Ortes Rat holte. Sarah hob die Hand, um anzuklopfen.
    Norahs Mutter Merry öffnete. Sie war eine vom Schicksal gezeichnete, müde wirkende Frau, die viel zu früh gealtert war. Das Leben hatte es nicht gut mir ihr gemeint. Sie hatte neun Kindern das Leben geschenkt und vier davon schon wieder begraben müssen.
    „Guten Tag, Mrs Thatcher. Ich suche Norah.“
    „Sie ist nicht zu Hause.“ Nicht einmal der Anflug eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht.
    „Nun, eigentlich …“ Sarah machte eine Pause. „Ich bin gekommen, um sie nach meinem Bruder zu fragen. Ist er hier gewesen? Oder könnte Norah wissen, wo er sich gerade aufhält?“
    Mrs Thatcher zuckte die Schultern. „Euer Bruder ist ein hübscher Bursche“, meinte sie nur. „Aber er bringt meiner Tochter nur Unglück. Er wird ihr noch das Herz brechen.“
    Sarah wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Zu ihrer Beschämung musste sie sich eingestehen, dass sie Jacks Liebschaft mit Norah als Zeitvertreib ihres Bruders gesehen hatte – ohne weitreichendere Verpflichtungen für beide. Es war im Dorf wohlbekannt, dass Norah sich oft und gern mit den Männern einließ. Außerdem war sie die Tochter eines armen Färbers, während Jack einer viel höheren Gesellschaftsschicht angehörte.
    „Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr Norah nach ihrer Rückkehr fragen könntet, ob sie etwas über den Verbleib von Jack weiß.“
    Die Frau nickte und wollte die Tür schon wieder schließen, doch dann hielt sie inne und blickte auf die Straße. „Da kommt meine Tochter gerade.“
    Sarah drehte sich um und sah die dunkelhaarige Norah. Die junge Frau hatte die Angewohnheit, mit einem aufreizenden Hüftschwung und einladenden

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