Historical Exklusiv Band 06
unseren Pfeilen ins Schwarze getroffen", brüstete sich Putnam, während Nick ihn in seine Kammer bat.
"Und?" fragte Nick, angewidert von dem verschlagenen Lächeln Putnams.
"Ich habe Euch schon berichtet, dass ich Wat Milford für ein Mitglied der Schmugglerbande halte", begann Percy und rieb sich erwartungsvoll die Hände. "Ich glaube nun, Ihr habt diesen Schurken einen solchen Schaden zugefügt, dass sie zu einem Gegenschlag bereit sind, und dann können wir sie schnappen."
"Ihr habt von einer Warenlieferung aus Frankreich gehört?" fragte er.
"Nein, Mylord, von etwas viel Schlimmerem, möchte ich sagen. Die Schmuggler von Deal planen Gewalt gegen Eure Person, sie wollen Euch umbringen! Ich weiß, wie Ihr wenigstens einen von ihnen fangen und dann alles aus ihm herausholen könnt. Hernach werdet Ihr ihn aufknüpfen als Warnung für die Übrigen, und wir werden den König benachrichtigen und Cromwell, dass …"
"Wer ist es?" unterbrach Nick. "Wat Milford?" Nick hatte während der Unterhaltung Rosalinds Brief zusammengerollt.
"So ist es, Mylord. Wat Milford!"
"Ich wusste es!"
"Also, ich muss Euch sagen, dass ich zu Beginn meiner Tätigkeit als Steuereinnehmer in Kent zunächst gedacht hatte, der Anführer der Schmuggler wäre der frühere Gastwirt, Rosalinds Vater. Aber nachdem er nicht mehr unter uns weilt, ist wahrscheinlich Wat Milford in seine Fußstapfen getreten. Lord Spencer, hört Ihr mich?"
Nick stand wie versteinert. Wat Milford, Mord – das war das eine, das andere, was ihn peinigte, war diese neue Mitteilung über Rosalinds Vater. Konnte nicht ebenso sie die Nachfolge als Anführerin übernommen haben, so wie auch den Gasthof? Es war offensichtlich, dass alle sie achteten und anerkannten, und er war sich schon lange darüber im Klaren, dass der Gasthof der ideale Platz war für geheime Zusammenkünfte und für die Lagerung von geschmuggelten Waren, auch wenn er außer dem Stofffetzen bisher keine Spuren davon entdeckt hatte. Ja, zuzutrauen wäre ihr das durchaus.
"Ich kann Euch sogar sagen", fuhr Percy mit schriller Stimme fort, "wie ich glaube, dass der Anschlag auf Euer Leben vonstatten gehen wird und wie Ihr den Täter überraschen könnt." Nick versuchte, den nagenden Verdacht gegen Rosalind beiseite zu schieben. Es durfte nicht sein – es konnte nicht sein, dass sie an einem Anschlag auf sein Leben beteiligt sein sollte!
"Gut", presste Nick mühsam hervor. "Setzt Euch und berichtet, damit ich Vorsorge treffen kann. Und wenn sich Eure Vermutung als richtig erweist, dann verdanke ich Euch mein Leben."
"Ich tue alles nur aus Liebe zum König, genau wie Ihr, Mylord Spencer. Ihr braucht mir nicht zu danken, keineswegs!"
9. Kapitel
Am nächsten Tag veranlasste Nick Percy Putnam, zu Wat Milford zu gehen und ihm zu hinterbringen, dass Spencer diese Nacht allein zum Gasthof reiten werde. Percy schmückte diese Nachricht eigenmächtig mit der Vermutung aus, Nick beabsichtige, Rosalind auf Abwege zu führen.
Percy war sehr zufrieden mit sich. Obwohl er vorhatte, Nick mit allen Mitteln zu ruinieren und ihn damit loszuwerden, gönnte er die Ehre, das zu erreichen, Wat nicht. Außerdem durfte Spencers Tod dem König keine Veranlassung geben, noch mehr Bewaffnete auszuschicken, um den Aufruhr niederzuschlagen. Sein Plan ging dahin, Nick im selben Augenblick zu Boden zu werfen, in dem er Rosalind und Deal vernichtete. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt musste er sich zunächst Nicks Vertrauen erschleichen, gerade so, wie es ihm bei den Leuten von Deal gelungen war.
Wieder einmal handelte er mit der Kenntnis und dem ausdrücklichen Einverständnis Thomas Cromwells. Seinem Herrn und Meister war die Art, in welcher der König Nicholas Spencer begünstigte, schon immer ein Dorn im Auge gewesen, und jetzt war er insbesondere verärgert über Spencers Absicht, das Marktrecht für Deal beim König durchzusetzen. Das hätte einen ungünstigen Einfluss auf Cromwells Herrschaft über den einträglichen Markt in Sandwich.
So begab sich also Nick auf den Weg zu Wats Falle, aber erst nachdem sich Stephen Delancey mit sechzehn bewaffneten Männern bei Einbruch der Dunkelheit heimlich in dem Gehölz verborgen hatte. Es war ein Leichtes für sie gewesen, Wat zu ergreifen, ehe Nick Schaden zugefügt werden konnte. Das große Messer zum Fischausweiden, das man in Wats Gürtel fand, war Beweis genug für die Richtigkeit dessen, was Putnam berichtet hatte.
Um Mitternacht hatten Nick und Kapitän Delancey damit
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