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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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Nach fünf Jahren unfreiwilligen Dienstes bei der Königlichen Marine war er zurückgekehrt, um zu erfahren, dass seine Familie während der großen Hungersnot gestorben war. Das hatte ihm das Herz gebrochen, und er war im Begriff gewesen, vor Kummer in der Gosse zu ertrinken, als James, den man gerade seines Rangs und seiner Karriere beraubt hatte, auf ihn traf. Burke hatte nichts zu verlieren, so heuerte er bei dem früheren Lieutenant an. Acht Jahre und unzählige Abenteuer später trauerte er noch immer um seine Familie, versuchte aber nicht mehr, seinen Kummer in Alkohol zu ertränken.
    James rutschte an den glatten Handläufen aus Mahagoni unter Deck. Ein rascher Blick auf das Ende des Ganges zeigte ihm, dass die Tür zu seiner Kajüte fest geschlossen war.
    Zumindest war das verdammte Frauenzimmer schlau genug, dort zu bleiben, wo er sie hingebracht hatte. Vermutlich zitterte sie vor Angst und fragte sich, was in Gottes Namen an Deck vor sich gehen mochte. Gut so! Vielleicht würde eine gehörige Portion Entsetzen Miss Abernathy dazu bringen, ihre Nase zukünftig in der Mission zu lassen.
    Er platschte mit seinen Stiefeln durch das Wasser, das der Sturm hereingedrückt hatte, und eilte zur Offiziersmesse. An dem Geruch verbrannten Fleisches, der von dorther kam, erkannte er, dass der Koch die Schulterwunde bereits ausgebrannt hatte. Er hoffte nur, dass der Hieb gegen den Kopf nicht den Schädel des ersten Maats zertrümmert hatte. James' eselsohrige Ausgabe von The Ship Captains Medical Guide bot wenig Hilfe bei Kopfverletzungen.
    Mit zwei langen Schritten erreichte er die Offiziersmesse. An der Schwelle blieb er wie angewurzelt stehen, als sein Blick auf eine unverkennbar weibliche Gestalt in blauen Baumwollhosen fiel, die sich über den Mann beugte, der auf dem Tisch lag.
    "Zum Teufel!" entfuhr es ihm.
    Sarah beachtete seinen Ausruf gar nicht.
    "Ich habe Sie gewarnt vor dem, was geschehen wird, wenn Sie Ihr Quartier verlassen!" begann James und betrat den Raum.
    Sarah drehte sich um und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. Erst da bemerkte er den großen roten Blutfleck vorn auf ihrem Kleid.
    "Ja, ja ich weiß", fuhr sie ihn an. "Sie werden mich nackt ausziehen, mich an den Mast binden und mich dann auspeitschen. Aber ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie damit warten würden, bis ich den Kopf dieses Mannes wieder zusammengenäht habe."

5. Kapitel
     
    Sarah wandte dem Kapitän den Rücken zu und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Sie nahm die Nadel in ihre blutverschmierten Finger und stach sie in die zerfetzte Haut. Sie schob und zog und versuchte, nicht zusammenzuzucken, wenn der dicke schwarze Faden sich nicht durch das Loch ziehen lassen wollte. Dann presste sie die Lippen aufeinander und zog noch kräftiger.
    Der Mann auf dem Tisch erstarrte. "Sind Sie … bald fertig, Mädchen?"
    "Gleich, Mr. Burke", versicherte Sarah ihm.
    Der erste Maat nickte und nahm noch einen Schluck aus der braunen Glasflasche in seiner Hand.
    Der Geruch von Rum, Schweiß und verbrannter Haut stieg beißend in Sarahs Nase. Sie holte tief Luft und zog die Wunde an der Schläfe des Mannes ein weiteres Stück zusammen.
    "Ein paar Stiche nur noch", versprach sie leise und stach die Nadel noch einmal in die Haut.
    Straithe stand ganz nahe an ihrem Ellbogen, viel zu nahe für ihren Geschmack, und beobachtete sie. Sarah versuchte, nicht an ihn zu denken, aber seine Nähe beeinträchtigte ihre Konzentrationsfähigkeit.
    Zum Teufel mit dem Mann! Sie würde ihm seine Drohungen nicht so bald verzeihen – und auch nicht die Art, wie er sie Brot und Wasser und der Angst vor dem überlassen hatte, was da an Deck geschah.
    Sarah erinnerte sich an ihren entsetzten Schrei, als der Kanonendonner über das Wasser hallte. Es war ihr nicht entgangen, dass die Kugel eingeschlagen war, sie hatte die Schreie der Männer gehört und auch das Krachen, als der Mast auf das Deck gefallen war. Wie ein Feigling hatte sie sich in die Kabine zurückgezogen und nicht gewusst, was sie tun sollte. Außer beten natürlich, was sie sehr nachdrücklich getan hatte.
    Mitten in ihrem Gebet hatte sie ein Stöhnen im Gang gehört. Sie hatte ihre Angst niedergerungen und gelauscht. Das nächste Stöhnen hatte sie auf die Beine gebracht. Trotz der Drohung des Kapitäns hielt sie es in der Kabine nicht länger aus. Sie hatte ihre Mutter im Kindbett gepflegt, alle Krankheiten in der Familie bekämpft und ihren Vater zu oft begleitet, um jetzt nur dazusitzen,

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