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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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die versuchte, ihnen den Weg abzuschneiden.
    Seit in der Handelssaison Schiffe aus aller Welt in Richtung Kanton fuhren, stürzten sich Piraten wie Haie auf die Kauffahrer. Jedes Jahr fiel eines von drei europäischen Schiffen den Marodeuren zum Opfer, ihre Fracht wurde übernommen und die Mannschaft mit durchschnittener Kehle über Bord geworfen. Aus diesem Grund hatte James sein Schiff extra mit Kanonen ausgerüstet. Die schnelle Phoenix war fast jeder Dschunke in diesen Gewässern an Schnelligkeit und Bewaffnung überlegen.
    James brauchte nicht sein Fernrohr, um zu erkennen, dass das Schiff, das hier auf sie zukam, schwerer bewaffnet war als die meisten anderen. Sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken an das bevorstehende Gefecht. Er besaß genug Vertrauen in die Manövrierfähigkeit seines Schoners und das Können seiner Mannschaft, um zu wissen, dass er beidrehen und den Gegner versenken könnte. Doch …
    Sein Gedankenflug wurde plötzlich unterbrochen. Er hatte einen Passagier an Bord. Einen unwillkommenen zwar, aber einen, den er dennoch keinen unnötigen Risiken aussetzen wollte.
    Zum Teufel mit dieser Frau!
    Mit finsterer Miene drehte James sich zu seinen Männern um. "Hisst die Segel! Zeigen wir diesem Reisschlepper unser Heck."
    Die Gesichter der Männer spiegelten mehr oder weniger starke Überraschung wider. Nie zuvor war die Phoenix einem Kampf aus dem Wege gegangen, schon gar nicht gegen einen Feind, der anderen Schiffen nachjagte. Jeder Seemann, der auf sich hielt, würde ein Piratenschiff lieber versenken, als vor ihm zu fliehen. Aber trotzdem wagte nur der erste Maat es, James' Befehl infrage zu stellen.
    "Stürzen wir uns nicht auf ihn, Captain?" wollte Liam Burke wissen.
    "Nein, das werden wir nicht tun."
    Als der Ire die Stirn runzelte, deutete James mit einer Kopfbewegung auf die Luke, die zu den Quartieren der Offiziere führte. Liam Burke erfasste die Situation sofort. Er drehte sich um und brüllte der Mannschaft die entsprechenden Befehle zu.
    "Ihr habt den Captain gehört. Smith, heizen Sie den Kessel an. Hardesty, halten Sie Ihre Männer bereit, die Segel zu hissen."
    Da der erste Maat dafür bekannt war, seine Fäuste einzusetzen, wenn die Mannschaft sich für seinen Geschmack nicht schnell genug bewegte, beeilten sich alle, seine Befehle auszuführen.
    James verfluchte den verschwundenen Missionar und seine älteste Tochter gleichermaßen kraftvoll und beriet sich mit dem chinesischen Lotsen. Wang Er sah enttäuscht aus, als er einen Kurs festlegen sollte, der die Phoenix außer Reichweite ihrer Verfolger brachte, aber er gehorchte, ohne Fragen zu stellen.
     
    Der Kapitän der Dschunke verstand sein Handwerk und riskierte viel, um sich seine Beute nicht entgehen zu lassen. Unter vollen Segeln kam er nahe genug an die Phoenix heran, um die schwerste seiner Kanonen abzufeuern.
    Die Kugel durchschlug die Takelage und stürzte auf das Deck, wo sie eine Fontäne aus Splittern aufwirbelte. Die Mannschaft der Phoenix war unbeeindruckt, heulte höhnisch auf und rief ihren Verfolgern Obszönitäten zu. James warf einen Blick auf die beschädigten Segel und wusste, sie würden halten. Er rief seinen Männern zu, wachsam zu sein, und hielt das Schiff hart am Wind.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte James, dass sein erster Maat taumelte. Ein Holzstück von einem Fuß Länge ragte aus Liam Burkes Schulter. Unmittelbar über ihm senkte sich der durch die Kugel beschädigte Mast bedrohlich.
    "Liam! Runter mit dir, Mann!"
    James' Warnruf erscholl einen Augenblick zu spät. Der stürzende Mast versetzte Burke einen Hieb gegen den Kopf, und der Maat sank geräuschlos in sich zusammen.
    "Bringt ihn unter Deck!" brüllte James.
    Übelkeit erfasste ihn, als er die Phoenix hart an den Wind führte. Die erste Böe fing sich in den Topsegeln, dann im Großsegel. Der Schoner schien sich fast über die Wellen zu erheben und glitt dahin wie eine Seemöwe.
    Innerhalb weniger Minuten hatte die Mannschaft die beschädigten Teile der Schiffsaufbauten vom Deck entfernt. Es dauerte kaum länger, bis die Dschunke so weit hinter ihnen lag, dass James das Ruder dem Steuermann zurückgeben und selbst unter Deck gehen konnte.
    Die Sorge um Burke bereitete ihm Unwohlsein. Der Ire war mehr als nur sein Stellvertreter. Er war der einzige Mensch, den James als seinen Freund ansah.
    Liam Burke war Schmied gewesen, bis man ihn aus einem Pub in Dublin schanghait hatte. Er hatte eine Frau und drei Kinder zurücklassen müssen.

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