Historical Exklusiv Band 06
Begegnung. Jetzt betrachtete er dies allerdings als persönliche Herausforderung. Schließlich wusste er, wie weich und warm sie sich anfühlen konnten, und …
"Ich brauche etwas zum Anziehen, wenn wir an Land gehen", unterbrach sie seine Gedanken. "Ich kann nicht in dieser Kleidung ausgehen, wenn wir uns nicht verdächtig machen und – wie drücktest du dich aus? – 'nach Macao hineinund wieder hinausschlüpfen' wollen."
Er sah sie misstrauisch an. "Ich dachte, du wolltest weder hinein noch hinausschlüpfen, genauso wenig, wie du es wünschst, von mir nach England begleitet zu werden."
"Das will ich auch nicht, aber ich hatte genügend Zeit, um über die Lösung nachzudenken, die du für unser Dilemma vorschlugst."
Sie faltete die Hände. Er sah, dass die Haut über den Knöcheln weiß wurde, so fest presste sie die Finger zusammen, und erkannte, dass sie nicht so ruhig war, wie sie ihn glauben machen wollte.
"Wenn du darauf bestehst, das Versprechen, das du meinem Vater gegeben hast, zu erfüllen …"
"Ich halte mein Wort, Sarah, wenn ich es einmal gegeben habe."
Sie hob den Kopf. "Dann werde ich dich auf das Festland begleiten, um meine Familie zu holen und all die Dinge, die wir mitnehmen können. Und Sie, Sir, können diejenige Abernathy-Schwester zur Frau nehmen, die Sie haben wollen – und die Sie dazu überreden können, Sie zu heiraten."
Verblüfft ließ James die Arme sinken. "Was, zum Teufel, redest du da?"
"Bitte drücken Sie sich in meiner Gegenwart nicht so vulgär aus, und bitte auch dann nicht, wenn mein Bruder und meine Schwester an Bord sind."
James war nicht sicher, was ihn mehr verwirrte, die Tatsache, dass sie auf einen Plan eingegangen war, den er nur vorgeschlagen hatte, um ihren Zorn zu erregen und sie von ihrer Trauer abzulenken, oder die Tatsache, dass sie stocksteif dastand und ihm Vorhaltungen machte wegen seiner Ausdrucksweise, als hätte sie nicht selbst am Tage zuvor noch viel schlimmere Worte benutzt.
"Und jetzt zu der Frage meiner Bekleidung", fuhr sie fort, während er sie nur stumm anstarren konnte. "Ich denke, es wäre am besten, wenn ich an Land chinesische Kleider trage, wie damals, als ich an Bord kam. Wenn du eine Tunika und einen Hut von einem der Bootsmädchen kaufen könntest, dann werde ich mich rasch umziehen und dich zur Mission begleiten."
Der vollkommene Mangel an Emotionen in ihrer Stimme durchdrang endlich James' Starre. Sie hatte etwas vor. Es konnte gar nicht anders sein.
"Zum Teufel mit Tunika und Hut. Was hast du ausgeheckt, Sarah?"
"Nichts. Ich füge mich nur deinen Plänen", erklärte sie mit ruhiger Stimme.
"Ich kenne dich viel zu gut, um dir das zu glauben." Er trat zu ihr und sah sie mit gerunzelter Stirn an. "Gestern noch hast du von meinem Plan gar nichts gehalten. Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?"
Sie sah ihn offen an. "Ich denke, mein Vater hatte vielleicht Recht. Du kannst errettet werden, James Kerrick."
"Verdammt, das will ich gar nicht."
"Was willst du dann?"
Die Frage traf ihn wie ein Keulenschlag. Ja, was wollte er? Vor ein paar Wochen hätte er noch gesagt, er wollte nur guten Wind in den Segeln und eine willige Frau in seinen Armen, wenn er an Land ging. Vor ein paar Tagen noch war es sein einziger Wunsch gewesen, Sarahs vermissten Vater zu finden, beide nach Macao zu bringen und sie dann endgültig loszuwerden.
Jetzt dagegen …
Jetzt wollte er mehr. Mit einer Heftigkeit, die in seinen Lenden schmerzte und ihn die Hände zu Fäusten ballen ließ, wollte er sie in die Arme nehmen, ihre Lippen schmecken, sie auf seine Koje werfen und die Freuden ihres hinreißenden Leibes kosten.
Aber er wollte Sarah nicht durch eine Ehe an einen Mann binden, der kein Ansehen besaß, keine Heimat hatte außer einem Steinhaufen an einer stürmischen Küste und dessen Vermögen vermutlich kaum ausreichte, die Verluste dieser Reise zu decken.
Sie verdiente etwas Besseres. Etwas viel Besseres.
"Ich will nur das Versprechen erfüllen, das ich deinem Vater gab", meinte er schließlich.
"Das sollst du auch."
Der schmerzliche Ausdruck in ihren Augen versetzte ihm einen Stich. Verdammt, das hier lief nicht so, wie er es geplant hatte. Ohne zu wissen, wie es dazu gekommen war, befand er sich plötzlich auf dem Rückzug.
"Sarah, hör mir zu. Ich habe nur vorgeschlagen, das Angebot deines Vaters, eine seiner Töchter zu heiraten, anzunehmen, um dich zu schockieren."
"Das ist dir hervorragend gelungen", gab sie zurück.
"Ja, das
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