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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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heraus. Ihre Stimme klang rau vom Salzwasser.
    "Wo bist du verletzt?"
    Wie benommen hob sie die Hände. James fluchte, als er die blutigen Verletzungen sah, die sie sich beim Hinabgleiten an dem Schiffstau zugezogen hatte. Er griff wieder nach ihren Röcken, und der nasse Unterrock gab schon beim ersten Ziehen nach. Rasch riss er zwei lange Stoffstreifen ab. Während das Boot zu schaukeln begann und der erste Regenschauer auf sie herniederrauschte, verband er ihre Hände, so gut er es vermochte. Dann drehte er sich um und griff nach einer Holzkiste, die unter der hinteren Bank verstaut war. Mit zusammengepressten Lippen betrachtete er den Namen, der darin eingebrannt war.
    Phoenix. Der mythische Vogel, der sich erhob aus seiner eigenen Asche. Ein passendes Symbol für einen Mann, dessen Karriere in der Marine unehrenhaft geendet hatte. Der von seinem Bruder verstoßen worden war. Passend zum Namen hatte der Schoner James' Wiedergeburt bedeutet. Jetzt schien es, als würde die Seekiste, die diesen Namen trug, ihn noch einmal das Schicksal besiegen lassen.
    Rasch löste er den Haken, der den Deckel hielt. Das Erste, was er in den Jahren auf See gelernt hatte, war, dass das Überleben oft von den einfachsten Sicherheitsvorkehrungen abhing. Als Kapitän hatte er darauf bestanden, dass die Rettungsboote sämtlich mit Trinkwasser und Zwieback, einem Segel und einem Tau ausgerüstet wurden. Der Sturm hatte sie beinahe erreicht, daher würde er weder den Mast aufstellen noch die Segel setzen, aber die Taue konnten Sarah vielleicht vor einem Seemannsgrab bewahren.
    Mit lauter Stimme, um das Rauschen des Regens und das Klatschen der Wellen zu übertönen, rief er ihr Anweisungen zu, während er das Tau um ihre Taille schlang.
    "Hör mir zu, Sarah. Es wird hier bald sehr rau zugehen. Wenn das Boot kentert, wird es kurz untergehen, aber gleich darauf wieder an die Wasseroberfläche kommen."
    Falls die Wellen es nicht zerschmettern, dachte er bei sich. Oder die Strömung es nicht gegen eines der Korallenriffe drückt, die diese Gewässer so gefährlich machen. Oder …
    Er verdrängte schnell die endlosen Möglichkeiten für irgendwelche Katastrophen aus seinen Gedanken. Rasch knüpfte er einen Knoten, der sich leicht lösen lassen würde, wenn Sarah sich befreien wollte, befestigte das andere Ende des Taues an der mittleren Bank, lehnte sich zurück und lächelte breit.
    "Sind Sie nun bereit für das nächste Abenteuer, Miss Abernathy?"
    Sie sah ihn an, das mitgenommenste Geschöpf, das James jemals gesehen hatte. Das nasse Haar klebte ihr am Kopf und fiel strähnig über ihren Rücken, ihr Gesicht war noch immer von unnatürlicher Blässe, das schwarze Kleid zerrissen, so dass ihr Hals und ein Arm entblößt waren.
    Es schmerzte James zu sehen, wie sie sich mühsam zwang, sein Lächeln zu erwidern. "Nicht im Geringsten, aber ich vermute, mir wird nichts anderes übrig bleiben."
    Nie zuvor war er einer Frau wie ihr begegnet.
    "Da hast du allerdings Recht", erwiderte er heiter und packte die Ruder. "Also, auf geht's, Liebste."

12. Kapitel
     
    Sarah öffnete die Augen, und gleißend helles Licht blendete sie. Sofort schloss sie die Lider wieder.
    Jetzt tanzten rote statt weißer Lichter vor ihren Augen. Ihr Kopf schmerzte, in ihren Ohren rauschte es. Sie wusste nicht, ob Minuten oder Stunden vergingen, ehe sie den nächsten Versuch wagte. Vorsichtig hob sie die Lider einen Spaltbreit und spähte durch ihre salzverkrusteten Wimpern.
    Allmählich ließ die blendende Helligkeit nach, und ihr Blick fiel auf einen makellos blauen Himmel. Möwen. Eine Bewegung, seitlich von ihr, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sarah runzelte die Stirn und versuchte, den Kopf zu drehen.
    Dabei stellte sie fest, dass sie flach auf einem weichen Untergrund lag. Es raschelte, wenn sie sich bewegte, und sie war umgeben von einem Geruch, der sie an Terpentin erinnerte. Wie seltsam, dachte sie. Wie außerordentlich seltsam.
    Wieder runzelte sie die Stirn und öffnete die Augen etwas weiter. Es war etwas Grünes, das sich am Rande ihres Blickfeldes bewegt hatte. Palmen, stellte sie mit einiger Mühe fest. Die größten, die sie jemals gesehen hatte. Sie schienen bis in den Himmel zu reichen.
    Unfähig, sich zu bewegen, lag sie da und starrte die Bäume an. Allmählich drangen andere Erkenntnisse in ihr Bewusstsein vor. Das Rauschen stammte von den Wellen, die gegen den Strand schlugen. Die Mangoblätter, die ihr Lager bildeten, strömten den seltsamen Geruch

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