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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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viele Jahre in China verbracht hatte, wusste Sarah, dass die großen, hochseetauglichen Dschunken, die diese Gewässer befuhren, dreieckige Segel benutzten. Nur europäische Schiffe benutzten quadratische Segel. Erleichterung erfasste sie.
    "Also ist es kein Piratenschiff?"
    "Ich weiß es nicht."
    James stand auf und zog sie mit sich hoch. Mit zusammengepressten Lippen starrte er auf den allmählich heller werdenden Horizont. Sarahs Herz machte einen Sprung, als sie endlich den schemenhaften grauen Umriss erkennen konnte.
    "Ich sehe die Segel! Und … und den Umriss des Rumpfs! Es ist groß! Es muss eine Brigg sein oder eine Bark."
    "Es ist eine Fregatte."
    In ihrer Aufregung merkte Sarah nicht, dass James' Stimme gepresst klang.
    "Sie hat den Kurs geändert", sagte er leise. "Sie kommen direkt auf unsere Insel zu. Der Ausguck muss den Schaum auf den Wellen am äußeren Riff gesehen haben."
    Er starrte noch einen Moment länger in die Ferne, dann bückte er sich plötzlich und hob ihr nasses Kleid auf.
    "Es wird Zeit für mich, das Versteck für dich zu graben."
    Er eilte zum Strand und zerrte Sarah hinter sich her. Sie stolperte ihm nach, im Laufschritt, um mit ihm mithalten zu können.
    "Sollten wir nicht warten, bis wir ihre Flagge sehen? Es könnten Briten sein oder Franzosen oder …"
    "Ich muss die Flagge nicht sehen. Ich sehe die Masten. Oder was davon übrig ist. Das Bramsegel fehlt, Sarah, und auch der Topmast. Sie wurden abgeschossen."
    "Abgeschossen?" Erschrocken blickte sie sich um. "Aber sie hat noch Segel gesetzt."
    "Ja, aber wer segelt sie? Die eigene Besatzung oder die, die sie beschossen hat? Bis wir darüber Gewissheit haben, wirst du dich versteckt halten."
     
    Sarah hatte sich in den ersten Tagen nach ihrem Schiffbruch und der Landung auf dieser Insel viele Abschiedsszenen ausgemalt, aber niemals hatte sie sich vorgestellt, ihre letzten Stunden hier begraben unter Schichten von Erde und Laub verbringen zu müssen.
    Sie versuchte, bei dem Gedanken daran nicht zu erschauern, und lief neben James her. Sie vermieden den Pfad, den sie mit Palmblättern und faulenden Pflanzen abgedeckt hatten, und bahnten sich ihren Weg durch das Dickicht. Nach kurzer Zeit hatten sie einen dunklen, feuchten Platz im tiefsten Waldesinnern erreicht.
    "Das hier wird genügen."
    James sank auf die Knie. Er benutzte einen scharfen Stein, den er vom Strand mitgebracht hatte, um ein Loch in den feuchten Boden zu graben. Sarah ließ sich neben ihm nieder. Mit zitternden Händen half sie ihm, so gut sie konnte. Bis die ersten Sonnenstrahlen durch die Zweige über ihren Köpfen fielen, hatten sie einen schmalen Tunnel gegraben.
    "Darin solltest du es bequem haben", erklärte James mit einer Gelassenheit, die an ihren angespannten Nerven zerrte.
    Sarah erhob sich und wischte sich die Erde von den Händen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie ihr Versteck begutachtete. Es sah zu sehr einem Grab ähnlich, als dass sie sich darin auch nur ein bisschen wohl fühlen könnte.
    "Zieh dich an", befahl James kurz. "Und dann hinein mit dir."
    Als sie sich für seinen Geschmack zu langsam bewegte, nahm er ihr das Kleid aus den Händen und schüttelte es aus. Ein muffiger Geruch stieg Sarah in die Nase, als sie in das zerfetzte Kleid stieg und es hochzog. Es hing lose an ihr herunter. Allem Anschein nach hatte sie zusammen mit ihrer Tugend und ihrer Jungfräulichkeit auch noch Gewicht verloren. Rasch schloss James die Knöpfe an ihrem Mieder, dann umfasste er ihre Arme.
    "Ich komme zu dir, Sarah, sobald ich weiß, ob es sich bei der Besatzung um Freund oder Feind handelt."
    Sie legte die Handflächen an seine Brust. Unter ihren zitternden Fingern fühlte sie seinen Herzschlag. Sie kannte diesen Mann zu gut, um den Rhythmus nicht deuten zu können. Die Gedanken an den bevorstehenden Kampf beschleunigten seinen Schlag.
    "Versuch nicht, allein mit ihnen fertig zu werden, James! Bitte! Versteck dich hier zusammen mit mir."
    "Das kann ich nicht, Sarah. Ich muss nachsehen, wer sie sind und was sie vorhaben."
    "Falls es zu einem Kampf kommt – schwöre mir, dass du mich dir helfen lässt."
    "Sarah …"
    "Schwöre es! Gib mir dein Wort!"
    Einen Augenblick lang, einen einzigen Moment lang, den Sarah niemals vergessen würde, huschte ein Lachen über sein Gesicht.
    "Was ist das? Glaubst du am Ende doch noch, dass ich mein Wort halten werde?"
    "Ja! Ja! Und jetzt schwöre es."
    Er holte tief Luft. "Falls es zu einem Kampf kommt, werde ich dich

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