Historical Exklusiv Band 36
nicht daran gedacht, sich wieder zu verheiraten. Ich wünsche, dass er in dieser neuen Ehe mehr Glück findet.“
Genevra antwortete mit einem offenen, klaren Blick. „Mylord, das wusste ich nicht. Ich danke Euch, dass Ihr mir das sagtet.“ Dabei dachte sie daran, wie sehr St. Aubin seine Frau geliebt haben musste, dass er ihr so lange die Treue hielt.
„Ich wollte, dass Ihr euch dessen bewusst seid. Ah! Da ist er ja!“ Northempston verstummte, als St. Aubin zu ihnen trat. „Robert, mein Sohn, ich bete zu Gott, dass Ihr beide Euer Glück in dieser Verbindung findet.“
„Seid bedankt, Mylord. Wir sind Euch für Eure Vermittlung dankbar. Ich gedenke nach der Hochzeit nach Merlinscrag aufzubrechen. Ich sollte mich mit dem Land, das meine Gemahlin in die Ehe einbringt, vertraut machen.“
„Das sollt Ihr.“ Der Earl wandte sich mit einem gütigen Lächeln an Genevra. „Gefallen Euch die Kleider, die die Frauen für Eure Hochzeit nähen?“
Genevra versuchte, die Glückseligkeit, die ihr ganzes Wesen erfüllte, zu verbergen, und verbeugte sich leicht. „Eure Großzügigkeit überwältigt mich, Mylord. Eine neue Ausstattung ist mehr, als ich erwartet hatte.“
„Doch war es dringend notwendig. Ihr besitzt nichts, um ein neues Leben darin zu beginnen, und Euer Onkel hat seine Hand fest auf seiner Börse. Ich kann Euch doch nicht in Eurer klösterlichen Kleidung vor den Altar treten lassen!“
„Ich danke Euch, Mylord. Was ich trage, sind die abgelegten Kleider meiner Tante. Jedoch“, fügte sie mit einem schelmischen Lächeln hinzu, „bezweifle ich, dass ich in Merlinscrag viel Gelegenheit haben werde, diese prachtvollen Gewänder zu tragen. Die Burg liegt abseits auf einer sturmumbrausten Klippe.“
„Ihr kennt sie?“
„Als kleines Kind, vor meiner Mutter Tod, war ich dort. Ich kann mich kaum erinnern. Nur die stürmische See und der Wind sind mir im Gedächtnis geblieben. Man hat mir jedoch viel davon erzählt.“
„Nun, Robert!“ Northempston schlug seinem Schützling auf die Schulter. „Ihr werdet dafür Sorge tragen, dass Eure Gemahlin für alle Gelegenheiten passend ausstaffiert ist!“
„Das werde ich, Mylord. Ihr wart mehr als großzügig, ich aber bin reich genug, um dafür zu sorgen, dass es meiner Gattin an nichts mangelt.“
Genevra erwartete, dass Northempston dieser stolzen Behauptung etwas entgegnen würde, doch er schwieg. Stattdessen schien er amüsiert, wie in Bewunderung über St. Aubins selbstsichere Haltung.
Er gab St. Aubin einen kräftigen Schlag auf die Schulter. „Ausgezeichnet! Aber vergesst Euren Erben nicht, mein Sohn. Sobald Eure Gemahlin guter Hoffnung ist, müsst Ihr auf Euren Stammsitz in Thirkall zurückkehren, damit der Knabe dort geboren wird.“
Genevra konnte nicht verhindern, dass ihr wieder das Blut in die Wangen stieg, doch sie brachte ein Lächeln zustande. „Wir könnten eine Tochter haben, Mylord.“
„Das könnte sein. Doch gleichviel, ob Knabe oder Mädchen, vergesst nicht, mich die Geburt wissen zu lassen.“
„Ihr seid der Erste, nach meiner Mutter, sollte sie nicht anwesend sein, dem wir Mitteilung machen werden“, versprach Robert.
Northempston nickte wohlwollend und wandte sich ab. Für einen Augenblick waren beide allein.
„Eure Mutter wird unserer Hochzeit nicht beiwohnen, Mylord?“, fragte Genevra.
„Nein. Die Reise ist zu anstrengend für sie, und meine Schwester Alida ist blind. Die Abmachung wurde auch in aller Eile geschlossen. Ich habe ihnen meinen Entschluss, mich wieder zu verheiraten, noch nicht mitgeteilt.“
„Sie wissen nichts davon?“, wiederholte Genevra mit Erstaunen.
„Ich wollte ihnen die beschwerliche Reise nicht aufbürden“, antwortete Robert knapp. „Ich werde eine Nachricht senden, sobald die Hochzeit vollzogen ist.“
„Lady St. Aubin wünschte doch sicherlich …“
„Ohne Zweifel“, unterbrach er sie barsch. „Ich wollte ihr ersparen, sich zu einer gefahrvollen und mühsamen Reise zu zwingen.“
Genevra blickte unter ihren Wimpern zu ihm empor. Es klang, als wünschte er nicht, dass seine Mutter oder seine Schwester bei der Hochzeit anwesend waren. Schämte er sich seiner Braut? Oder sollte sie ein altes Familiengeheimnis entdecken müssen? Schämte er sich ihrer?
„Habt Ihr noch andere Verwandte?“, fragte sie zögernd.
„Einen Bruder namens Drogo.“
„Kann er nicht an Eurer Seite sein?“
„Ich bin vollkommen in der Lage, mich ohne Unterstützung irgendeines Mitgliedes
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