Historical Exklusiv Band 36
Nähe. Während der Reise hatte er sich von ihr ferngehalten, denn er wollte nicht, dass sein übermäßiges Verlangen Besitz von ihm ergriff.
Seine Sehnsucht jedoch wurde mit der Zeit nicht geringer. Eher hatte sich seine Begierde noch gesteigert. Vergangenen Abend hatte er sich gesagt, dass er nach so langem Entsagen es sich gönnen dürfe, mit ihr zu schlafen. Die heiße Wallung seiner Gefühle ließ ihn kaum seine Erregung verbergen. Doch sie war nicht bereit für ihn.
Er hoffte, seine Enttäuschung verbergen zu können, als sie es ihm sagte. Einen schrecklichen Augenblick lang schlug seine Enttäuschung in Wut und Verdacht um. Benutzte sie dieses weibliche Unwohlsein als Entschuldigung, um ihn fernzuhalten? Diese Zweifel jedoch währten nur kurz. Zu unschuldig war ihre Entschuldigung, zu beschämt war sie ihres Zustandes wegen. Der Zorn aber war geblieben, Zorn gegen das Schicksal, das ihm diese Entsagung auferlegte, nicht Zorn gegen seine Frau.
Offensichtlich hatte sie gewünscht, das Bett mit ihm zu teilen.
Das hatte er nicht gewollt. Es wäre für ihn zu schmerzhaft gewesen, und sie hätte entdeckt, wie sehr er sie begehrte. Also hatte er eine schlaflose Nacht auf einem harten Strohsack in der Kammer verbracht und sich danach gesehnt, mit irgendeinem anderen Weib seine körperliche Begierde zu stillen. Er kannte niemanden hier in der Burg und konnte auch nicht fragen, ohne Mutmaßungen zu erwecken oder misstrauische Blicke zu ernten. Außerdem hatte er vor Gott geschworen, ihr treu zu sein bis ans Ende seiner Tage. Zwar nahmen viele Männer diesen Schwur nicht allzu ernst, doch er dachte anders darüber.
Zudem begehrte er seine Frau wie kein anderes Weib. Er bedauerte, dass er zu verärgert gewesen war, um Genaueres zu erfragen. Nun wusste er nicht einmal, wann sie wieder für ihn bereit war.
Die Gelegenheit zu dieser Frage kam rascher, als er erhofft hatte. Meg hatte für einen Botengang das Gemach verlassen, und Genevra aß das frisch gebackene Brot. Obwohl Alan im nächsten Raum war, könnte er leise gesprochene Worte nicht hören.
Er blickte von den Briefen auf, auf die er seine Gedanken so schwer lenken konnte. „Mylady“, begann er, „wollt Ihr mir sagen, wann Ihr wieder von Eurer weiblichen Unpässlichkeit erholt sein werdet?“
„Nicht heute und nicht morgen“, entschuldigte sich Genevra errötend. „Die Nacht danach sollte alles wieder gut sein.“ Einen Augenblick lang zögerte sie, brach das Brot mit zitternden Fingern, als er stillschweigend diese schlechte Nachricht aufnahm. Doch dann sprach sie beinahe atemlos weiter. „Wäre es nicht möglich, trotzdem das Bett mit mir zu teilen? Ich habe keine Einwände dagegen, und ich hasse den Gedanken, dass Ihr die Nacht in der unbequemen Kammer verbringen müsst.“
Robert konnte nur mit Mühe seine Gefühle zügeln. War er nun ein Mann oder eine armselige Kreatur, unfähig sich zu beherrschen, dass er sich fürchtete, seiner Frau nahe zu sein, weil er ihren Körper so sehr begehrte? Natürlich konnte er neben ihr schlafen, ohne sie zu berühren! Dies wäre eine heilsame Übung in Selbstzucht, und der Beweis, dass sie nicht die Macht hatte, ihn zu versklaven. Er hatte schon früher Beziehungen zu Frauen gehabt, ohne einen Narren aus sich zu machen. Sie war nicht anders als die anderen.
Doch, sie war anders. Es gab etwas, das ihm die Aussicht, seiner Frau so nahe zu sein, ohne sie zu besitzen, schmerzvoll erscheinen ließ.
Er rief sich zur Ordnung, und seine Worte klangen schärfer als beabsichtigt. Die Aussicht, noch zwei weitere Nächte wie die Letzte zu verbringen, war nicht sehr angenehm. „Der Strohsack ist ein prunkvolles Bett, verglichen mit denen, worauf ich manchmal in Kriegszeiten schlief. Ich werde warten, bis Ihr nicht mehr unpässlich seid, Frau“, antwortete er.
„Wie Ihr wünscht“, erwiderte Genevra steif. Kränkung und Unmut klangen in ihrer Stimme mit. Wie sollte er auch wissen, dass sie ebenso enttäuscht war wie er selber?
Genevra war gekränkt, ihre Enttäuschung jedoch war größer. Sie war indes entschlossen, seine Liebe zu gewinnen, und trotziges Benehmen war diesem Vorhaben gewiss nicht dienlich. So setzte sie ein strahlendes Lächeln auf, als sie ihre Mahlzeit beendet hatte. „Wenn Ihr fertig seid, Mylord, bin ich nunmehr bereit, Euch auf dem Rundgang durch die Burg zu begleiten.“
Er hatte sich wieder seinen Briefen zugewandt. Als sie sprach, blickte er kurz auf.
Doch schnell senkte er wieder den
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