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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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Gatten nicht. Ganz offensichtlich war er nicht glücklich. Sie nahm an, dass er noch immer seine Familie betrauerte. Doch Jane und sein Sohn waren nun schon mehr als zehn Jahre tot. Trauer allein konnte also nicht der Grund sein, warum er so unzufrieden mit dem Leben war.
    Seine Loyalität zur Krone stand außer Frage, obwohl er, wie man wusste, mit dem Betragen des alten Königs und seiner Söhne nicht einverstanden war. Doch nichts davon konnte der Grund sein, warum er sich jedes Mal, wenn sie glaubte, einen Fortschritt in seiner Zuneigung gemacht zu haben, gleichsam hinter einen Schutzwall zurückzog. Warum wollte er nicht zulassen, dass sich ihre Beziehung über das Maß höflicher Freundschaft und notwendiger Intimität, einen Erben zu zeugen, hinaus entwickelte?
    Niemand erwartete, dass Ritter und Höflinge innige, tiefe Liebe zu ihren Frauen empfanden, die sie meist nur aus Vernunftgründen geheiratet hatten, doch hatten sie dem Brauch nach allen Frauen eine höfische Verehrung entgegenzubringen. Sie indes wünschte sich nichts sehnlicher, als von St. Aubin geliebt zu werden.
    Wieder lag sie allein in dem großen Bett. Am Nachmittag hatte er sich im Burghof mit seinen Knappen und Pagen in der Waffenkunst geübt, und sie hatte sich mit der Führung des Haushaltes vertraut gemacht.
    Nach diesem Augenblick des innigen Verstehens auf dem Turm zur Mittagsstunde hatte Genevra gehofft, er könnte seine Meinung ändern und die Nacht mit ihr verbringen. Doch das tat er nicht. Er hatte sie allein gelassen, wie immer in den letzten Tagen, nachdem er ihr eine gute Nacht gewünscht hatte, und sich in die Kleiderkammer zurückgezogen. Diese Nacht und noch eine musste sie ausharren, bis sie sich von ihrer Unpässlichkeit erholt hatte.
    Und danach …
    Hatte diese einzige Nacht sie wirklich so erregt, dass sie kaum erwarten konnte, sie zu wiederholen? Wenn ja, warum? Frauen waren da, um zu erdulden, nicht, um Freude an der Liebe zu haben. Doch auch Meg hatte Freude dabei empfunden und würde es wieder tun, und sie war doch eine ganz normale Frau. Genevra lächelte. In ihrer augenblicklichen hoffnungsvollen Stimmung bedauerte sie alle Frauen, die dazu bestimmt waren, Männer zu heiraten, die sie nicht liebten, und die Aufmerksamkeiten von Gatten ertragen mussten, die sie hassten.
    Der folgende Tag brachte ungetrübte Freude. Sie erkundeten das Land, das innerhalb der Grenzen von Merlinscrag lag. Nur eine kleine Eskorte, die beiden Hunde und der Amtmann Geoffrey begleiteten sie. Wo immer sie hinkamen, auf den Hügeln und in den Tälern, beugten die Leute, die hier lebten und arbeiteten, ehrfürchtig das Knie, als ihr neuer Herr und ihre neue Herrin vorüberritten.
    „Sie alle sehen zufrieden aus“, bemerkte St. Aubin an Geoffrey gewandt, als sie die Pferde wendeten, um nach Hause zurückzukehren. „Bereitet es den Leuten große Mühsal, den Zehent aufzubringen?“
    Geoffrey war ruhig und ehrerbietig, ohne unterwürfig zu sein. „Auf den Hügeln gibt es gute Weideflächen, und Schafe sind ausdauernde Tiere, auch wenn die Haltung nicht einfach ist. Doch ihre Wolle ist von einigem Wert. Dazu bestellen die Leute Felder mit dem, was sie selber brauchen, und was übrig bleibt, dürfen sie auf dem Markt feilbieten.“
    „Ist niemand in die Städte geflohen?“
    „Nein, Lord. Hier hat sich nur wenig verändert in all den Jahren, nicht wie in anderen Teilen des Landes.“
    „Die Pest hat Euch hier wohl nicht so zugesetzt?“
    Der Anblick einer verfallenen Hütte, die Genevra schon früher bemerkt hatte, jagte einen Schauer durch ihre Glieder. Noch bevor Geoffrey St. Aubins Frage beantworten konnte, fragte sie: „Was geschah mit den Bewohnern dieser Hütte?“
    „Diese Familie starb an der Pestilenz, Mylady. Wie Seine Lordschaft eben bemerkte, hatten wir hier großes Glück. Die Einsamkeit hat eben auch ihre Vorteile. Wir erlitten nur geringe Verluste durch die Pest, die in den Städten so viele das Leben gekostet hat.“
    „Auch auf dem Land“, warf St. Aubin ein.
    „In anderen Teilen“, entgegnete Genevra.
    „Die Familie hier hatte sehr unklug gehandelt und Freunde in Barnstaple besucht. Mann, Frau und Kinder sind ums Leben gekommen. Und noch eine Familie starb hier. Der Mann ging zum Markt und brachte von dort ohne Zweifel die Krankheit mit. Father John, der in seiner Jugend an der Pest erkrankt und von ihr genesen war, pflegte und begrub sie, damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten konnte. Danach haben wir die

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