Historical Exklusiv Band 42
hätte sich nicht einmal die Hälfte dessen ausmalen können, was er ihr berichtete. Er bedauerte, ihr Einzelheiten derart scheußlicher Intimitäten schildern zu müssen, versuchte dabei aber stets, so wenig wie nötig auf Details einzugehen. Gleichzeitig jedoch musste er ihr klarmachen, wie ernst die Lage war. Amanda musste erfahren, welche Art von Mann sie zu heiraten beabsichtigte.
Als er geendet hatte, schüttelte sie den Kopf. „Solche Dinge sind nicht möglich! Warum erzählen Sie mir so etwas?“
„Glauben Sie mir, ich hätte Ihnen das lieber nicht berichtet. Aber als ich davon erfuhr, musste ich Sie warnen.“
„Wie haben Sie davon erfahren?“, fragte sie leise.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sollten aber wissen, dass es mir von einem seiner Opfer zugetragen wurde.“
Erstaunt sah sie ihn an.
„Ich kann Ihnen den Namen nicht sagen, also dürfen Sie mich auch nicht fragen.“
Amanda stand auf. „Ich möchte zurück nach Hause.“
„Natürlich.“ Er bot ihr seinen Arm an, doch sie wich vor ihm zurück.
Schweigend kehrten sie zurück zur Karriole, er half ihr beim Einsteigen, dann übernahm er die Zügel, während der Stallknecht sich hinten auf die Kutsche stellte.
Als er vor ihrem Stadthaus vorfuhr, sagte er: „Es tut mir wirklich leid, Amanda. Ich wollte Ihnen nicht wehtun.“
Sie versuchte, ihn anzulächeln, doch ihre Augen machten keinen Hehl aus ihrer Angst. „Ich nehme an, ich sollte Ihnen dankbar sein.“
„Dann glauben Sie mir also, nicht wahr?“
„O ja, ich glaube Ihnen“, entgegnete sie seufzend. „Warum sollten Sie es wagen, Ihren Ruf aufs Spiel zu setzen? Ich könnte Sie für diese Schilderungen in den Ruin stürzen.“
Devlin zuckte mit den Schultern. „Ich muss gestehen, daran hatte ich gar nicht gedacht.“
Schließlich begann sie zu lächeln.
„Hat er bereits um Ihre Hand angehalten?“, wollte er wissen.
„Noch nicht.“
„Erteilen Sie ihm eine Abfuhr.“ Das sagte sich so leicht.
Amanda wurde wieder ernst. „Ja, das werde ich machen.“
Devlin sah ihr nach, wie sie ins Haus ging, als neben ihm ein Reiter auftauchte.
„Ziemlich früh für eine Runde durch den Hyde Park.“
Es war Ram. Wieder verspürte Devlin ein überwältigendes Glücksgefühl, dass sein Freund noch lebte.
„Schön, dich zu sehen, Ram“, ging er über die Bemerkung hinweg. „Stattest du Miss Reynolds einen Besuch ab?“
„Sag nicht etwas so Absurdes“, gab Ram schnaubend zurück. „Meine Gegenwart würde sie kaum als etwas Wünschenswertes ansehen.“
Devlin sah ihn skeptisch an. „Wenn du keine Verabredung hast, kannst du mir zum Stall meines Bruders folgen, damit ich seine Karriole abgeben kann.“ Er hatte versprochen, Miss Duprey zu besuchen, und da wäre es ihm recht, von Ram begleitet zu werden.
„Ich bin nicht verabredet. Mein Leben ist völlig frei von irgendwelchen sinnvollen Aktivitäten.“
Mit gemächlichem Tempo machten sie sich auf den Weg, wobei Rams Anwesenheit für Devlin eine gute Entschädigung dafür war, dass er eben Miss Reynolds Hoffnungen zunichte gemacht hatte.
Der Besuch bei Miss Duprey war angenehm, aber zu keiner Zeit interessant. Nichts an ihr war ihm unsympathisch, nichts, worüber er sich aufregen oder ärgern konnte, zugleich gab es aber auch nichts, was Leidenschaft hätte wecken können. Dafür war er jedoch dankbar, denn Leidenschaft wollte er nur bei Madeleine erleben.
Beim Gedanken, die Nächte mit ihr aufgeben zu müssen, hatte er das Gefühl, dass sich Finsternis auf ihn legte, so wie es bei Waterloo geschehen war. Er würde wieder allein sein, und niemand war da, um sein Leiden zu bemerken. Unbeachtet würde sein Leben ins Vergessen abgleiten.
Er sah zu Ram auf der anderen Seite des Raums, der sich mit einer jungen Dame unterhielt, die ebenfalls zu Besuch bei Miss Duprey war. Devlin überlegte, seinem Freund vielleicht eines Tages von Madeleine und Linette zu erzählen. Dann wusste wenigstens ein weiterer Mensch, dass irgendwo in England ein Teil von Devlin Steele weiterlebte.
„Sie sind heute so ruhig, Mylord“, durchdrang Miss Dupreys Stimme seine Gedanken. „Fühlen Sie sich unwohl?“
Dass sie seine Stimmung wahrnahm und um ihn besorgt war, musste er ihr anrechnen. Sie mochte fad und langweilig sein, aber sie war aufmerksam.
„Ich muss mich entschuldigen, Miss Duprey. Ich war lediglich in Gedanken.“
Sie schenkte ihm Tee ein und stellte ihm die Tasse hin. „Wenn Sie Ihr Herz ausschütten möchten, stehe
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