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Historical Exklusiv Band 42

Historical Exklusiv Band 42

Titel: Historical Exklusiv Band 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen , Diane Gaston
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Mahagonistufen im Blick zu haben, musste er den Kopf in den Nacken legen.
    Jetzt hörte er, wie sich die Schlafzimmertüren öffneten. Sie mussten nicht mehr lange warten. Schwach drang Lady Parrys Stimme zu den Männern ins Vestibül hinab. „Geh du zuerst.“ Einen Augenblick später wurde eine Erscheinung sichtbar.
    Nick dachte, er würde auf den Anblick gefasst sein, doch das, was er nun zu sehen bekam, traf ihn absolut unvorbereitet. Eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, gewandet in durchscheinende, silbern schimmernde Gaze über weißem Crêpe de Chine, schwebte die Treppe hinab, eine weiß behandschuhte Hand auf dem Geländer.
    Riesige grüne Augen und eine angespannte Miene verrieten, wie viel Mühe es sie kostete, Haltung zu bewahren und gleichzeitig die Schöße der empfindlichen Röcke in den Griff zu bekommen, ihre vollen, roten Lippen waren vor Nervosität leicht geöffnet. Ein Strahlenkranz goldener Haare, die sich aus der Masse der aufgesteckten Haare stahlen, betonte ihre zarte Haut. Als sie näher kam, bemerkte er, wie blass sie war. Die weichen Locken, die ihre Schläfen umspielten, zitterten leicht.
    Talitha sah bezaubernd aus. Gleichzeitig wirkte sie jedoch vollkommen verschreckt und zum ersten Mal, seit er sie kannte, schmerzlich verletzlich. Verschwunden waren die Anzeichen für ihren wilden Drang nach Unabhängigkeit, verschwunden auch dieses wütende Glitzern in den Augen, wenn er sich mit ihr stritt, sowie die Maske reservierter Gelassenheit, hinter der sie sich mit all ihren Geheimnissen so unverschämt gut zu verbergen verstand.
    Nicks ganzer Körper versteifte sich. Er wurde vor Verlangen geschüttelt, gepackt von einer Leidenschaft, die das drängende Bedürfnis in ihm wachrief, sie zu beschützen. Er wollte sie in seine Arme schließen, sie zum nächsten Bett tragen – oder den nächsten Teppich, ein Sofa – oder sie an Ort und Stelle im Flur besitzen. Gleichzeitig war er entschlossen, jeden Mann, auch sich selbst, davon abzuhalten, nur den kleinen Finger an sie zu legen, koste es, was es wolle.
    Zum ersten Mal in seinem Leben fand Lord Arndale keine Worte. Es war sein unerfahrener Cousin, der das Richtige zu sagen wusste.
    „Tallie, du siehst absolut umwerfend aus. Darf ich um den ersten Tanz bitten?“
    Nick spürte mehr, als dass er sah, wie Talithas Blick ihn streifte und hinüber zu William glitt. Er bemerkte, wie sich ihr ängstlicher Ausdruck bei dieser offenen Bewunderung in Erleichterung verwandelte. Bevor er seine Stimme wiederfand, war sie auch schon an ihm vorbei, eine betörende Wolke aus Jasminduft zurücklassend.
    „Danke, William, das wäre sehr nett. Hier, schreibst du dich bitte auf meine Tanzkarte?“ Nick schaute zu, wie sein Cousin die gefaltete Karte mit dem winzigen Stift nahm, die von ihrem Handgelenk baumelte, und behutsam seinen Namen daraufschrieb. Undeutlich wurde er sich bewusst, dass auch seine Tante den Fuß der Treppe erreicht hatte. Abrupt wandte er sich ihr zu, um sie zu begrüßen, als Talitha eine Hand hob, um Williams Halstuch zu berühren. „Dieser Knoten gefällt mir bisher am besten“, lobte sie ihn leise.
    Betrachtete Tante Kate ihn leicht amüsiert? Niemand lachte über Nicholas Stangate! Er funkelte sie düster an, doch sie lächelte nur und flüsterte frech: „Mach den Mund zu, mein Lieber“, bevor sie zur Seite trat, um ihre Zofe mit den Umhängen für die Damen vorbeizulassen.
    Es dauerte seine Zeit, bis alle vier in der Kutsche saßen; es musste Acht gegeben werden, dass keine Röcke geknittert wurden, die hohen Seidenhüte nicht herabfielen und keine der langen Federn abknickte, die aus Lady Parrys Frisur aufragten. Schließlich war es jedoch so weit.
    Nick hoffte, dass die erzwungene Enge dazu beitrug, das Eis zu brechen zwischen Talitha und ihm, denn er hatte erkannt, dass ein guter Teil der Aufregung, die sie beim Herabsteigen der Treppe gezeigt hatte, auf ihre letzte Begegnung mit ihm zurückzuführen war. Er war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sich für diesen Kuss zu treten, und dem Drang, ihn zu wiederholen. Im nächsten Moment gab er sich wieder als distanzierter Beobachter, der interessiert verfolgte, was ihr Verhalten über sie verriet.
    Was auch immer das Geheimnis war, das sie vor ihm verbarg, es hatte nichts mit einem Mann zu tun. Dieses unschuldige Erschrecken, als seine Lippen die ihren berührt hatten, war echt gewesen. Es war ihr erster Kuss gewesen, und er verspürte ein seltsames Gefühl der

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