Historical Exklusiv Band 42
Entschlossen steckte er ihre Hand in seine Ellenbeuge und geleitete sie so fürsorglich durch die Menge, als wäre sie zerbrechlich wie feinstes Porzellan. Jeden Mann, der ihnen nahe kam, funkelte er so düster an, dass sie schließlich einen Tisch ganz für sich alleine hatten.
Mit vorgetäuschter Gelassenheit kostete Talitha von einem der delikaten Pastetchen. Sie bemühte sich um Haltung, in der Hoffnung, William würde sich dann ebenfalls beruhigen. Im Moment hatte sie das Gefühl, mit einem großen, scharfen Wachhund an einem Tisch zu sitzen. „Wo ist Lord Arndale?“
„Ich weiß es nicht. Ich glaube, er ist gegangen. Als er nach dir aus dem Zimmer kam, sah er jedenfalls aus wie sieben Tage Regenwetter. Und er war ziemlich kurz angebunden, weil ich gefragt habe, was er vorhat.“
„Was … was hat er gesagt?“
„Das ergab für mich absolut keinen Sinn.“ William runzelte die Stirn. „Er sagte, es sei an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, und zumindest wüsste er jetzt, womit er es zu tun habe. Verstehst du, was er damit gemeint hat?“
„Nein.“ Talitha schüttelte den Kopf. „Es sei denn … William, er ist doch nicht Mr Hemsley gefolgt, oder?“
„Um ihn doch noch zu fordern? Nein, nicht ohne mich. Er muss mindestens einen Sekundanten haben, und ich bin der Einzige, der dafür infrage kommt, wenn er nicht ins Gerede kommen will.“ William bot Talitha eine Platte mit Konfekt an und stand auf, als sie den Kopf schüttelte. „Lass uns zurückgehen, ja? Denkst du, wir könnten noch einen Walzer zusammen tanzen, ohne dass die alten Schachteln sich über uns das Maul zerreißen?“
Talitha folgte ihm. Der Gedanke, sich in sicheren Armen zu befinden und an etwas anderes denken zu können als an Nicholas Stangate, erleichterte sie ungemein. All die Widersprüchlichkeiten in Bezug auf diesen Mann standen ihr wieder vor Augen und zerrten an ihr. Sie konnte nicht an ihn denken, ohne innerlich gleichsam ins Straucheln zu geraten, geschweige denn, dass sie wusste, wie sie sich ihm gegenüber in Zukunft verhalten sollte.
Wieder hatte er sie gerettet, dieses Mal hatte er jedoch kalte Wut und Schlagkraft gezeigt anstelle von Takt und Zurückhaltung. Erneut hatte er Gefühle und Sehnsüchte in ihr geweckt, die sie weder richtig verstehen noch kontrollieren konnte. Bis dann, wie ein Schlag ins Gesicht, die Frage nach ihrem Geheimnis kam. Dass er ihr dies zu einem Zeitpunkt zu entlocken versuchte, zu dem sie so verletzlich war! War ihm das denn nicht klar? Schließlich hatte er selbst zu ihrem inneren Aufruhr beigetragen.
Lord Arndale war rücksichtslos und gefährlich, doch wenn er der Ansicht war, ihm und den Seinen drohe Gefahr, so hatte er auch allen Grund dazu. Sollte er tatsächlich die Wahrheit über sie herausfinden, dann wüsste er sofort, welch akute Bedrohung sie darstellte – egal, wie tolerant Lady Parry auch sein mochte. Und weil er jetzt wusste, wie sie auf ihn reagierte, hatte er zudem eine gefährliche Waffe in der Hand – eine Waffe, die er niemals wieder bei ihr zur Anwendung bringen sollte. Niemals.
11. KAPITEL
W ährend der Woche, die auf den Ball der Duchess folgte, beehrte Lord Arndale den Haushalt in der Bruton Street nicht mit seinem Besuch, womit allerdings nicht gesagt war, dass man ihn einfach hätte vergessen können.
Talitha hörte von Zenobia, dass sie beinahe täglich Exposés von ausgesuchten Häusern bekam. Ein beflissener Gehilfe erschien, der Miss Scott seine Begleitung zu jedem Haus anbot, das sie zu besichtigen wünschte.
„Er hatte Lord Arndales Karte dabei“, erklärte sie auf einem ihrer flüchtigen Besuche bei den Parrys, bei dem sie um ein Mädchen zur Begleitung bat. Sofort stimmte Lady Parry zu, wobei sie erklärte, sie habe ein Mädchen, das sich nichts sehnlicher wünsche, als Zofe zu werden. „Es wird nützlich für sie sein, wenn sie lernt, wie sie sich als Begleiterin einer Dame auf Reisen zu benehmen hat.“
William berichtete, dass er seinen Cousin in verschiedenen Clubs angetroffen habe, außerdem habe er ihn einmal gesehen, wie er ein Haus in der Nähe des Pickering Place verließ. „Ich habe ihn gefragt, was um alles in Welt er dort tut. Er hat mich mit seiner undurchdringlichen Miene angesehen und gesagt, er sei bei seinem Verwalter gewesen. Komischer Ort für einen Verwalter, wenn ihr mich fragt.“
Irritierenderweise erschien Nick jedoch zu jedem öffentlichen Ereignis, an dem auch Talitha teilnahm. Allerdings bat er sie nie um einen
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