historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
der Alte betroffen ein.
„Nein, aber ich müsste mir Vorwürfe machen, hätte ich sie dir nicht gestellt", erwiderte Adrian of Warfield. „Als guter Christ ist es meine Pflicht, danach zu trachten, Ungläubige zu bekehren."
„Wir wären nicht die Auserwählten", widersprach Benjamin l'Eveske ernst, „würden wir nicht an unserem Glauben festhalten. Reich mir den Arm, Aaron!" Gestützt auf den Sohn, erhob sich der Greis und schaute den Earl of Shropshire bekümmert an.
„Ist das Christentum so schwach, Herr", fragte Aaron l'Eveske in herausforderndem Ton,
„dass ein einziger jiddischer Haushalt in Shrewsbury es ins Wanken bringen könnte?"
„Aaron!" sagte sein Vater entsetzt. „Vergib ihm, Mylord Warfield, er ist noch sehr jung und unbedacht."
„Die Lehre Jesu lässt sich nic ht unterdrücken!" entgegne te Adrian de Lancey scharf, und seine Miene verhärtete sich. „Unter den Hörigen sind jedoch noch sehr viele heidnische Sitten und Gebräuche verbreitet. Ich will nicht, dass durch mich ein Kult Einzug hält, der nicht im Einklang mit den Geboten des Erlösers steht!"
„Wir werden unverzüglich abreisen", erwiderte Benjamin l'Eveske und verneigte sich.
„Das ist nicht vonnöten. Ich möchte die Gesetze der Gastfreundschaft nicht verletzen. Du bist mir in Warfield Castle willkommen, so lange, bis du deinen Standpunkt überdacht hast.
Und solltest du dich zur Umkehr entscheiden, dann werde ich dir bis zur Grenze der Grafschaft eine Es korte mitgeben."
„Es ist spät, und ich nehme gern Unterkunft in deiner Veste", willigte der Kaufmann ein.
„Begleitschutz brauche ich indes nicht, denn ich habe eine eigene Wache."
„Reicht sie aus? Es wäre möglich, dass Guy de Burgoigne euch verfolgen lässt."
„Sei unbesorgt, Herr, ich werde nicht lange hier verweilen", sagte Benjamin l'Eveske bitter. Mit seinem Sohn erwies er dem Earl of Shropshire die Ehre und zog sich dann in würdevoller Haltung zurück.
„Meinst du wirklich", wandte Meriel sich an den Gatten, „dass die Anwesenheit von Juden in Shrewsbury Feindseligkeiten hervorrufen könnte?"
„Ich möchte es erst gar nicht so weit kommen lassen."
„Sollten wir nicht den Menschen, aus deren Volk der Heiland stammt, die Hand reichen?"
„Meriel, ich will nicht mit dir darüber debattieren!"
„Vergib mir", sagte sie leise. „Ich wollte deine Entscheidung nicht bemängeln. Ich begreife nur nicht, warum du Eveske nicht erlaubt hast, in der Stadt ansässig zu werden."
„Ich habe es ihm ja nicht verboten!" verteidigte Adrian sich. Zum ersten Male hatte er mit Meriel Unstimmigkeiten. „Es gibt genügend andere Orte mit jüdischen Gemeinden, wenn er nicht in London bleiben will."
„Nun, das ist seine Sache", räumte sie ein. „Aber ich bin dir dankbar, dass du ihm den Verbleib in Warfield Castle nicht verwehrt hast." Bei aller Strenge und Entschlossenheit war Adrian doch ein Mann, der ein gutes Herz hatte.
12. KAPITEL
Vincent de Gembloux war stolz auf das Netz von Spitzeln, die für ihn überall in der Grafschaft und dem Grenzland Erkundigungen einzogen. Gewiss, auch Mylord Warfield hatte seine Informanten, doch diesmal war der Marschall ihm eine Nasenlänge voraus. Die Nachricht allerdings, die man ihm soeben überbracht hatte, war keine gute, und mürrisch grübelte er darüber nach, was nun zu tun sei. Schließlich kam ihm ein Einfall, und sogleich machte er sich auf die Suche nach dem Zwingherren.
Er fand ihn beim Schärfen des Schwertes. Im allgemeinen war das Sache des Waffenschmiedes, doch Burgoigne schwor, die Arbeit würde ihm Spaß machen, und nur er sei fähig, der Klinge den rechten Schliff zu verleihen.
Misstrauisch einige Schritte neben ihm stehenbleibend, falls sein jähzorniges Temperament nach der misslichen Neuigkeit aufflammen sollte, sagte Vincent de Gembloux beiläufig:
„Unser jüdischer Kaufmann ist ein gerissener Vogel. Fast wäre er dem Netz entwischt."
„Was soll das heißen?" fragte der Guy de Burgoigne, unterbrach seine Beschäftigung und starrte den Hauptmann finster an.
„Eveske ist nicht zum abgesprochenen Zeitpunkt und auf anderer Strecke hergekommen", antwortete der Marschall und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Jetzt hält er sich in Warfield Castle auf."
„Was?" schrie der Burgherr wütend und hob drohend das Schwert. „Et und Warfield haben also gemerkt, worum es geht."
„Ja, doch das ist unwesentlich", räumte Gembloux achselzuckend ein. „Eveske hat dennoch darum ersucht, in
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