Historical Gold Band 251
während überall Hausgesellschaften stattfanden. Aber du konntest ja nicht kommen.“
Dabei hatte Margaret geglaubt, sie würden sich behelfen, indem sie diese Zeit einfach nicht erwähnten. Das Lächeln ihrer Freundin wurde noch strahlender. Margaret zog zum ersten Mal in Erwägung, dass Lady Cosgrove nicht deswegen hergekommen war, um ihre Bekanntschaft zu erneuern.
„Nein“, erwiderte Margaret. „Ich konnte nicht. Ich war noch in Trauer.“
„In Trauer!“ Überrascht trat Lady Cosgrove einen Schritt zurück. „Aber natürlich – kein Wunder, dass du heute Abend Grau trägst, obwohl dir diese Farbe doch gar nicht steht. Du bist ja noch halb in Trauer, nicht wahr?“ Und dann verbarg sie ihr Gesicht hinter ihrem Fächer und kicherte, nur für den Fall, dass Margaret die Beleidigung nicht verstanden haben sollte.
Margaret nahm an, dass die Bemerkung sie verletzen sollte. Erstaunlich. Glaubte Lady Cosgrove tatsächlich, dass sie sich über diese harmlose Bemerkung aufregen würde, nachdem sie für illegitim erklärt worden war?
Die Vorstellung, hatte Ash einmal nachsichtig gesagt, die Menschheit würde sich in verschiedene Klassen scheiden, ist eine Art Wahn. Anscheinend hatte Margaret sich in den Monaten, seit sie ihre Freundin zum letzten Mal gesehen hatte, von diesem Wahn befreit.
Von dieser Seite hatte Margaret Lady Cosgrove noch nicht kennengelernt. Aber Margaret war auch die Tochter eines Herzogs gewesen und mit einem Earl verlobt. Ihr Rang war damals zu hoch gewesen, als dass sich eine Lady Cosgrove, deren Mann ein schlichter Viscount war, an ihr die Krallen hätte wetzen können.
Statt in Tränen auszubrechen, wie ihre einstmalige Freundin zweifellos hoffte, tippte Margaret Lady Cosgrove nur mit dem Fächer auf das Handgelenk und meinte gelangweilt: „Bestimmt findest du das sehr seltsam, aber stell dir vor, nachdem ich meine Mutter begraben hatte, war mir die Farbe meiner Kleidung doch tatsächlich gleichgültig.“
„Was du nicht sagst!“ Die andere Frau lächelte unverschämt. Doch bevor ihr noch etwas einfiel, womit sie Margaret beleidigen konnte, ertönte in der Menschenmenge hinter ihr ein typisches Gelächter. Lady Cosgrove schob Margarets Fächer beiseite. In diesem Augenblick erkannte Margaret, dass sie die Frau durchaus schon von dieser Seite erlebt hatte. Ihre Gemeinheiten waren lediglich gegen andere gerichtet gewesen.
„Ach herrje. Wenn das nicht schon wieder diese grässliche Lady Elaine ist.“ Lady Cosgrove entdeckte sie in der Menge und verzog das Gesicht. „Jetzt sag nicht, dass sie tatsächlich Federn im Haar trägt. Kein Mensch trägt heutzutage noch Federn! Zurzeit sind Blumen der dernier cri , so etwas weiß man doch! Rasch, meine Liebe – gehen wir und suchen Eva. Ich weiß, dass sie auch hier ist.“
War Margaret je so durchtrieben, so gedankenlos gewesen? Hatte sie geglaubt, dass ihr nur die vor Geist und Witz sprühendste Gesellschaft genügte, weil sie die Tochter eines Herzogs war?
„Komm jetzt“, drängte Lady Cosgrove. „Rasch, rasch! O nein. Sag nicht, dass du schon wieder nett sein willst zu der bedauernswerten alten Jungfer! Du weißt doch, wie ich das hasse! Wie kannst du so grausam zu mir sein, mir, deiner liebsten Freundin!“
Nein. So schlimm wie diese Frau war Margaret nie gewesen. Aber sie hatte über ihr Verhalten auch nicht weiter nachgedacht. Vielmehr hatte sie es genossen, mit Lady Cosgrove zu plaudern, hatte ihre kriecherischen Schmeicheleien genossen, damals, als diese Frau noch glaubte, Margaret stehe gesellschaftlich über ihr. Und wenn sie auf diese ekelhafte Weise über andere lästerte, hatte Margaret nicht widersprochen. All das wurde ihr nun bewusst und erfüllte sie mit tiefer Scham.
„Eigentlich“, erklärte Margaret, „dachte ich daran, eine Dinnerparty zu veranstalten, mit Elaine als Ehrengast. Soll ich dich ihr gegenüber platzieren?“
„Wie grausam!“, rief Lady Cosgrove aus. „Wie schrecklich du bist, Margaret, und dabei bin ich deine älteste Freundin. Du solltest keine derartigen Scherze mit mir treiben. Aber komm, wir müssen miteinander plaudern. Ich sterbe vor Neugier, was du über … Oh!“
„Autsch!“ Margaret versuchte, sich aus Lady Cosgroves klauenartigem Griff zu befreien. Vergeblich. Ihre ehemalige Freundin achtete nicht auf Margarets Versuche, sich von ihr loszureißen.
„Oh“, hauchte sie noch einmal. „Er ist es. Ist er wirklich im Park zu dir hingegangen? Hat er wirklich nur auf dich
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