Historical Gold Band 251
gedeutet und Lord Rawlings gesagt, er solle dich einladen? Einfach so? Was für eine Verschwendung. Als unverheiratete Frau kannst du diese Situation ja nicht einmal richtig ausnutzen.“
Erst als Ash sich in ihre Richtung wandte, ließ sie Margaret endlich los, damit sie ihr blaues Kleid glatt streichen konnte. Merkwürdig: Vorhin hatte Margaret Lady Cosgrove noch sehr hübsch gefunden, doch nun fielen ihr die unattraktiven Falten um die Augen auf.
Margaret machte sich nicht die Mühe zu antworten. Stattdessen rieb sie sich das Handgelenk und beobachtete ihn. Ash überragte die Männer um ihn herum um einen halben Kopf; er war ganz in Schwarz: schwarzer Rock, schwarze Hose und ein kunstvoll geschlungenes schwarzes Krawattentuch. Höflich unterhielt er sich mit den Umstehenden, wobei er sich jedoch suchend in der Menge umsah.
Als sein Blick auf Margaret fiel, hielt er inne. Er hatte davor schon ein freundliches Lächeln gezeigt. Doch was sein Gesicht nun zum Strahlen brachte, war weit mehr als nur ein Lächeln. Es war, als hätte jemand an einem herrlichen Morgen in einem Krankenzimmer die Vorhänge aufgezogen und die strahlende Sonne in jeden dunklen Winkel gelassen.
Was tat er da? Jeder konnte ihm ansehen, was er empfand. Er unternahm überhaupt keinen Versuch, es zu verbergen. Selbst durch den halben Raum hindurch spürte sie die Wärme seines Ausdrucks.
Erneut breitete sich Getuschel aus.
Jetzt kam er auf sie zu, Schritt für Schritt, die Menge schien sich vor ihm zu teilen. Er blieb nicht stehen. Sah nur in ihre Richtung und wollte sie. Und sie, sie wartete.
„O Gott. Er hat es also getan. Er ist im Park wirklich einfach zu dir hingegangen. Und jetzt tut er es schon wieder.“ Lady Cosgrove zog an ihren Stöpsellocken. „Margaret, meine Liebe, du musst mich vorstellen. Er ist ein Prachtexemplar von Mann. Und mein Gatte ist noch nicht aus Frankreich zurückgekehrt.“
Margaret warf ihr einen fassungslosen Blick zu, doch Lady Cosgrove schien nicht zu begreifen. Sie glaubte tatsächlich , dass Ash ihr persönliches Spielzeug werden könnte und dass Margaret bereit wäre, ihr dabei zu helfen.
Ash ging an einem letzten Grüppchen von Gästen vorbei und blieb dann vor Margaret stehen. „Lady Anna Margaret“, sagte er mit einer korrekten kleinen Verneigung.
„Mr Turner.“
„Dürfte ich um den ersten Walzer bitten?“
O nein! Nein, das konnte er nicht. Das konnten sie nicht. Sie konnten es nicht tun, gewiss nicht in aller Öffentlichkeit. Ihr Gesicht würde die inneren Qualen spiegeln, die sie durchlitt. Und wenn sie mit ihm tanzte, könnte alle Welt sehen, mit welcher Glut er auf sie reagierte.
Doch bevor ihr noch eine Antwort einfiel, griff er vorsichtig nach der Tanzkarte, die an einem Band von ihrem Handgelenk baumelte, und nahm sie an sich. Da das Band nur kurz war, war sie gezwungen, der Tanzkarte zu folgen. Er warf einen Blick auf den Karton in seiner Hand – und ihr blieb schier das Herz stehen, als sie sich fragte, ob er den Unterschied zwischen den Walzern und den einfachen Kontretänzen erkennen würde, die auf der Tanzkarte aufgelistet waren. Bevor sie ihm einen verstohlenen Hinweis geben konnte, hatte er seinen Namen in die richtige Zeile eingetragen.
Mit dem Daumen strich er ihr über die nackte Haut am Handgelenk, dort, wo der Handschuh endete. Für jeden anderen hätte es wie eine zufällige Berührung ausgesehen, doch Margaret wusste, dass es eine Liebkosung war. Eine Verheißung.
„Margaret“, sagte Lady Cosgrove neben ihr leise. „Hör mal, Margaret.“
Ash sah sie an. „Und wer ist Ihre Freundin?“
„Diana, Lady Cosgrove, darf ich dir Mr Ash Turner vorstellen, den mutmaßlichen Erben des Duke of Parford. Mr Turner, Lady Cosgrove.“
Die Frau kicherte leise.
„Hmm.“ Ashs Stimme klang ein wenig misstrauisch. „Ob ich wohl mit Lady Cosgrove tanzen sollte?“ Er sah Margaret in die Augen.
„Oh, bitte“, hauchte Lady Cosgrove.
Nun, wenn sie schon Anlass zu Klatsch geben würden, dann sollte es sich doch wenigstens lohnen.
„Nein“, erwiderte Margaret klar und deutlich. „Lieber nicht. Ihr Ehemann würde das nicht billigen.“
Neben ihr hörte man ein lautes Keuchen.
„Ich würde Sie jedoch sehr gern Lady Elaine vorstellen.“
Lady Cosgrove keuchte noch lauter, erholte sich aber schnell wieder. „Mr Turner“, sagte sie und zupfte Ash am Ärmel. „Hören Sie auf mich. Sie mögen vielleicht glauben, dass Lady Margaret nur Ihr Bestes will, da sie ja mit
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