Historical Gold Band 251
Doch aus Wochen waren Monate geworden, und obgleich die Fischer sich redlich bemüht hatten, Aimons Schiff ausfindig zu machen, blieb es verschollen.
Brenna hob die Hand, um ihre Augen gegen das Licht der sinkenden Sonne abzuschirmen. Ihr Herz fühlte sich so kalt an wie die plätschernden Wellen. Vermutlich war das Schiff gesunken. Vielleicht war dies ihr Fluch – ihre Strafe dafür, dass sie den falschen von zwei Männern erwählt hatte. Nun hatte sie beide verloren.
Während die Sonne ihre letzten goldenen Strahlen über die schimmernd dunkle See sandte, erspähte Brenna etwas am Horizont. Es kam näher. Keine sich blähenden Segel ließen auf ein Schiff schließen, und dennoch glitt der massige Rumpf, einer zerstörten Festung gleich, auf die Küste zu. Brennas Herz schlug schneller. Sie fürchtete das, was sie vorfinden mochte.
Das Holz war verkohlt, kaum ein Mast stand noch aufrecht. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass es Aimons Schiff war. Grauen stieg in Brenna auf, und sie grub die Finger in ihre Röcke. Gab es Überlebende?
Eine einsame Gestalt steuerte das Schiff, das gespenstisch lautlos übers Wasser auf den Strand zuglitt. Von ihrem Standort aus konnte Brenna nicht ausmachen, wer es war. Die Zeit verstrich, die Sonne versank, und der Himmel färbte sich dunkelviolett.
Aus der Wallburg in Brennas Rücken erschallten Rufe, und binnen weniger Augenblicke hatte sich eine kleine Menschenschar mit Fackeln am Strand versammelt. Während das Schiff näher kam, verstummten die aufgeregten Stimmen. Der lädierte Rumpf kündete vom Tod zahlreicher Männer. Wer aber war noch am Leben?
Einer der Überlebenden watete durchs seichte Wasser auf sie zu, gefolgt von drei weiteren. Auch Brenna trat in die Wellen hinaus und versuchte zu erkennen, wer die vier Männer waren. Als sie das Ufer erreichten, war Aimon nicht unter ihnen.
Quin MacEgan hingegen schon.
Brenna stockte der Atem, als er auf sie zuschritt, wie ein Krieger, der seine Eroberung einforderte. Seine Miene war hart und voller Bitterkeit. Er sprach kein Wort zu seinen Clansbrüdern, beachtete niemanden – nur sie. Dunkelblondes Haar umrahmte sein bärtiges Gesicht, und sein Blick begegnete dem ihren.
Eine Armeslänge vor Brenna blieb er stehen. In seinen grünen Augen sah sie Verlangen, überschattet von Schmerz. Seine Kleider hingen ihm in Fetzen vom Leib, sein Gesicht war schmutz- und blutverkrustet. „Er ist tot, Brenna.“
Die schroffen Worte trafen sie wie Messerklingen. Tränen traten ihr in die Augen. Allein das Eis um ihr Herz hielt sie aufrecht und verhinderte, dass sie ihre Wut und ihre Selbstanklage ungehemmt hinausschrie. Nur ihretwegen war Aimon aufgebrochen, in der Hoffnung, seinen Besitz zu mehren. Doch seine Träume von Reichtum und Ruhm hatten ihm nur den Tod beschert.
Eine einzelne Träne rann Brenna über die Wange. Sie wusste, es war das Schuldgefühl und nicht so sehr der Verlust, der sie weinen ließ. Und der Umstand, dass der Mann, den sie abgewiesen hatte, nun hier vor ihr stand.
Quin ergriff ihre Hand und verschränkte seine Finger mit den ihren. Sie ließ es zu, spürte seine Wärme, seine Lebendigkeit. Er führte sie fort von den anderen und zurück zu der Kate, die Aimon und ihr ein Heim hatte werden sollen. Brenna protestierte mit keinem Wort.
Als sie endlich allein waren, war es vorbei mit ihrer Selbstbeherrschung, und sie ergab sich der Trauer um ihren Verlobten. Quin hielt sie in den Armen und tröstete sie mit der Kraft, die von ihm ausging. Schluchzend klammerte Brenna sich an ihn, während er ihr zuraunte, dass alles gut werde.
Doch das würde es nicht. Schließlich löste sie sich aus seiner Umarmung. „Du kannst nicht bleiben.“ Sie durchquerte den Raum, öffnete die Tür und wartete darauf, dass er ging. „Ich habe mich entschieden, dich nicht zu heiraten.“
Quin rührte sich nicht. „So magst du entschieden haben, Brenna, aber es war falsch.“ Er trat näher und schloss die Tür wieder. „Und ich gedenke, dich umzustimmen.“
2. KAPITEL
C ríost, Grundgütiger, wie müde er war. Seit Tagen hatte Quin kein Auge zugetan, weil er darum gerungen hatte, das Schiff vor dem Kentern zu bewahren. Es war allein einem Wunder Gottes zu verdanken, dass sie heil nach Hause gekommen waren, nachdem Piraten ihnen Wolle und Silber geraubt und einen Großteil der Besatzung ermordet hatten.
Bewundernd betrachtete er Brenna, auch wenn diese kurz davor stand, ihn aus dem Haus zu werfen. Ihr braunes Haar war zu
Weitere Kostenlose Bücher