Historical Gold Band 251
viel? Ich will nur, dass Sie an sich denken.“
„Das ist Haarspalterei. Sie wissen genau, dass Sie noch einiges andere im Visier haben.“
Er lächelte reuig. „Für den Augenblick, Miss Lowell, würde ich mich mit einer kleinen Geste der Auflehnung von Ihnen zufriedengeben.“
Sie sah in seine dunklen Augen. Eine kleine Geste der Auflehnung, hatte er gesagt. Nur ein wenig Widerstand, um zu beweisen, dass sie etwas bedeutete.
Aber im Augenblick brauchte sie mehr als nur ein wenig Widerstand. So konnte es nicht weitergehen. Sonst hätte er sie in ein paar Tagen gar von seiner Aufrichtigkeit überzeugt.
Sie ergriff seine Hand, die er auf ihre Wange gelegt hatte, und schob sie energisch von sich weg, bis sie auf seiner gelbbraunen Hose zu ruhen kam.
„Mr Turner, Sie verstehen nicht.“
Er hob eine Augenbraue, worauf Margaret die Schultern straffte und ihn wütend anfunkelte. „Ich bin keine Wildkatze. Ich bin keine Leinwand. Und ich habe gewiss nicht die Absicht, als ihr neuestes Versuchsobjekt zu fungieren, das Sie so lange zu verwöhnen und bezaubern gedenken, bis es sich ergibt. Sie wollen ein wenig Widerstand?“
Er legte den Kopf schräg, als könnte er nicht fassen, was sie da von sich gab.
„Gut“, erwiderte sie. „Probieren Sie es damit: Lassen Sie mich in Ruhe. Ein für alle Mal. Sprechen Sie mich nicht an. Setzen Sie mich nicht unter Druck. Und versuchen Sie um Himmels willen nicht, mich zu verführen.“
Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. Einen Moment glaubte sie schon, sie hätte es übertrieben. Sie war sich sicher, dass sich seine angenehmen Manieren in Verachtung auflösten. Dass er ihr diesen Kuss aufdrängen würde, ungeachtet dessen, was er zuvor gesagt hatte.
Stattdessen setzte er sich im Sattel zurecht, tippte sich an den Hut und verschwand.
Dieser Vorfall lag nun schon über eine Woche zurück, doch in Gedanken war Ash ständig bei Miss Lowell. Tatsächlich war er ihr auch körperlich nahe. Im Augenblick hielt sie sich nur zwei Räume von ihm entfernt auf. Er konnte ihre Nähe förmlich spüren.
„Nein. Halten Sie die Ellbogen eng am Körper.“ Die Anweisungen seines Bruders waren über den Flur zu hören, sowohl verlockend als auch ungeheuer verwirrend.
Ash starrte auf die Seiten vor ihm, entschlossener denn je, sich auf die Buchstaben zu konzentrieren und die Vision auszublenden, die sich bei Marks Worten eingestellt hatte. Er konnte seinen Bruder nicht sehen, aber seine Stimme trug weit. Ash vermochte sich genau vorzustellen, was im Augenblick geschah.
„So?“, fragte Miss Lowell.
„Ja, so ist es besser. Und nun anheben. Schnell, jetzt.“
Vor seinem inneren Auge sah Ash seinen Bruder im Salon. Er könnte hinter Miss Lowell stehen, die Finger um ihre Hand gelegt. Manchmal glaubte er fast, dass Miss Lowell Marks Angebot, sie in der Kunst der Selbstverteidigung zu unterrichten, nur deswegen angenommen hatte, um Ash in den Wahnsinn zu treiben. Bei seinem Bruder war er sich sicher, dass er das Angebot aus genau diesem Grund gemacht hatte.
Brüder. Ash schüttelte den Kopf.
Er wünschte sich, den Geistesblitz gehabt zu haben, Miss Lowell beizubringen, wie man einen Mann niederstreckte. Da hätte es so viele Gelegenheiten gegeben, sie zu berühren. Aber sie wäre nie darauf eingegangen. Nicht, wenn das Angebot von ihm gekommen wäre. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn man etwas wirklich will, lohnt es auch, darauf zu warten, ermahnte er sich. Mit jedem Tag, an dem er sie nicht belästigte, stiegen seine Chancen. Sie würde erkennen, dass man ihm vertrauen konnte, dass er ihr nichts tun würde. Irgendwann würde das Misstrauen in ihren Augen verschwinden. Mit Geduld gewann man alle Schlachten, erfuhr man alle Geheimnisse. Wenn er erst einmal herausgefunden hatte, wie er sie zu fassen bekäme …
Stattdessen war Mark derjenige, der sie zu fassen bekommen hatte. Nur dass er sie natürlich überhaupt nicht zu fassen bekommen wollte.
Mark würde all die entzückenden Gelegenheiten, sie zu berühren, ungenutzt verstreichen lassen. Ash war im Laufe der letzten Woche mehrmals absichtlich an dem Salon vorbeigegangen, wenn Mark dort seinen Unterricht gab. Lässig war er dahingeschlendert, als interessierte es ihn nicht die Bohne, was sein Bruder dort mit Miss Lowell anfing. Doch aus den Augenwinkeln hatte er eine ganze Menge beobachten können.
Aus Gründen des Anstands hatten sie die breite Doppeltür offen gelassen. Soweit Ash erkennen konnte, hatte sein Bruder Miss
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