Historical Lords & Ladies Band 38
teile meinen Verwandten mit, Sie hätten den Sinn geändert, und ich müsse mich nach einer anderen Braut umsehen. Ich glaube nicht, dass ich Schwierigkeiten hätte, eine zu finden. Meinen Sie das nicht auch?“
„Ja, ich bin sicher, dass im ton die Hälfte aller Mütter heiratsfähiger Tochter Ihnen ihre Töchter anpreisen würden und Sie die Qual der Wahl hätten. Warum also ich? Sie hätten eine Frau von Rang oder großer Schönheit haben können, sogar von Rang und großer Schönheit. Sie wissen, dass ich gesellschaftlich nicht sehr hoch stehe, und aus der Art, wie Sie mit mir reden, ersehe ich, dass Sie nicht denken, ich sei eine Schönheit. Also, nochmals, warum ich?“
„Aus eben diesem Grund“, antwortete John achtlos. „Ich will keine verzogene, schmollende Miss, die von mir erwartet, dass ich sie mit Komplimenten überhäufe, und die ihrer Mama etwas vorjammern würde, falls ich beschließe, meinen eigenen Weg zu gehen. Also, Mr Herriot zufolge sind Sie eine vernünftige Person, die ihre Pflicht tun wird, wie Sie das getan haben, seit mein Vater Sie hergebracht hat, und mir die ganze Zimperlichkeit erspart, der ich mich sonst ausgeliefert sähe. Sind Sie immer noch nicht anderen Sinnes geworden?“
Ein Kopfschütteln war Cassies Antwort.
„Gut! Also, haben Sie noch Fragen an mich, ehe ich gehe? Aber bitte keine, die lange Antworten erfordern.“
„Ja.“ Cassie legte die Hände hinter den Rücken und äußerte ernst: „Eine Frage. Wer ist Ihr Schatten? Wie heißt er? Und wird er zu unserem Haushalt gehören?“ Die Formulierung „unserem Haushalt“ gefiel ihr. Damit hatte sie dem Earl gesagt, wie entschlossen sie war, ihn als zukünftigen Gatten anzusehen, und das ohne jede Zimperlichkeit.
„Der Mann heißt George Dickson. Er ist mein bester Freund, und wir haben uns gegenseitig das Leben zu verdanken. So etwas verbindet, wie Sie begreifen werden. Ja, er wird zu unserem Haushalt zählen. Er wird mein Faktotum und trotzdem mein Freund sein, also eigentlich gar kein Dienstbote. Wir waren lange Zeit nur Dev und Dickie füreinander.“
Dev und Dickie. Es gab noch eine Frage, die Cassie ihm stellen musste, selbst wenn sie an seinem Benehmen sah, dass er es eilig hatte, fortzukommen. „Dev und Dickie. Das bedeutet, dass er Ihren wahren Namen kannte, nicht wahr?“
John schüttelte den Kopf. „Bis heute haben er und die Welt, oder zumindest der Teil, in dem ich in den vergangenen zwölf Jahren lebte, mich als John Devlin gekannt.“
Cassie fand, es sei nicht klug, ihn zu fragen, in welchem Teil der Welt er gelebt und was er da gemacht hatte. Wenn er wollte, dass sie oder sonst jemand das wusste, würde er es sagen. Offensichtlich wollte er das nicht sagen.
„Genug. Haben Sie noch weitere Fragen an mich?“, fragte er, hob die Brauen und schaute wild Miss Merton an.
Im Moment hatte Cassie keine, doch es gab etwas, das zu äußern sie nicht widerstehen konnte. „Wissen Sie, es wird ihm nicht gefallen“, sagte sie rätselhaft. Erstaunlicherweise wusste der Earl jedoch, was sie meinte.
„Sie meinen Amelias Gatten? Es wird ihm nicht passen, dass Dickie und ich eher Freunde und nicht Herr und Diener sind?“
Sie nickte.
„Dann kann er sich zum Teufel scheren. Ich merke, dass Sie nichts dagegen haben. Gegen meine unkonventionelle Beziehung zu Dickie, meine ich.“
„Oh nein“, erwiderte Cassie. „Das ist Ihr Geheimnis, wie Mr Hunt, unser Bibliothekar, mir einmal sagte, als wir über einige der früheren Sitten und Gebräuche diskutierten. Er sagte, jedes Jahrhundert und jeder Mensch habe die eigenen.“
„Ach, sagte er das?“ John war wieder ernst.
Vielleicht hatte sie ihn tatsächlich ein wenig überrascht. Und nun beugte er sich elegant über ihre Hand, und ehe er sich aufrichtete, küsste er ihr den Handrücken und hinterließ ein seltsames, aber angenehmes Gefühl, das sie immer noch empfand, nachdem er längst gegangen war, um, wie er gesagt hatte, „seine Pflicht zu tun“.
„Kind“, sagte Miss Strood betrübt, „wissen Sie, worauf Sie sich einlassen?“
„Nein“, antwortete Cassie. „Natürlich nicht. Ganz und gar nicht. Aber ich brauche ein Zuhause. Und Sie auch. Er gibt es uns. So einfach ist das.“
„Oh ja, Kind, aber zu welchem Preis! Ihn heiraten zu wollen, solch ein Ungeheuer! Jagt er Ihnen keine Furcht ein?“
„Ja, natürlich“, antwortete Cassie. Sie fand, es hatte keinen Sinn, die Wahrheit zu leugnen. Aber er erregte sie auch, und das konnte sie der
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