Historical Lords & Ladies Band 38
wusste, wo sein Platz war, der keinesfalls der der Countess of Devereux war. „Selbstverständlich werden wir auch Miss Strood aufnehmen, bis sie einen neuen Posten gefunden hat. Natürlich wird das nicht auf lange Dauer sein, wie Sie gewiss verstehen werden.“
„Ich verstehe“, erwiderte Cassie und versank in Schweigen.
Ihr Schweigen wurde rasch als Zustimmung gewertet. „Soll ich meinem Mann sagen, dass Sie die lächerliche Absicht, meinen Bruder zu heiraten, aufgegeben haben und sich von uns unter die Fittiche nehmen lassen?“
Unter deren Fittiche? Wo war der Zufluchtsort vor dem plötzlichen und unerwünschten Erscheinen des Earl gewesen, als Amelia und Constantia und alle anderen derart willens gewesen waren, Cassie fortzujagen? Es war offenkundig, dass seine Schwestern und deren Gatten in ihrem Bestreben, es ihm schwierig zu machen, die Bedingungen im Testament seines Vaters zu erfüllen, bereit waren, alles zu tun, um seine Ehe mit Cassie zu verhindern.
„Miss Merton! Cassie! Cassie!“
Du lieber Himmel! Lady Amelia flehte sie an. Niemals hätte Cassie das für möglich gehalten, da die Unterredungen, die sie bisher mit ihr geführt hatte, stets die Form von einschüchternden Tiraden gehabt hatten. „Oh nein.“ Cassie lächelte süß. „Ich habe Seiner Lordschaft mein Wort gegeben und muss es halten, so gern ich Ihr generöses Angebot annehmen würde. Hätten Sie es eher gemacht, wäre ich durch mein Wort an Sie gebunden gewesen. Aber so …“ Vielsagend zuckte sie mit den Schultern. War das nicht die wundervollste Rache für die eigensüchtige Art, mit der man ihre Entfernung aus dem Haus arrangiert gehabt hatte? Das einzig Bedauerliche war, dass Cassie Lady Amelia nicht wissen lassen konnte, dass sie sich des völligen Meinungsumschwunges bewusst war, den das Angebot des Earl bei allen ausgelöst hatte. Das zu tun, wäre sehr unklug gewesen.
Nach dieser unterwürfigen Antwort lief Amelia wieder hochrot an. Sie hätte schwören können, dass das Kind sich dabei über sie lustig gemacht hatte. Verzweifelt unternahm sie einen neuen Versuch. Sie hatte allen gesagt, dass sie Miss Merton auf ihre Seite ziehen würde, und kampflos würde sie nicht aufgeben. „Sie können kaum den Wunsch haben, diese Ehefarce auf sich zu nehmen, um die Countess of Devereux zu werden. Welchen Vorteil brächte Ihnen der Titel im Vergleich zu dem Unglück, das die Verbindung mit so einem Nichtsnutz wie John Ihnen eintragen würde?“
„Gewiss“, sagte Cassie seufzend. „Ich habe jedoch mein Wort gegeben, vielleicht ein wenig voreilig, doch nun muss ich damit leben. Wir haben es sogar mit Handschlag besiegelt.“
Amelia ballte die Hände und verbarg sie in den Falten des Rocks. Sie trug ein braunes Kleid, dessen Farbe ihrem Teint nicht schmeichelte. „Ich muss sagen, dass ich Sie für ausgesprochen unklug halte. Denken Sie nicht, dass mein Mann und ich oder die liebe Constantia und Edward willens sein werden, Ihnen zu helfen, wenn Sie in einigen Monaten zu uns kommen und Hilfe haben wollen, weil das Leben mit jemandem wie John für Sie unerträglich ist. Ich habe Ihnen die Möglichkeit gegeben, Abstand von der Heirat zu nehmen, und Sie haben sie zurückgewiesen. Denken Sie daran! Sie haben sich das Bett gemacht, mein Mädchen, und müssen nun darin schlafen, und zwar mit John!“
Das war keineswegs eine so schreckliche Drohung, wie sie gedacht hatte.
3. KAPITEL
N ach dem Ende der Fechtstunde führte John seinen Neffen zu einem kleinen Tisch an der Rückseite der großen Fechthalle, wo Getränke bereitstanden, Bier, Wein, Portwein und mehrere Karaffen voll Limonade. Er nahm ein Glas und schenkte sich Limonade ein, während Fred, der sich nach seinem unbeholfenen Verhalten mit dem Florett wie ein Narr vorkam, einen großen Bierkrug leerte. John betrachtete den untersetzten Körper des Neffen, der ganz und gar nicht dem eines Meisterfechters entsprach – erstens war er zu klein, und zweitens war seine Reichweite nicht effektiv genug – und fragte beiläufig: „Haben Sie es schon einmal mit dem Boxen versucht, Sir?“ Nichts an seinem Ton oder Betragen verriet, dass er und Fred Verwandte und gesellschaftlich gleichgestellt waren.
Unbehaglich ob der Professionalität des Onkels und dessen unpersönlicher Art murmelte Fred: „Lass das sein, Onkel. Verdammt, du bist mein Onkel, und Thaxted, dieser Esel, hat recht. Du solltest hier nicht herumhüpfen und Niedriggestelltere ‚Sir‘ nennen.“ Die Reaktion, die
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