Historical Lords & Ladies Band 38
ich früher eingetroffen und hätte die Wahrheit gewusst, hätte ich um Ihre Hand angehalten. Wissen Sie, es ist noch nicht zu spät. Sagen Sie ja, und wir können nach Gretna Green verschwinden. Wir können Stroody als Anstandsdame mitnehmen und heiraten, sobald wir dort sind. Ich kann nicht mehr schlafen, weil ich dauernd daran denken muss, dass Sie meinen Onkel heiraten wollen. Bitte, sagen Sie ja.“
Er klammerte sich an die Röcke einer Frau, die soeben entdeckt hatte, dass sie sich derart zu Lord Devereux, mochte er auch ein Wüstling und Schwindler sein, hingezogen fühlte, dass sie lediglich bedauerte, dass er nicht die Absicht hegte, die Ehe zu vollziehen. Sie hatte nicht im Mindesten den Wunsch, Mr Hunt oder Frederick Maxwell zu ehelichen und das Lager mit ihnen zu teilen, und das war doch gewiss der Punkt, um den sich beim Verheiratetsein alles drehte. Sie wollte nicht die Frau des armen, vernarrten jungen Mannes sein, der vor ihr auf den Knien lag. Sie konnte nur Mitleid mit ihm haben und ihn so sanft wie möglich zurückweisen. Das zu versuchen, gedachte sie zu tun, ohne ihn zu kränken. „Oh, Fred, das kann ich nicht. Zuallererst sollten Sie daran denken, was Ihre Eltern sagen würden, falls ich Sie erhöre. Wir beide wären ruiniert, sollte ich einwilligen, Sie zu heiraten. Außerdem habe ich Ihrem Onkel mein Wort gegeben, sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter vier Augen, dass ich ihn morgen heiraten werde, und kann es nicht zurücknehmen.“
Fred stand auf und murmelte kläglich: „Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Sie sind ein gutes Mädchen, Cassie, was immer Pa und Ma über Sie sagen. Sie heiraten Onkel John nicht nur des Titels wegen, wie Sie angedeutet haben, nicht wahr? Sagen Sie, dass Sie das nicht tun.“
„Die Gründe, weshalb ich ihn heirate, gehen nur mich etwas an“, erwiderte Cassie und versuchte noch immer, freundlich zu sein. „Nein, ich heirate ihn nicht des Titels wegen. Dessen können Sie sicher sein.“
„Das war also das“, sagte Fred plötzlich prosaisch. „Aber ich musste versuchen, Sie anderen Sinnes zu machen, so, wie ich für Sie empfinde. Das verstehen Sie doch? Und falls Sie in Zukunft je einen Freund brauchen, seien Sie sicher, dass Sie auf mich zählen können. Ich habe Onkel John bereits erklärt, dass er es mit mir zu tun bekommt, sollte er Sie unglücklich machen. Etwas Aufrichtigeres kann ich nicht sagen.“
Der Earl würde es also mit Mr Hunt und Mr Maxwell junior zu tun bekommen, falls er Cassie unglücklich machte. Der Gedanke, ein so unmögliches Paar könne imstande sein, den harten Mann, der er war, einzuschüchtern, hätte sie zum Lachen bringen müssen, doch stattdessen hatte sie einen Kloß im Hals und konnte nicht sprechen. Angenommen, jeder der beiden hätte vor der Ankunft Seiner Lordschaft um ihre Hand angehalten. Was dann? Sie hatte keinen Zweifel, dass sie jedem trotzdem ein Nein als Antwort gegeben hätte. Denn sosehr sie Mr Hunt als Freund schätzte, konnte sie ihn sich nicht als ihren Gatten vorstellen. Und wenn sie Frederick Maxwell akzeptiert hätte, wäre er durch sie ruiniert worden, wie sie ihm bereits erklärt hatte. Seine Eltern hätten dieser Verbindung nie zugestimmt.
Das Unvorhergesehene war jedoch, dass sie in den letzten Tagen zwei Bewunderer bekommen hatte, und dazu einen zukünftigen Gatten, und das war etwas, das sie, Cassandra Merton, noch vor Kurzem nie für möglich gehalten hätte. Konnte es möglich sein, dass das Leben noch weitere Überraschungen für sie bereithielt?
Äußerlich gelassen – Miss Strood hatte Cassie bereits ein Kompliment über ihre Gewandtheit gemacht – war Cassie innerlich jedoch in höchster Angst. Bis zum Abend war der Earl noch nicht nach Devereux House zurückgekehrt, und sie erwog die furchtbare Möglichkeit, dass er in Bezug auf die Hochzeit anderen Sinnes geworden sein könne. Sie war auf dem Weg zum Speisezimmer und hatte soeben die Eingangshalle erreicht, als Seine Lordschaft und Mr Dickson schließlich nach Haus kamen. Miss Strood mochte die Anzeichen der Anspannung sehen, die Cassie zu unterdrücken trachtete, doch der Earl hatte offenbar das Gespür, sie zu erkennen. Oder war es der kleine Seufzer der Erleichterung gewesen, den Cassie bei seinem Anblick von sich gegeben und der sie verraten hatte?
John verneigte sich und sagte mit der rauen Stimme, die sie ebenso bezauberte wie einschüchterte: „Waren Sie ein wenig beunruhigt, meine liebe Miss Merton, dass
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