Historical Lords & Ladies Band 39
schlage Ihnen vor, die nächsten drei Wochen nicht zu vergeuden und mein Gast zu sein. Sie werden nicht der Einzige sein, der sich bei mir einfindet, sodass Sie, wie ich Ihnen versichern kann, voll und ganz auf Ihre Kosten kommen werden.“
Philip empfand starken Abscheu vor Lady Ardale und musste den Drang bezwingen, sie von sich zu stoßen. Kühl lehnte er die Einladung ab. Die Vorstellung, dass Lady Ardale glaubte, er könne sie Antonia vorziehen, beleidigte ihn, und die Äußerungen über seine heimliche Verlobte machten ihn noch wütender.
Unvermittelt hob sie den Arm, und sogleich legte er ihr die Hand auf die Schulter. Ein Geräusch lenkte ihn ab, und unvermutet erblickte er Antonia in der offenen Tür. Im nächsten Moment schmiegte Lady Ardale sich an ihn; Antonia presste die Hand auf den Mund, wandte sich brüsk ab und hastete in den Korridor.
„Ich rate Ihnen, Madam“, sagte Philip kalt, „dass Sie in Zukunft große Sorgfalt bei der Auswahl Ihrer Liebhaber walten lassen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass ich mich in die Schar Ihrer Galane einreihen möchte.“
Grob schob er Lady Ardale beiseite, verließ mit langen Schritten die Bibliothek und kehrte eilends in den Ballsaal zurück. Er blieb stehen, hielt Ausschau nach Antonia und entdeckte sie auf dem Parkett. Sie tanzte mit einem ihm unbekannten jüngeren Herrn, und da er sie gut kannte, war es für ihn unübersehbar, dass sie sich zwang, gelassen zu wirken. Er unterdrückte den Wunsch, zu ihr zu gehen, sie in die Arme zu nehmen und das Missverständnis aufzuklären, weil er wusste, wie die Anwesenden auf eine solche Szene reagieren würden.
Ungeduldig harrte er aus, bis die Gavotte beendet war, ging dann entschlossen zu dem Sessel, in dem Antonia inzwischen Platz genommen hatte, und stellte sich neben sie. Er beugte sich zu ihr und raunte ihr zu: „Wir müssen miteinander reden. Mach einen Spaziergang mit mir.“
Sie lachte auf und merkte, dass ihre Bewunderer sie erstaunt ansahen. „Leider ist meine Tanzkarte voll, Sir“, erwiderte sie achselzuckend. „Es ist ausgeschlossen, mich jetzt Ihnen zu widmen.“
Ihre Kavaliere erhoben Einwände, dass Philip sie ihnen entführen wollte, und er sah sich genötigt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Beharrlich blieb er an Antonias Seite und merkte mehr und mehr, dass ihre Heiterkeit nur aufgesetzt war.
Gegen Ende des Balles brachte er sie zu ihrer Tante, verließ dann mit seinen Begleitern das Haus und trat den Heimweg an. Zum Glück plauderte die Stiefmutter unentwegt über Miss Dalling und deren Sorgen, sodass Antonias Schweigen nicht auffiel.
In der Residenz angekommen, begab man sich sogleich in die Bel Etage, und Philip hoffte, nun Gelegenheit zu haben, sich mit Antonia in der Bibliothek auszusprechen. Sie äußerte jedoch kühl, sie habe Kopfschmerzen, werde sich unverzüglich zurückziehen, und wünschte ihm, ohne ihn anzusehen, eine gute Nacht.
Mit verengten Augen schaute er ihr nach, bis sie um die Ecke des Korridors gebogen war, suchte dann die Bibliothek auf und warf erzürnt die Tür hinter sich ins Schloss.
Antonia läutete der Zofe, wartete nervös, bis Nell erschien, und ließ sich dann für die Nacht herrichten. Sie begab sich ins Schlafzimmer, ging zu Bett und schickte die Zofe fort. Bedrückt starrte sie in die Dunkelheit und sagte sich, sie selbst sei schuld, dass sie sich so elend fühlte. Sie hatte mehr auf ihr Herz denn auf die Stimme der Vernunft gehört und sich durch die Liebe zu Philip verleiten lassen, an Wunder zu glauben. Die Mutter hatte sie gewarnt. Sie selbst hatte sich vorgehalten, vorsichtig zu sein. Sie hatte weder auf die Ratschläge der Mutter noch auf die mahnende innere Stimme gehört. Im Überschwang ihrer Liebe hatte sie sich sicher vor Herzeleid gewähnt. Nun hatte sie feststellen müssen, dass sie nicht dagegen gefeit war.
Sie zwang sich, nicht zu weinen, und hielt sich vor, stets stark gewesen und auch jetzt imstande zu sein, den Kummer zu verwinden. Sie hatte es sich zuzuschreiben, dass sie nun so niedergeschlagen war. Philip hatte nie geäußert, er liebe sie. Also hatte sie keinen Anlass, ihm Vorwürfe zu machen. Die Gefühle für ihn, die damit verbundenen Hoffnungen waren irrelevant und mussten verdrängt werden. Entschlossen besann sie sich der Haltung, derer sie sich als seine zukünftige Gemahlin befleißigen musste, und zog unerwartet Kraft aus den harten gesellschaftlichen Spielregeln.
Durch diese Erkenntnis gestärkt, bemühte sie
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