Historical Lords & Ladies Band 39
Brautführer gewählt hatte, ganz wie ein Gentleman aussah, verbeugte sich mit ausgesuchter Höflichkeit vor den Damen und fand mühelos die passenden Worte, um Lady Marguerite ehrerbietig zu begrüßen. Letty allerdings schenkte er einen Blick, der eher zu einem reichen Lebemann gepasst hätte. Tatsächlich errötete die junge Dame ein wenig, meinte dann aber freundlich: „Guten Tag, Mr Jewell.“
„Guten Tag, Miss Exton, sehr erfreut, Sie kennenzulernen.“ Er schaute ihr tief in die Augen.
Sie errötete noch mehr und wandte sich in einem Anflug von Schüchternheit ab. Dabei fiel ihr Blick auf Mr Churchwards Schreibtisch. „Oh“, rief sie überrascht aus, „hast du etwa ein Haus in Twickenham gekauft, Robert?“
Der Anwalt schob mit einer raschen Bewegung die Papiere zusammen. „Verzeihen Sie, ich hätte diese Unterlagen längst forträumen sollen. Sie betreffen einen anderen Klienten.“
„Möchtest du ein Glas Champagner, Großmama?“, fragte Robert ablenkend.
Letty bekam große Augen. „Was feiern wir denn?“
„Meine Hochzeit.“ Robert lächelte in die Runde. „Jemima und ich sind erst seit heute Vormittag Mann und Frau. Wir haben uns für eine Trauung ohne anschließende Feier entschieden, weil ich noch in Trauer bin.“
„Dann hättest du dich vielleicht gedulden sollen, bis das Trauerjahr vorbei ist“, meinte Lady Marguerite kühl. „Oder zumindest lange genug, um deine Braut der Familie vorzustellen. Diese Eheschließung erscheint mir eine äußerst überstürzte Angelegenheit zu sein. Sehr ungehörig …“
„Wie lange kennt Ihr euch denn?“, fragte Letty, wobei sie Jemima einen aufmunternden Blick zuwarf.
„Wir sind uns erst kürzlich begegnet“, gestand Robert. „Aber ich wusste sofort, dass Jemima die Richtige für mich ist.“
„Wie romantisch!“ Letty seufzte tief auf.
„Wie unüberlegt!“ Das war natürlich Lady Marguerite.
Robert legte besitzergreifend den Arm um die Schulter seiner Gemahlin. Und obwohl sie sich nach wie vor sehr unwohl fühlte, entspannte Jemima sich ein wenig.
„Ich glaube nicht, dass ich Ihre Familie kenne“, stellte die Großmutter ihres Gatten fest. „Ihr Mädchenname ist Jewell, sagten Sie?“
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Es ist tatsächlich recht unwahrscheinlich, dass unsere Familien miteinander bekannt sind.“
„Ach, und warum?“
„Großmama!“ Letty schien tief beschämt zu sein über das unhöfliche Auftreten der alten Dame.
Jemima hingegen hatte ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen. Einen Moment lang überlegte sie sogar, ob sie Lady Marguerite nicht einen Schock versetzen sollte, indem sie ihr verriet, dass ihr Enkel die Tochter eines Schornsteinfegers geheiratet hatte. Aber sie besann sich noch rechtzeitig eines Besseren. „Meine Familie lebt sehr zurückgezogen“, sagte sie also. „Meine Mutter kümmert sich um den Haushalt, und mein Vater“, sie zögerte kaum merklich, „hat mit Immobilien zu tun.“
Hinter ihr musste Jack ein Lachen unterdrücken.
„Wenn ich dich richtig verstanden habe, Robert, dann hat es keine Einladungen zur Hochzeit gegeben?“, vergewisserte Lady Marguerite sich.
„Mr Jewell war als Brautführer anwesend. Und ich habe Ferdie gebeten, mein Trauzeuge zu sein.“
„Ferdie? Welch absurde Idee!“ Die alte Dame richtete ihre Aufmerksamkeit auf Jemima, musterte eingehend das malvenfarbene Kleid, das Strohhütchen, das kleine Retikül und den Ehering. Ihre Miene verriet, dass sie nicht zufrieden war. Schließlich wandte sie sich wieder ihrem Enkel zu. „Wo hast du deine Gattin denn zum ersten Mal getroffen, Robert?“
„Vor einer Kirche.“
„Soso.“
„Sei doch bitte nicht so kritisch, Großmama“, kicherte Letty. „Eine Kirche ist doch wirklich ein guter Ort, um jemanden kennenzulernen.“
„Ähnlich wie eine Anwaltskanzlei“, mischte Jack sich ein. Sein Blick ruhte noch immer bewundernd auf ihr.
„Wie lange gedenken Sie in London zu bleiben, Lady Marguerite?“, erkundigte Jemima sich.
„Nur ein paar Tage. Aber vielleicht können wir einmal zusammen dinieren? Es gibt sicher viel zu erzählen … Wann wollt ihr denn nach Delaval reisen, Robert?“
Dieser schaute seiner Braut tief in die Augen, lächelte ihr ermutigend zu und sagte: „Morgen. Wir brennen darauf, mit der Arbeit zu beginnen. Du bist sicher darüber informiert, dass der Besitz sich in einem katastrophalen Zustand befindet.“
Jemima war so schockiert, dass sie einen Moment lang wie versteinert
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