Historical Lords & Ladies Band 39
wenige Verwandte. Und die werden Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten. Was Camilla betrifft …“ Er unterbrach sich, weil ihm klar wurde, dass es unsinnig war, sich mit Jemima über seine Familie zu unterhalten. Er würde sich jetzt mit ihr zu seinem Anwalt begeben, dann würden sie warten, bis die dreißigtausend Pfund ausgezahlt wurden, und anschließend würden sie ihre Ehe annullieren lassen. Sie würden einander nicht mehr treffen. Schade eigentlich …
„Ich werde eine Zeit lang in Delaval zu tun haben“, hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. „Doch sobald ich wieder in London bin, werde ich Ihnen einen Besuch abstatten.“
Sie sah erschrocken drein. „Ich halte das nicht für eine gute Idee. Wenn man Sie in Twickenham sieht, wird es Gerede geben. Und genau das wollen wir doch verhindern. Vermutlich wäre es klüger, alles über Mr Churchward zu regeln.“
„Sie haben recht“, stimmte er ihr zu, obwohl er ihren Standpunkt etwas gefühllos fand. Andererseits war dies schließlich genau das, was er ursprünglich geplant hatte: eine Ehe, die nur auf dem Papier bestand und die keinen Kontakt zwischen den Ehepartnern vorsah. Merkwürdig, dass ihm dieses Vorhaben seit Kurzem gar nicht mehr so reizvoll erschien. Er hatte sogar, wie ihm jetzt einfiel, ein Hochzeitsgeschenk für seine Braut gekauft.
Mit den Worten „Ich habe Ihnen etwas mitgebracht“, reichte er Jemima ein in braunes Papier eingeschlagenes Päckchen.
„Oh!“
Sie wickelte es aus – und schwieg so lange, dass Robert verunsichert fragte: „Gefällt es Ihnen nicht? Es ist natürlich nichts Besonderes, aber ich nahm an, Ihre Ausgabe wäre verbrannt.“
„Das stimmt.“ Ihre Stimme bebte. „ Castle Rackrent , wie aufmerksam von Ihnen!“
„Dann mögen Sie den Roman also?“
„ Castle Rackrent ist mein Lieblingsbuch!“ Sie schenkte Robert ein strahlendes Lächeln. „Vielen Dank, Mylord!“
Sie schauten einander an und vergaßen einen Moment lang alles um sich herum. Dann schien Jemima mit einem Ruck in die Gegenwart zurückzufinden. „Sollten wir nicht aufbrechen?“
„Doch, natürlich.“ Er reichte ihr seinen Arm. „Meine Kutsche wartet in der Nähe.“
„Es wäre schön, wenn Jack uns begleiten könnte. Bitte gestatten Sie, dass ich ihm eben Bescheid sage.“
Robert beobachtete, wie seine junge Gemahlin zu ihren Bruder eilte, ein paar Worte mit ihm wechselte, sich von ihm einen schwarzen Umhang umlegen ließ, seinen Arm nahm und plaudernd mit ihm zum Ausgang schritt.
Sie müsste an meiner Seite gehen! Unbegreiflicherweise verärgert, wandte Roberts sich seinem Cousin zu, der in der Nähe gewartet hatte.
„Ein hübsches kleines Ding, deine Braut“, stellte Ferdie fest. „Tut es dir nicht leid, die Schöne allein zu lassen? Wenn du möchtest, werde ich sie ein bisschen über die Einsamkeit hinwegtrösten.“
Roberts Augen blitzten zornig auf, er machte einen Schritt auf seinen Cousin zu und hob drohend die Faust.
„He, mein Lieber!“ Ferdie zog sich rasch ein paar Meter zurück. „Du wirst doch nicht deinen besten Freund schlagen, noch dazu in einem Gotteshaus!“
„Wenn er es verdient!“, grollte Robert. „Ich lasse nicht zu, dass meine Gattin beleidigt wird!“
„Aber die Kleine ist die Tochter eines Schornsteinfegers“, wagte Ferdie zu widersprechen. „Ihre Tugend …“
Im gleichen Moment war Robert bei ihm und griff nach seinem Krawattentuch.
„Schon gut, alter Junge! Ich entschuldige mich. Bei Jupiter, ich hatte ja keine Ahnung, dass du Besitzansprüche auf Lady Selborne geltend machen würdest.“
„Nun, jetzt weißt du es.“ Robert war selbst erstaunt darüber, dass er zu einem solchen Anfall von Eifersucht fähig war. Er ließ seinen Cousin los und eilte Jemima und Jack nach.
Jemima mochte Mr Churchward auf Anhieb. Er hatte das frisch vermählte Paar mit einem Glas Champagner willkommen geheißen und sich, nachdem er einen Toast ausgebracht hatte, sogleich dem Geschäftlichen zugewandt. Man ging verschiedene Punkte durch, die das Haus in Twickenham betrafen. Wenn der Anwalt sich darüber wunderte, dass ein frischgebackener Gatte nicht mit seiner Gemahlin zusammenleben wollte, so ließ er es sich nicht anmerken.
Als beinahe alles geregelt war, wurden sie durch einen der Angestellten gestört. „Verzeihen Sie, Sir, Lady Marguerite Exton und Miss Exton warten im anderen Büro. Als sie erfuhren, dass der Earl und die Countess of Selborne gerade bei Ihnen sind, äußerten
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