Historical Lords & Ladies Band 39
Letty bald volljährig wird und dass es da einiges zu regeln gibt.“
Jemima ging nicht darauf ein. „Sie haben also wirklich geglaubt, Sie könnten unsere Ehe trotz Ihrer zahlreichen Angehörigen geheim halten?“
„Ja“, sagte er einfach.
„Nun, Sie haben sich getäuscht! Ihre Großmutter wird natürlich alle anderen einweihen. Außerdem wird sie wahrscheinlich Ferdie nach den Einzelheiten der Trauung aushorchen. Was sollen wir nun unternehmen?“
„Wegen Ferdie brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Er wird nichts preisgeben. Aber wir müssen natürlich unsere Pläne ändern. Ich fürchte, Sie werden mich nach Delaval begleiten müssen. Letty wird überall von unserer Liebesheirat schwärmen. Nun, dann werden wir eben das glückliche Paar geben! Auf keinen Fall möchte ich, dass irgendwer erfährt, welche Bedingungen das Testament meines Vaters enthielt.“
Widerstreitende Gefühle ließen Jemima erschauern. Einerseits fühlte sie sich so sehr zu Robert hingezogen, dass die Vorstellung, ihn nach Delaval zu begleiten, durchaus ihren Reiz hatte. Andererseits machte sie sich keine Illusionen über die Konsequenzen eines solchen Schrittes. Wenn man sie erst als Countess of Selborne kannte, würde sie die Schule in Twickenham nie eröffnen können, und es würde auch keine Annullierung der Ehe geben. Der Skandal wäre viel zu groß. Allerdings musste man auch mit einem Skandal rechnen, wenn sie an Roberts Seite lebte. Schließlich bestand die Gefahr, dass irgendjemand sie als das erkennen würde, was sie war: die Tochter eines Schornsteinfegers.
Während sie darüber nachdachte, starrte sie schweigend vor sich hin. Sie bemerkte nicht, wie zärtlich Roberts Blick auf ihr ruhte. Endlich verkündete sie: „Es tut mir leid, Mylord. Aber ich kann nicht tun, was Sie von mir erwarten.“
„Sind Sie sich über die Folgen dieser Entscheidung im Klaren?“, fragte Robert sanft.
„Natürlich. Für mich bedeutet es, dass ich nach Twickenham ziehe, während Sie auf Delaval leben“, entgegnete sie hitzig. „Alle anderen Konsequenzen müssen Sie tragen. Es ist nicht meine Familie, der wir eine Erklärung schulden.“
Jetzt seufzte Robert tief auf. „Ich kann meiner Großmutter nicht einfach die Wahrheit sagen. Und ich kann mir auch keine glaubwürdige Lüge ausdenken. Himmel, wenn wir uns an unsere ursprüngliche Abmachung halten, wird das nur dazu führen, dass alle Welt verrückte Spekulationen anstellt und dass letztendlich Ihr Ruf ruiniert ist.“
„Das ist mir egal!“
„Aber mir nicht! Es ist eine Frage der Ehre. Ich werde nicht gestatten, dass Sie …“
„Ich werde Sie verlassen“, unterbrach sie ihn. „Das ist alles, was Ihre Großmutter und die Welt zu wissen brauchen.“
Einen Moment lang sah er zutiefst gekränkt drein. „Wenn es wirklich Ihr Wunsch ist …“, sagte er dann leise.
5. KAPITEL
E in paar Minuten lang saßen beide wie versteinert da. Dann hob Jemima den Blick. Ihr war klar geworden, dass sich in der kurzen Zeit, seit sie Robert Selborne kannte, vieles verändert hatte. Aus der geschäftlichen Abmachung war inzwischen etwas anderes geworden. Gefühle waren erwacht, mit denen weder sie noch ihr frisch angetrauter Gatte gerechnet hatten. Himmel, sie hatte ihm nicht wehtun wollen! „Es tut mir leid“, erklärte sie, „das hätte ich nicht sagen sollen.“
„Ich verstehe, dass die Begegnung mit meiner Großmutter nicht angenehm für Sie war. Und ich bedaure zutiefst, dass ich versäumt habe, Sie darauf vorzubereiten. Doch gerade nach diesem Zusammentreffen bin ich davon überzeugt, dass Sie eine hervorragende Countess abgeben werden. Ich denke sogar, dass Lady Marguerite Sie bald schätzen lernen wird. Sie hat, auch wenn man es nicht sofort merkt, ein großes Herz.“
Jemima schüttelte den Kopf. „Sie wird erfahren, dass ich die Tochter eines Schornsteinfegers bin. Und dann wird sie uns beide verachten.“
„Nein“, widersprach Robert und rückte näher an sie heran. „Ich schäme mich nicht dafür, dass ich Sie zur Gattin gewählt habe, Jemima. Und wenn tatsächlich irgendwer meinen sollte, Sie wegen Ihrer Herkunft schneiden zu müssen, dann kann es sich dabei nur um Menschen handeln, mit denen ich sowieso keinen Kontakt haben möchte.“
„Ich muss darüber nachdenken“, murmelte sie.
Und das tat sie gründlich. Sie saßen nebeneinander im Sonnenschein, und die Vertrautheit wuchs, obwohl – oder vielleicht gerade weil – beide schwiegen.
Schließlich meinte
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