Historical Lords & Ladies Band 39
dastand. Ihr war sehr wohl bewusst, dass Roberts Anwesen sich genau wie Lady Marguerites Wohnsitz in Oxfordshire befand. Wenn die alte Dame auf Delaval erschien, um das junge Paar zu besuchen, würde sie feststellen, dass die Baut verschwunden war. Ein Skandal würde die Folge sein und möglicherweise sogar der Verlust der dreißigtausend Pfund.
Robert schien das keine Sorgen zu bereiten. Seine Finger drückten sanft ihre Schulter. Offenbar hatte er bereits einen Plan.
„Ich bin froh, dass ihr ein gemeinsames Ziel habt. Das wird euch vor Langeweile bewahren und ein zusätzliches Band zwischen euch schaffen. Wir wollen euch ein bisschen Zeit geben, euch einzurichten. Doch dann erwarten wir euren Besuch auf Swan Park.“
„Wir nehmen die Einladung natürlich gern an. Danke, Großmama.“
„Vielleicht können wir bald einmal einen Einkaufsbummel in Cheltenham machen, Lady Selborne?“, schlug Letty mit leuchtenden Augen vor. „Natürlich können die Geschäfte dort sich nicht mit denen in London messen. Aber man bekommt erstaunlich gute Qualität.“
„Gern, Miss Exton“, gab Jemima zurück, obwohl sie fürchtete, dass die Entwicklung der Dinge keineswegs in ihrem Sinn sein konnte. „Sie sind wirklich sehr freundlich.“
„Nennen Sie mich doch Letty. Ich bin überzeugt, dass wir in kürzester Zeit die besten Freundinnen sein werden!“ Damit drehte die junge Dame sich zu Jack um. „Werden Sie Ihre Schwester oft besuchen, Mr Jewell?“
„So oft wie möglich.“ Er verbeugte sich vor den Damen. „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden? Ich muss zu einer wichtigen Verabredung.“ Damit verließ er die Kanzlei.
Letty trat näher an Jemima heran und flüsterte ihr zu: „Ihr Bruder ist der charmanteste Gentleman, den ich je getroffen habe. Und er sieht so gut aus! Ist er schon vergeben?“
Lady Marguerite, die anscheinend trotz ihres Alters noch gute Ohren hatte, runzelte tadelnd die Stirn. „Solche Fragen geziemen sich nicht für eine junge Dame.“ Dann wandte sie sich der Braut zu. „Es ist Zeit, dass wir uns ums Geschäftliche kümmern. Auf Wiedersehen, Jemima. Wenn Sie uns in Swan Park besuchen, müssen Sie mir unbedingt mehr über sich erzählen.“
„Gern, Madam.“
Sie nahmen Abschied voneinander, und Robert und Jemima verließen das Büro. Im Hinausgehen hörten sie, wie Letty sagte: „Ich freue mich so, Großmama, dass Robert wieder daheim ist. Und ist es nicht herrlich, dass er sich verliebt hat?“
„Sie müssen den Verstand verloren haben, Lord Selborne“, erklärte Jemima ärgerlich. Sie saß neben ihrem Gatten auf einer Bank in dem kleinen Park, den sie nicht weit von Churchwards Büro entdeckt hatten. „Wie konnten Sie nur sagen, dass wir morgen gemeinsam nach Delaval fahren? Wir haben gerade einen Vertrag geschlossen, der etwas völlig anderes vorsieht.“
„Es tut mir leid, dass ich eine Entscheidung treffen musste, ohne mich vorher mit Ihnen abzusprechen. Aber Sie werden verstehen, dass das unerwartete Auftauchen meiner Großmutter gewisse Schritte notwendig machte.“
„Aber doch nicht solche! Unsere Abmachung war, dass Sie nach Oxfordshire reisen und ich in London bleibe. Außerdem“, ihre Augen blitzten in einem neuen Wutanfall auf, „haben Sie mir mehrfach versichert, fast keine Verwandten zu haben. Und dann treffen wir kaum, dass wir verheiratet sind, mit Ihrer Großmutter zusammen!“
„Es tut mir leid.“
Jemima fand, dass er durchaus keinen geknickten Eindruck machte. Im Gegensatz zu ihr wirkte er entspannt und sogar irgendwie fröhlich. „Großmama verlässt Swan Park praktisch nie. Wie hätte ich ahnen können, dass sie sich ausgerechnet jetzt in London aufhält?“
„Sie hätten sich eben Klarheit darüber verschaffen müssen! Keine Verwandten, ha! Ich weiß inzwischen von Ihrer Tante, von drei Cousinen sowie einem Cousin, von Ihrer Schwester in Indien und von Lady Marguerite Exton. Vielleicht möchten Sie die Liste vervollständigen, Mylord?“
„Sie ist komplett. Nun gut, ich könnte noch erwähnen, dass ich einen Paten habe, aber der ist kein echter Verwandter.“ Er griff nach Jemimas Hand. „Bitte …“
Sie entzog ihm ihre Finger und fuhr mit ihrer Gardinenpredigt fort. „Im Übrigen hätten Sie sich denken können, dass die Mitglieder Ihrer Familie denselben Anwalt haben.“
„Oh, ich wusste, dass alle den alten Churchward mit der Wahrnehmung ihrer Interessen beauftragt haben. Allerdings muss ich gestehen, dass ich vergessen hatte, dass
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