Historical Lords & Ladies Band 39
Mönch an der Seite einer Frau zu leben, mit der du bereits vertraut warst.“
„Wie ich eben schon sagte: Wunsch und Notwendigkeit lassen sich hier nicht unter einen Hut bringen.“
„Du meinst, dieses erzwungene Zölibat wird dir auch mit mir als Gattin schwerfallen?“
Er nickte.
„Dann sollten wir noch einmal überlegen, ob wir nicht eine andere Lösung als das Zusammenleben auf Delaval finden.“
„Es gibt keine“, stellte Robert fest. „Nicht, wenn du dich nicht doch noch entscheidest, das Haus in Twickenham zu beziehen und jedem daraus folgenden Gerücht die Stirn zu bieten.“
„Aber …“
„Jemima“, er griff wieder nach ihrer Hand, „Ich brauche das Geld, das mein Vater mir hinterlassen hat, ebenso wie das meiner Großmutter. Deshalb kann ich dir versprechen, dass ich, obwohl du eine bezaubernde und überaus attraktive junge Frau bist, drei Monate lang keusch sein werde. Es wird vermutlich die Hölle für mich. Doch ich habe keine Wahl. Anschließend allerdings … Ich hatte den Eindruck, dass es dir nicht unangenehm war, dich von mir küssen zu lassen. Vielleicht …“
Sie errötete. Jede seiner Zärtlichkeiten erregte sie. Aber gerade das war es ja, was ihr solche Angst machte. Sie wollte sich nicht verlieben. Die Liebe würde sie verletzbar machen. Sie musste sich vor ihr hüten. Aber konnte sie das ihrem Gatten sagen? Nun, ein gewisses Maß an Ehrlichkeit hatte er auf jeden Fall verdient.
„Ich danke dir für deine Offenheit“, begann sie. „Doch ich muss gestehen, dass die Situation durch dein Geständnis nicht leichter für mich geworden ist. Es stimmt, dass du mir nicht gleichgültig bist. Doch einen Kuss zu genießen und das Ehebett zu teilen sind sehr verschiedene Dinge. Es ist zu früh, um dir irgendwelche Versprechungen zu machen.“
Er lächelte. „Ich werde alles tun, um dein Vertrauen und deine Zuneigung zu gewinnen. Und ich habe genau zweiundneunzig Tage dafür Zeit.“
„Du meinst, dass du …“
„Oh ja.“ Er beugte sich zu ihr und berührte mit den Lippen leicht ihren Mund. „Ich werde sie nutzen, um dich zu umwerben. Und dann, wenn diese drei Monate vergangen sind, werde ich dich verführen. Wir werden die Freuden der Ehe gemeinsam genießen.“
Eine Weile später machten sie sich auf den Weg zum Fluss. Jemima, die sehr still geworden war, nachdem Robert ihr gestanden hatte, wie begehrenswert er sie fand, hatte verkündet, dass sie hungrig sei. Dann hatte sie den Arm ihres Gatten ergriffen und ihn zielstrebig mit sich fortgezogen.
Robert fragte sich bereits, ob sie wieder in einer von Straßenräubern besuchten Gastwirtschaft landen würden, als er eine Reihe von Verkaufsständen entdeckte.
„Dort gibt es Muscheln und Aal“, verkündete Jemima fröhlich.
„Ich verabscheue Aal!“
„Aber ich hoffe, du magst Austern!“
„Heißt es nicht, dass sie die Lust fördern?“
„Oh … Dann also auch keine Austern. Aber da drüben gibt es gebackene Kartoffeln. Gegen die wird doch nichts einzuwenden sein? Gut, wir können sie mit einer Tasse von Mrs Miggins Kaffee hinunterspülen. Ihrer ist der beste in der ganzen Stadt.“
Zu seinem Erstaunen musste Robert feststellen, dass seine Gattin recht hatte. Das starke Gebräu, das sie an einer Straßenecke stehend tranken, war köstlich. Und auch die Kartoffeln mundeten ihm überraschend gut. Dann allerdings wurde ihm der Appetit von einer Horde Straßenjungen verdorben, die plötzlich aus allen möglichen Richtungen auftauchten, in einiger Entfernung stehen blieben und ihn anstarrten. Er überlegte gerade, wie er sie wohl vertreiben könnte, als Jemima ihnen zuwinkte und begann, sich mit ihnen zu unterhalten. Wie sich herausstellte, waren einige von ihnen kleine Kaminkehrer, andere arbeiteten als Schuhputzer oder verdingten sich auf den Docks. Keiner verdiente mit seiner schweren Arbeit genug, um sich Schuhe leisten zu können.
Robert ließ den Blick zwischen Jemima und den Knaben hin und her wandern und wurde plötzlich von einem geradezu absurden Stolz erfüllt, weil es ihm gelungen war, diese wundervolle junge Frau zu seiner Gattin zu machen.
Es erschien ihm vollkommen natürlich, Hand in Hand mit ihr am Fluss entlangzuschlendern, nachdem sie ihr einfaches Mahl beendet hatten.
„Ich bin froh, dass du den Jungen kein Geld gegeben hast“, sagte Jemima. „Es sind keine Bettler, und es kränkt sie sehr, wenn man sie wie welche behandelt.“
„Tatsächlich habe ich überlegt, ob ich ihnen nicht etwas
Weitere Kostenlose Bücher