Historical Lords & Ladies Band 39
flachen Hand auf die Matratze. Er machte jetzt einen entspannten Eindruck, was seine männliche Ausstrahlung eher noch unterstrich. Jemima kam seiner Einladung nach, zwang sich jedoch, die Augen von seinen muskulösen Armen und dem kräftigen Oberkörper abzuwenden.
„Nun?“, drängte Robert. „Ich nehme an, es geht um mehr als die Klatschgeschichten der Dienstboten.“
„In gewisser Weise schon … Das Personal spricht auch darüber, dass Lady Marguerite aus London zurück ist und uns bald besuchen wird.“
„Verflixt! Ich hatte gehofft, ihr Aufenthalt in der Stadt würde sich ein wenig in die Länge ziehen.“
Jemima zuckte die Schultern. „Ich bin ziemlich besorgt, weil ich vermute, dass sie den Tratsch auch hören wird.“
„Und dann wird sie natürlich misstrauisch in Bezug auf den Charakter unserer Ehe werden …“ Robert unterdrückte einen Fluch.
„Wenn mich nicht alles täuscht, ist sie längst misstrauisch. Jedes Gerücht wird sie in ihrem Argwohn bestärken.“
„Da hast du leider recht. Nun, unter diesen Umständen wäre es wohl klug, uns für ein gemeinsames Schlafzimmer zu entscheiden.“
„Damit bin ich nicht einverstanden. Wahrhaftig, du kannst doch nicht glauben, ich würde die Nächte mit einem Mann verbringen wollen, der mich tagsüber völlig ignoriert und meine Gesellschaft meidet wie die Pest. Es nützt auch nichts, wenn du mir jetzt vorwirfst, dass das nicht der Gedankengang einer Dame von Stand ist. Ich bin nun mal die Tochter eines Schornsteinfegers, und ein solches Arrangement würde mir das Gefühl vermitteln, eher deine Mätresse als deine Gattin zu sein.“
Die Augen ihres Ehemanns blitzten auf. „Die Aufgaben einer Mätresse beschränken sich nicht darauf, im gleichen Zimmer zu schlafen wie ihr Beschützer. Wenn du möchtest, zeige ich dir, was sie …!“
„Nein danke!“, unterbrach sie ihn. „Dir fehlt wirklich jedes Feingefühl! Seit beinahe vier Wochen behandelst du mich wie Luft, und plötzlich willst du …“
Er war aufgesprungen und vor sie hingetreten. Nun schaute er aus funkelnden Augen auf sie herab. Er sah so attraktiv aus, dass ihr die Stimme versagte.
„Was glaubst du, will ich?“
Jemima schluckte. „Du kannst nicht wollen, dass ich mich dir hingebe, denn du musst noch zwei Monate enthaltsam leben.“
„Neunundfünfzig Tage“, korrigierte er sie. „Du solltest diese qualvolle Zeit wirklich nicht künstlich verlängern.“ Er setzte sich wieder neben sie und ergriff ihre Hand. „Hast du denn wirklich keine Ahnung, warum ich dir aus dem Weg gegangen bin?“
„Ich habe mir meine Gedanken darüber gemacht, sicher. Am wahrscheinlichsten erschien mir, dass du dieses hässliche Haus und den dazugehörigen Besitz einfach hundertmal wichtiger findest als mich. Aber da du selber mir keine Erklärung gegeben hast, weiß ich natürlich nichts über deine tatsächlichen Beweggründe.“
Er sah gekränkt drein. „Delaval ist nicht hässlich.“
Sie lachte. „Oh doch, das ist es. Du bist entweder blind vor Liebe, oder es fehlt dir an Geschmack, wenn du das nicht merkst. Aber das Haus hat trotzdem einen gewissen Charme, das muss ich immerhin zugestehen.“
„Es hat diesen Charme dank deines unermüdlichen Einsatzes entwickelt“, sagte er und drückte freundschaftlich Jemimas Hand.
„Es ist dir aufgefallen, wie hart ich gearbeitet habe?“
„Natürlich. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht aufhören, dich zu beobachten.“ Er strich ihr sanft über die Wange. „Du bist so schön und anmutig. Mir fällt auf, wie die Locken dir in die Stirn fallen oder wie die Farbe deiner Augen sich ändert, wenn ich im Begriff bin, dich zu küssen.“ Er stand auf und beugte sich zu ihr herab. „Es ist, als würden Wolken sich vor einen tiefblauen Himmel schieben, deine Lider beben ein bisschen und …“
„Genug!“ Sie hatte ihm die flache Hand auf die Brust gelegt, um ihn fortzuschieben. Doch das war ein Fehler. Seine Haut war warm und irgendwie … elektrisierend. Rasch zog sie ihre Finger zurück. Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen! Noch war sie mit dem, was sie ihrem Gatten zu sagen hatte, nicht zu Ende. „Für dich bin ich absolut nebensächlich. Nur Delaval zählt. Man könnte meinen, dein Besitz sei ein strenger Zuchtmeister oder eine sehr anspruchsvolle Mätresse, die eifersüchtig darüber wacht, dass du niemandem sonst deine Aufmerksamkeit schenkst.“
Er lächelte, als er sich aufrichtete. „Der Vergleich ist nicht schlecht
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