Historical Lords & Ladies Band 39
… Ich muss zugeben, dass Delaval mich wirklich sehr in Anspruch genommen hat. Es gab so schrecklich viel zu tun. Schließlich ist das Land lange vernachlässigt worden – genau wie das Haus, um das du dich dankenswerterweise gekümmert hast.“
„Nur dass ich über meiner Arbeit nicht versäumt habe, auch dir ein wenig Beachtung zu schenken. Ich habe bemerkt, wie oft du nicht rechtzeitig zum Dinner daheim warst, wie spät du meistens ins Bett gegangen bist und wie wenig Schlaf du gefunden hast, denn morgens in aller Frühe warst du schon wieder auf und davon.“
Robert schaute sie nachdenklich an. „Du benimmst dich ja wirklich wie eine besorgte Ehefrau! Kann ich daraus folgern, dass dir ein bisschen an mir liegt?“
„Durchaus!“ Sie bemühte sich um einen leichten Ton. Himmel, hoffentlich verleitete Robert sie jetzt nicht dazu, ihm noch andere Dinge zu gestehen. Es war schlimm genug, so von ihm vernachlässigt zu werden. Wenn er nun auch noch Grund zu der Annahme hätte, er könne ihre Gefühle ausnutzen, dann … Nein, sie musste sich zusammennehmen! „Es gefällt mir nicht, dass du dich so verausgabst“, sagte sie tadelnd. „Wenn du noch lange so weitermachst, wirst du krank werden. Und dann stehen wir vor zusätzlichen Problemen. Als würden die, die wir schon haben, nicht ausreichen!“
„Ah, wie gut es tut zu hören, dass die eigene Gattin um einen besorgt ist!“ Er beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Möchtest du wissen, meine Liebe, warum ich so viel unterwegs bin und arbeite?“
Sie hob die Augenbrauen.
„Ich gehe dir bewusst aus dem Weg, Jemima. Ich wüsste sonst nämlich nicht, wie ich diese verfluchte Zeit der Enthaltsamkeit überstehen sollte. Ich denke ständig an dich. Tag und Nacht habe ich dein Bild vor Augen. Ganz gleich, was ich tue, ich kann dich nicht aus meinen Gedanken vertreiben.“
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, aber ihre Stimme klang spöttisch, als sie sagte: „Wie ungeheuer romantisch!“
„Du nimmst mich nicht ernst? Schade … Dabei ist die Gefahr, das Erbe meiner Großmutter zu verlieren, sehr real. Ich hatte gehofft, dass diese aufreizenden Fantasien von dir verfliegen, wenn ich mich körperlich nur genug verausgabe. Aber oft habe ich das Gefühl, dass die Anstrengung mich nur noch …“
„… leidenschaftlicher?“, schlug sie vor.
„… leidenschaftlicher, feuriger, lustvoller, verrückter nach deiner Nähe macht“, vollendete er den Satz.
„Wie unpassend, unangenehm und … nun ja, verrückt!“
„Das ist nicht lustig!“, knurrte er.
„Natürlich nicht.“ Ernst erwiderte sie seinen Blick. „Ich weiß, wie viel davon abhängt, dass du Zurückhaltung übst. Deshalb verstehe ich deine Sorge. Aber du hättest sie mit mir teilen können.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Alles wird nur noch schlimmer, wenn ich darüber rede. Bei Jupiter, hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie sehr ich mich danach verzehre, dich zu küssen?“
„Bis eben hatte ich keine Ahnung.“ Sie lächelte. „Ich dachte, du gingest mir aus dem Weg, weil du mich verabscheust.“
Er seufzte. „Ich verabscheue unsere Situation. Ich habe Angst, dich zu umwerben, weil ich nicht sicher bin, ob ich mich beherrschen kann. Und dabei habe ich nicht nur die vierzigtausend Pfund meiner Großmutter im Sinn. Ich habe nicht vergessen, Jemima, dass du mir anvertraut hast, wie du über die Liebe denkst. Ich möchte dich nur zu gern davon überzeugen, dass es nicht nur um Verlangen, Macht und Geld geht.“
„Oh!“ Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. „Ich kann nicht leugnen, Robert, dass ich gelegentlich gewisse Träume hatte, in denen du …“
„Mein Liebling! Wie wunderbar!“
„… in denen du im Begriff warst“, fuhr sie fort, „Dinge zu tun, von denen du noch neunundfünfzig Tage lang Abstand halten musst.“
„Mein Liebling!“, wiederholte er sanft, zog sie auf die Füße und drückte sie an sich.
Aufseufzend legte sie den Kopf an seine Brust. „Findest du es vulgär, wenn eine Frau sich wünscht, mehr Zeit mit ihrem Gemahl zu verbringen?“, flüsterte sie.
„Es entspricht jedenfalls nicht den herrschenden Gepflogenheiten. Ebenso wie es als altmodisch gilt, sich verzweifelt nach einem Kuss von der eigenen Gattin zu sehnen. Möglicherweise passen wir beide nicht in die moderne Zeit …“
Jemima legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Warte, du darfst mich jetzt nicht küssen.“
Er stöhnte laut auf. „Und
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