Historical Lords & Ladies Band 39
warum nicht?“
„Es wäre zu gefährlich. Vergiss nicht, wir befinden uns in deinem Schlafzimmer.“
Diesmal stieß er einen Fluch aus. „Enthaltsamkeit bedeutet nicht, dass wir …“
„Oh doch!“ Jemima befreite sich aus seiner Umarmung und eilte zur Tür. „Ich erwarte dich in einer Viertelstunde zum Dinner.“
7. KAPITEL
B eim Dinner hatte Robert seiner Gattin vorgeschlagen, am nächsten Tag mit ihm auszureiten. So würden sie etwas Zeit miteinander verbringen können, ohne dass sie in Versuchung gerieten, Dinge zu tun, die mit der geforderten Enthaltsamkeit nicht in Einklang zu bringen waren. Leider hatte Jemima noch nie auf einem Pferderücken gesessen.
„Dann werde ich dir eben Unterricht geben“, hatte er schmunzelnd gemeint.
Doch das Lachen sollte ihm rasch vergehen. Seiner jungen Gemahlin fehlte jegliches Talent zum Reiten. Zwar hatte sie keine Angst vor den Tieren, doch so anmutig und sicher sie sich im Allgemeinen bewegte, so ungeschickt und unbeholfen verhielt sie sich, sobald sie im Sattel saß. Nach mehreren qualvollen Versuchen musste das Paar sich eingestehen, dass es sinnlos war, die Bemühungen fortzusetzen.
Immerhin hatte die gemeinsam verbrachte Zeit zur Folge, dass Jemima und Robert sich wieder miteinander unterhielten. Tatsächlich waren beide begierig, mehr über den anderen zu erfahren. Einmal wandte sich das Gespräch dem Krieg zu, und Jemima erkundigte sich, warum Robert sich entschlossen hatte, den Besitz seiner Familie, den er doch offensichtlich sehr liebte, zu verlassen.
„Ich fürchte, dass ich mich hauptsächlich aus Trotz für die Offizierslaufbahn entschieden habe“, gestand ihr Gatte. „Meine Eltern wollten auf keinen Fall, dass ich mich der Armee anschloss. Nun, ich war damals ein dickköpfiger Heißsporn und konnte es nicht ertragen, dass man meine Wünsche rundheraus ablehnte. Ich tat also, was ich für richtig hielt, ohne den Gefühlen meiner Familie Beachtung zu schenken.“
„Wie seltsam … Ich hatte den Eindruck, dass du ein sehr vernünftiger und rücksichtsvoller Mensch bist.“
„Ich habe während meiner Zeit beim Militär viel gelernt. Gehorsam, Selbstdisziplin und welchen Wert das menschliche Leben hat …“
Sie nickte nachdenklich. „Es muss schlimm für dich gewesen sein, vom Tod deiner Eltern zu erfahren. Vermutlich habt ihr euch trotz eurer Meinungsverschiedenheiten sehr nahegestanden. Hast du hier eine schöne Kindheit verbracht?“
„Oh ja. Ich habe meinen Vater und meine Mutter geliebt, und in Delaval war ich glücklich, solange ich denken kann.“
„Erzähl mir von deinen Eltern!“
„Hm …“ Er runzelte die Stirn. „Sie haben spät geheiratet, und als Camilla und danach ich geboren wurden, waren beide über vierzig. Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass sie sich nicht so viel um uns gekümmert haben … Mit zunehmendem Alter empfindet man lebhafte Kinder wohl als ziemlich anstrengend. Mein Vater brauste schnell auf, wenn wir seinen Erwartungen nicht hundertprozentig gerecht wurden. Überhaupt war er ein unzufriedener Mensch. Inzwischen glaube ich, dass er sich nicht damit abfinden konnte, keine Verantwortung zu tragen, solange mein Großvater lebte.“
„Dein Großvater muss recht alt geworden sein.“
„Er strotzte vor Gesundheit und wäre vermutlich hundert geworden, wenn er nicht bei einem Jagdunfall umgekommen wäre.“
„Oh!“
„Er hatte zu einer Fasanenjagd eingeladen, und die ganze Gesellschaft war in mehreren kleinen Gruppen unterwegs. Mein Großvater hatte außer einem Treiber nur Ferdie – meinen Cousin, den du bei der Hochzeit kennengelernt hast – mitgenommen. Unterwegs stolperte der alte Herr, dabei löste sich ein Schuss aus seiner Flinte und traf ihn. Ferdie war völlig verzweifelt. Er war damals erst fünfzehn und das Erlebnis hat ihm schrecklich zugesetzt.“
Jemima erschauerte. „Wie traurig!“
Robert nickte. „Auch der Treiber, einer unserer Pferdeknechte, Naylor hieß er, war danach nicht mehr derselbe. Er verließ Delaval, um in den Krieg zu ziehen.“
„Für deinen Vater muss es auch schwer gewesen sein, auf diese Weise sein Erbe anzutreten.“
„Er wurde jedenfalls nicht ausgeglichener. Aber er war trotzdem ein guter, verantwortungsbewusster Mensch.“
„Wenn auch ein wenig exzentrisch, genau wie deine Großmutter …“
„Du denkst an die Testamente?“
Sie nickte.
„Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass du Großmama gemocht hättest, und sie dich übrigens
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