Historical Lords & Ladies Band 39
ritt man durch die Furt auf die andere Seite des Flusses, wo Geoffrey bereits ausharrte, und kehrte in großem Bogen nach Haus zurück.
Philip saß ab, warf Southey die Zügel zu und half Miss Mannering aus dem Sattel.
Ihr stockte der Atem, als sie Lord Ruthvens Hände um die Taille spürte und er sie behänd herunterhob. „Danke, Sir“, murmelte sie errötend und fühlte das Herz bis zum Hals schlagen.
„Es war mir ein Vergnügen“, erwiderte er und ließ sie widerstrebend los. „Halten Sie es nicht für angebracht, mich wie früher beim Vornamen anzusprechen?“
„Nein“, widersprach sie. „Sie sind jetzt Lord Ruthven, und das muss ich respektieren.“
„Wie Sie wünschen, Miss Antonia“, gab er in bedauerndem Ton nach, reichte ihr den Arm und begleitete sie ins Haus.
3. KAPITEL
V ormittags hatte Antonia die Einladungen für das Fest im Park geschrieben und sich, da die Tante ihrer nicht bedurfte, nach dem Lunch in den Rosengarten begeben. Plötzlich sah sie den Baron auf sich zuschlendern und war überrascht, weil sie nicht damit gerechnet hatte, ihm vor dem Dinner zu begegnen.
Er hielt vor ihr an, verneigte sich leicht und fragte schmunzelnd: „Inspizieren Sie den Garten? Mir scheint, Sie kümmern sich wirklich um alles, was den Haushalt betrifft. Meine Stiefmutter hat mir nämlich erzählt, Sie würden sie in vielen Dingen entlasten.“
„Das hängt davon ab, worum es geht“, erwiderte Antonia lächelnd. „Hinsichtlich der Pflege des Parks werde ich jedoch umgehend mit dem Obergärtner sprechen, es sei denn, Sir, Sie missbilligen es, dass ich in seine Kompetenzen eingreife.“
„Nein, ganz und gar nicht“, entgegnete Philip und schüttelte den Kopf. „Ich finde es sehr beruhigend, wenn Sie sich mit solchen Problemen befassen.“
Verblüfft schaute Antonia ihn an und überlegte, warum es ihn beruhigen mochte, dass sie sich Haushaltspflichten aufbürdete. Vielleicht war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass sie ihre häusliche Tugenden unter Beweis stellte, oder er fand es angenehm, die Leitung des Haushaltes in fester weiblicher Hand zu wissen.
„Gestatten Sie, dass ich Sie auf Ihrem Rundgang begleite?“
„Es ist Ihr Anwesen, Sir“, antwortete sie leichthin.
Eine Weile ging er schweigend neben ihr her und staunte, wie sehr sie sich inzwischen verändert hatte. Ihre Stimme war voller, samtener geworden, der Ausdruck in ihren braunen Augen selbstsicherer, ihre Ausstrahlung anmutiger, damenhafter, die Figur fraulicher und verlockender. Früher hatte sie Philip knapp bis zur Schulter gereicht, doch nun war sie kaum einen halben Kopf kleiner als er.
Sie spürte, dass er sie beobachtete, schaute ihn an und blieb unvermittelt stehen. Sein Blick umschmeichelte sie, und wie gebannt sah sie ihm in die grauen Augen. Verwirrt merkte sie, dass sie nicht imstande war, etwas zu äußern oder sich zu regen.
Philip überwand sich, den spannungsvollen Augenblick zu zerstören, und sagte beiläufig: „Wir sollten zurückgehen, Miss Antonia. Das Mittagessen wird bald serviert.“
Heftig klopfenden Herzens atmete sie tief durch, nickte und fragte so gelassen, wie es ihr möglich war: „Hatten Sie einen besonderen Grund, Sir, zu mir in den Park zu kommen?“
Er mochte ihr nicht gestehen, dass er ihre Nähe gesucht hatte, und antwortete, während er langsam an ihrer Seite zum Haus zurückkehrte, mit ausdrucksloser Miene: „Ja, ich wollte mich erkundigen, ob Ihr Bruder kutschieren kann. Falls dem nicht so ist, könnte ich es ihm beibringen.“
„Bisher hatte er keine Gelegenheit, es zu lernen“, erwiderte Antonia bedauernd. „Es wäre reizend von Ihnen, wenn Sie ihn unterweisen würden.“
„Gut, dann tue ich es“, willigte Philip ein. „Und wie ist es mit Ihnen?“, setzte er hinzu und sah sie prüfend an. „Da Sie eine vorzügliche Reiterin sind, würden Sie meiner Ansicht nach auch gut mit Kutschpferden umgehen können.“
„Sie wollen mir das Kutschieren beibringen?“, fragte sie und schaute ihn verblüfft an.
„Ja, wenn Sie es möchten“, antwortete er und bemühte sich, nicht zu lächeln.
„Ist es nicht unschicklich, wenn eine Dame selbst ihren Wagen lenkt?“
„Nein, nicht auf dem Land“, erklärte Philip. „Voraussetzung ist natürlich, dass sie nur einen Einspänner kutschiert.“
„In der Stadt würde es jedoch Befremden auslösen?“
„Ich würde Ihnen nicht erlauben, dort mit einem meiner Pferde auszufahren.“
„Welche Kutschen benutzen Sie in der
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