Historical Lords & Ladies Band 39
Stadt?“
„Meist einen Phaeton, wenn ich selbst kutschiere, aber einen Zweispänner würde ich Ihnen nie überlassen. Sie könnten den Buggy, das Gig oder den Hansom nehmen. Hier bieten sich zum Lernen das Dogcart oder der Buggy an.“
„Und wie ist es mit Ihrer Karriole?“
„Vorläufig nicht“, antwortete Philip streng. „Erst muss ich sehen, wie Sie sich anstellen. Möglicherweise sind Sie ungeschickter, als ich annehme.“
„Wie bitte?“ Erzürnt schaute Antonia ihn an.
„Man sollte immer einen Schritt nach dem anderen tun“, äußerte er mahnend. „Lernen Sie zunächst, ein Kutschpferd zu beherrschen, ehe Sie mit dem Gedanken spielen, zweispännig zu fahren.“
Entschlossen, Lord Ruthven zu beweisen, dass sie eine gelehrige Schülerin war, ließ Antonia sich einen Tag später von ihm auf den Kutschbock helfen, wartete, bis er sich zu ihr gesetzt hatte, und ergriff dann die Zügel.
„So nicht“, tadelte er sie, zeigte ihr, wie sie richtig gehalten wurden, und drückte sie ihr dann wieder in die Hände.
Die Berührung erregte sie, und sie musste sich anstrengen, die verräterischen Gefühle nicht zu zeigen.
„Lassen Sie das Pferd langsam traben“, riet er ihr. „Oder haben Sie plötzlich Angst vor der eigenen Courage?“
„Natürlich nicht“, antwortete sie schnippisch und schlug dem Grauschimmel leicht die Stränge auf den Rücken. Der Wagen ruckte so jäh an, dass sie vor Schreck beinahe aufgeschrien hätte.
Philip ergriff ihre die Zügel haltenden Hände, demonstrierte ihr, wie sie damit umgehen müsse, überließ sie dann ihrem Schicksal und legte den Arm um sie.
Zunächst rollte der Buggy mit mäßiger Geschwindigkeit über die Allee, doch der Wallach begann bald, schneller zu laufen. Antonia hatte Mühe, ihn zu bändigen, und es dauerte eine Weile, bis sie ihn zu kontrollieren verstand.
Erschöpft von der Anstrengung, doch froh, dass sie es geschafft hatte, schaute sie Seine Lordschaft in der Annahme an, er werde nun den Arm fortziehen. Er machte indes keine Anstalten, ihrem stummem Wunsch zu entsprechen, und sie wagte nicht, ihn dazu aufzufordern.
„Und was nun?“, fragte sie unbehaglich, sobald sie das Torhaus passiert hatte.
„Folgen Sie der Straße und biegen Sie dann auf den Feldweg ab. Dort werden Sie nicht durch andere Fahrzeuge abgelenkt und können größeres Selbstvertrauen gewinnen.“
Antonia konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe und nahm dankbar zur Kenntnis, dass Lord Ruthven ihr nur hin und wieder Anweisungen erteilte. Sie wurde sicherer im Umgang mit den Strängen und begann, sich mehr und mehr zu entspannen.
Plötzlich wurde sie sich erneut bewusst, dass der Baron noch immer den Arm um sie geschlungen hatte, und spürte sein rechtes Bein an ihrem linken Oberschenkel. Ein eigenartiges Gefühl der Wärme durchströmte sie, wie in dem Augenblick, als sie Seiner Lordschaft im Vestibül von Ruthven Manor begegnet war. Damals hatte sie es ihrer Nervosität zugeschrieben, verursacht durch das Wiedersehen und die Zuneigung, die sie seit vielen Jahren für Lord Ruthven empfand. Sie hatte sich einzureden versucht, die Verliebtheit würde sich geben, doch nun begriff sie, dass sie einem Trugschluss erlegen war.
Aufmerksam beobachtete Philip sie von der Seite und sagte beiläufig: „Ihr Bruder ist noch sehr jung, Miss Antonia. Daher schlage ich Ihnen vor, seine Abreise nach Oxford einige Wochen zu verschieben, damit er sich in London gesellschaftlichen Schliff erwerben kann. Das würde ihm unter seinen Altersgenossen einen besseren Stand verschaffen.“
„Ich habe nichts einzuwenden“, erwiderte Antonia, „bin jedoch nicht sicher, ob er einverstanden sein wird. Er will unbedingt sein Wissen erweitern und könnte mir vorhalten, durch die verlorene Zeit würde er hinter seinen Mitschülern zurückbleiben. Ich wüsste nicht, wie ich ihn dann überreden soll.“
„Überlassen Sie das mir“, sagte Philip ruhig. „Welches College hat ihn aufgenommen?“
„Das Trinity College.“
„Ich kenne den Rektor. Wenn es Ihnen recht ist, schreibe ich ihm und bitte ihn, Ihren Bruder bis zum Ende der Nachsaison vom Unterricht freizustellen.“
„Sie kennen den Dekan?“, wunderte sich Antonia und hielt den Grauschimmel zu gemächlicherem Tempo an.
„Ihre Familie ist nicht die einzige im Land, die gute Verbindungen zu einem College hat“, antwortete Philip und hob hochmütig eine Braue.
„Sie waren ebenfalls im Trinity College?“
Er nickte.
„Dann wird der
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