Historical Lords & Ladies Band 39
fragte er, ergriff, ohne ihre Einwilligung abzuwarten, ihre Hand und legte sie in seine Armbeuge. „Da Sie bald im ton verkehren werden, ist es sicher sinnvoll, wenn Sie sich ein wenig Übung im Reimen aneignen“, fuhr er fort, hielt beim Springbrunnen an und half Miss Mannering, sich auf die schmiedeeiserne Bank zu setzen. Dann nahm er neben ihr Platz, legte den rechten Arm auf die Rücklehne der Bank und schaute nachdenklich Miss Mannering an. „In Anbetracht Ihrer Unerfahrenheit ist es wohl besser, wenn wir zunächst nur poetische Sätze bilden“, schlug er vor.
„Ja“, stimmte Antonia zu.
„Hier ist ein Beispiel. Ihr Haar glänzt wie Cäsars Gold, für das seine Bataillone ihr Leben hingaben.“
Antonia schaute Seine Lordschaft aus weit geöffneten Augen an.
„Nun sind Sie an der Reihe.“
Antonia atmete tief durch und sagte: „Ihr Haar schimmert wie in der Sonne gereifte Kastanien.“
„Sehr gut!“ Philip lächelte. „Das war jedoch nur eine visuelle Beobachtung. Daher habe ich diese Runde gewonnen.“
„Oh, machen wir einen Wettbewerb?“
„Betrachten wir es so. Nun bin ich wieder dran. Ihre Stirn ist so weiß wie die Brust einer Mehlschwalbe und so glatt wie ihr Flug durch die Lüfte.“
Antonia verengte die Augen, betrachtete Lord Ruthvens Stirn und erwiderte: „Ihre Stirn ist so edel wie die des Leu und Ihre Kraft nicht geringer als seine.“
Philip lächelte breiter. „Ihre Augen sind in Gold gefasste Smaragde, Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert.“
„Graue Wolken, Stahl, Dunst und Nebel, Blitz und stürmische Wogen vermischen sich in den Tiefen Ihres Blicks.“
Philip hob die Brauen, neigte leicht den Kopf und sagte anerkennend: „Ich hatte vergessen, welch gute Schülerin Sie sind. Doch machen wir weiter.“ Er hob die Hand, strich Miss Mannering sacht über die Wange und äußerte in sprödem Ton: „Ihre Wangen haben den Glanz des Elfenbeins, den rosigen Hauch der Morgenröte.“
Mit weit geöffneten Augen saß Antonia reglos da und wagte kaum zu atmen. Ihre Strategie war richtig. Langsam ließen die durch Lord Ruthvens Berührung verursachten Reize nach, und sie konnte wieder klar denken.
Sie schluckte, furchte die Stirn und blickte dem Baron in die Augen. „Schön von Gesicht und charaktervoll, sind Ihre Bewegungen von geschmeidiger Anmut geprägt“, sagte sie dann.
„Du meine Güte! Was soll ich dem entgegensetzen?“, fragte er auflachend.
Triumphierend sah Antonia ihn an.
Er betrachtete ihr Gesicht, bemerkte, dass sie die Hände im Schoß gefaltet hatte, und äußerte: „Ah, ja!“ Er löste sie ihr, hielt eine Hand fest und spürte den schnellen Schlag ihres Pulses.
Sie sträubte sich nicht, als er ihre Hand umdrehte und ihr mit den Fingerspitzen der linken Hand sacht über die Innenfläche strich. Heftig einatmend, sah sie ihn auf eine Weise lächeln, wie er es bisher noch nie getan hatte.
„Zarte Knochen, empfindsame Haut in Erwartung der Liebkosungen des Liebhabers“, sagte er rau.
Antonia fühlte sich durch seinen Blick, seine Berührung wie gelähmt.
Langsam hob er ihre Hand und drückte Küsse auf ihre Fingerspitzen.
Wohlige Schauer durchrieselten sie, doch es erschien ihr ratsamer, sich schnellstens zurückzuziehen. „Oh, eben fällt mir ein, dass ich meiner Tante versprochen habe, jemandem eine Nachricht von ihr zu überbringen“, sagte sie hastig, brachte es indes nicht über sich, Lord Ruthven ihre Hand zu entziehen. „Ich muss fort, Sir.“
Unverwandt blickte er sie an und fragte leise: „Eine Nachricht?“ Ein Weilchen schaute er ihr in die Augen und fuhr dann fort: „Betrifft sie das Fest?“
Antonia nickte.
„Müssen Sie sie sofort übermitteln?“
„Ja.“ Rasch erhob sich Antonia und war froh, als auch er aufstand. Noch immer hielt er ihre Hand fest und machte keine Anstalten, sie loszulassen.“
„Ich begleite Sie“, sagte er, legte ihre Hand in seine Armbeuge und schlenderte mit ihr zum Haus zurück. Vor der Terrasse blieb er stehen, löste ihre Hand von seinem Arm, hielt sie fest, schaute Miss Mannering tief in die Augen und ließ dann ihre Hand los. „Wir sehen uns beim Abendessen“, äußerte er lächelnd, verneigte sich und ging eilig davon.
Sie schaute ihm hinterher und war sehr mit sich zufrieden. Sie hatte ihr erstes Ziel erreicht. Lord Ruthven würde sie hinfort nicht mehr nur als Nichte seiner Stiefmutter betrachten.
„Ich habe den ganzen Tag versucht, dich irgendwo anzutreffen“, sagte Hugo beim
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