Historical Lords & Ladies Band 39
Betreten des Herrensalons.
„Was hast du auf dem Herzen?“
„Ich habe beschlossen, morgen nach London zurückzukehren“, antwortete Hugo, „weil ich mich nicht in den Fängen deiner Stiefmutter wiederfinden will. Du kannst dich hinter ihrer Nichte verstecken, aber ich habe niemanden, der mich davor beschützt, Opfer ihrer Machenschaften zu werden. Bei dir haben sie schon zum Erfolg geführt.“
„Zu welchem?“, erkundigte Philip sich verdutzt.
„Nun, von Anfang an war es offenkundig, dass sie dich mit Miss Mannering zusammenbringen will. Das ist verständlich. Schließlich ist Miss Mannering ihre Nichte, eine Schönheit und obendrein seit vielen Jahren mit dir bekannt. Du bist vierunddreißig Jahre alt und noch immer nicht verheiratet. Ich begreife nicht, warum es dich nicht stört, dass man in deinem eigenen Haus die Netze nach dir auswirft. Oder ist dir das noch nicht aufgefallen?“
„Nein“, antwortete Philip mit regloser Miene. „Ich war durch andere Dinge abgelenkt.“
4. KAPITEL
A m liebsten hätte Philip sich in die Bibliothek geflüchtet, doch auch dort herrschte rege Betriebsamkeit. Gereizt gab er die Suche nach Ruhe auf, zwängte sich durch die Dienstboten, die mit der Ausführung der ihnen von Miss Mannering erteilten Befehle beschäftigt waren, und überlegte, ob er ihr sagen solle, dass ihr anmaßendes Wesen nicht mehr zu übersehen sei. Schon von früher kannte er ihre Neigung, sich um jede Kleinigkeit persönlich zu kümmern, und staunte, wie mühelos es ihr gelang, das Personal bei guter Laune zu halten.
Noch war er sich nicht im Klaren, wie er zu ihr stand und ob er ihre bestimmende Einstellung akzeptieren könne. Nachdem der Freund ihm plötzlich die Augen geöffnet hatte, war ihm bewusst geworden, dass er tatsächlich verheiratet werden sollte. An sich hätte er durch das Verhalten der Stiefmutter hellhörig werden müssen, war jedoch, wie er Hugo gegenüber geäußert hatte, durch andere Dinge abgelenkt gewesen.
Zudem hatte Miss Mannering nicht auf die übliche Weise mit ihm kokettiert, sondern ihn viel geschickter und verhaltener zu umgarnen versucht, unter dem Deckmantel ihrer langjährigen Bekanntschaft. Er war der Meinung gewesen, sie sei nicht wie die anderen Frauen, musste nun jedoch erkennen, dass sie sich lediglich einer unterschiedlichen Taktik bediente.
Er schlenderte in den Park, sah sie den Aufbau der für das Buffet und die Getränke bestimmten Tische beaufsichtigen und ging langsam zu ihr. „Gibt es noch viel zu tun?“, erkundigte er sich.
„Der größte Teil der Vorbereitungen ist erledigt“, antwortete sie. „Nur die Fässer müssen noch herausgeschafft werden. Über Nacht bleiben sie unter den Zeltplanen.“
„Gut, dann haben wir vor dem Dinner genügend Zeit, um uns zu unterhalten.“
„Worüber?“, wunderte sich Antonia, hörte Schreie und drehte sich hastig um. Ein Fass rollte über den Rasen. „Oh, Schreck!“, äußerte sie bestürzt und lief darauf zu.
Einen Moment lang war Philip zu verblüfft, um gleich zu reagieren. Dann rannte er hinter ihr her, holte sie ein und schlang ihr den Arm um die Taille. Schnell riss er sie aus der Gefahrenzone und drückte sie an sich.
„Lassen Sie mich los!“, sagte sie keuchend. „Das Fass …“
„Wiegt mindestens dreimal so viel wie Sie und hätte Sie glatt umgeworfen!“, unterbrach er scharf und sah es in einem Abstand vorbeirollen. Männliche Dienstboten hasteten darauf zu und brachten es zum Stillstand. Aufatmend ließ Philip Miss Mannering los. „Sie hätten es nicht vermocht, es aufzuhalten“, äußerte er unwirsch.
„Das war nicht meine Absicht“, entgegnete sie kühl. „Ich wollte es nur abbremsen, damit die Diener es zum Stillstand bringen können.“
„Nachdem es Sie vorher überrollt hätte“, erwiderte Philip kopfschüttelnd.
„Nun, dann danke ich Ihnen, dass Sie mich davor bewahrt haben“, murmelte sie verlegen.
„Sie können mir Ihren Dank beweisen, indem Sie mit mir ausreiten“, schlug er vor. „Die letzten Vorbereitungen können auch ohne Ihre Aufsicht getroffen werden. Kommen Sie, Miss Antonia“, setzte er in bestimmendem Ton hinzu, nahm sie beim Arm und drängte sie zu den Stallungen.
„In diesem Kleid kann ich nicht reiten, Sir“, wandte sie verwirrt ein.
Schweigend änderte er die Richtung, hielt auf das Haus zu und sagte, sobald man sich im Entree befand: „Beeilen Sie sich, Madam. Sie haben eine Viertelstunde Zeit, um sich umzuziehen. Ich warte hier auf
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