Historical Lords & Ladies Band 40
ja.“ Helen sprang aus dem Bett, wusch sich und zog sich an. „Wenn wir uns beeilen, können wir vor der Abfahrt noch frühstücken.“
Unten saßen die beiden Herren bereits am Tisch, der für vier Personen gedeckt war. Tom beklagte sich bitter über seine Unterbringung. „Ich musste einen Raum mit einem halben Dutzend Männern teilen, die in verschiedenen Tonlagen geschnarcht haben“, sagte er. „Ich habe kaum ein Auge zugetan. Ohne Miss Sadler hätten Dorothy und ich ein Zimmer für uns nehmen können …“
„Mr Thurborn“, rief Helen, die realisierte, dass er von ihrem Kommen nichts bemerkt hatte. „Hoffentlich habe ich Sie missverstanden.“
Er blickte hoch und errötete. „Natürlich hätten wir nicht dasselbe Bett benutzt.“
„Da sich die Gelegenheit nicht ergab, ist es sinnlos, Vermutungen darüber anzustellen“, sagte Duncan.
„Ich wette, Sie hatten ein Einzelzimmer“, erwiderte Tom. „Anscheinend bekommen Sie immer das Beste, ohne sich im Geringsten zu bemühen.“
„Im Gegenteil, ich habe mein Quartier im Stall aufgeschlagen. Pferde schnarchen nicht und sind vielen menschlichen Lebewesen vorzuziehen.“
„Konnten Sie denn schlafen?“, fragte Helen bestürzt.
„Als Soldat habe ich gelernt, überall und immer zu schlafen. Verschwenden Sie keinen Gedanken daran. Bitte frühstücken Sie, wir müssen bald aufbrechen.“
Die jungen Damen hatten kaum angefangen zu essen, als der Kutschenbegleiter hereinkam und laut verkündete, man sei abfahrbereit.
„Setzen Sie sich und beenden Sie Ihr Frühstück“, befahl Duncan, als die Mädchen widerstrebend aufstanden, um den anderen Passagieren nach draußen zu folgen. Zu Helens Verwunderung schaute er sich nach allen Seiten um, wie um sich zu vergewissern, dass er von niemandem beobachtet wurde. Dann raffte er am Nebentisch, der mit den Resten eines Frühstücks bedeckt war, das Besteck zusammen und ließ es in der leeren Teekanne verschwinden. Gleich darauf fing der Wirt, der damit beschäftigt war, die Tische abzuräumen, laut zu schreien an. „Ich bin beraubt worden. Jemand hat das Silber mitgenommen.“ An einen der Kellner gewandt, fuhr er fort: „Halten Sie die Kutsche auf. Niemand darf wegfahren, bevor ich nicht mein Eigentum wiederhabe.“ Er deutete auf einen untersetzten Farmer in einem gewaltigen Mantel. „Was haben Sie in Ihren Taschen?“
„Ein Taschentuch und meine Börse“, erwiderte der Mann und wandte sich zum Gehen, wurde jedoch von einem Schankkellner aufgehalten, der ihn aufforderte, seine Taschen umzudrehen.
„Essen Sie“, sagte Duncan zu den Mädchen, die vor lauter Interesse am Geschehen damit aufgehört hatten. „Der Kutscher wird sich nicht lange aufhalten lassen.“ Er widmete sich wieder in aller Ruhe seinem Frühstück, während um ihn her Aufruhr herrschte. Der Wirt beschuldigte die Passagiere, die ärgerlich ihre Unschuld beteuerten. „Zeit, das Ganze zu beenden“, sagte Duncan schließlich. Er nahm die Teekanne und schüttelte sie, wobei er ein großes Theater veranstaltete, als ob er etwas darin gefunden hätte. „Ist es das, wonach Sie suchen?“, erkundigte er sich und brachte das fehlende Besteck zum Vorschein.
Der Wirt kam angelaufen und griff nach den Messern und Gabeln, während im Raum ein großes Gelächter entstand. „Jemand hat die Sachen versteckt“, sagte er und funkelte Duncan an. „Manche Leute werden nie erwachsen.“
„Und manche Leute sind zu schnell mit ihren Anschuldigungen.“ Wie er es schaffte, eine ernste Miene beizubehalten, war Helen schleierhaft. „Wären Sie jetzt wohl so freundlich, zur Seite zu treten? Draußen wartet eine Kutsche auf uns. Kommen Sie, Miss Sadler, Miss Carstairs, es ist Zeit.“
In Helens Augen standen Lachtränen, sodass sie kaum sehen konnte, wohin sie gingen. Die nächste Teilstrecke der Reise traten sie in bester Stimmung an. Und da sie nur zu viert im Innenraum saßen, fühlten sie sich auch weniger eingeengt.
Duncan, dem schon die ernsthafte Helen gefiel, fand sie, wenn sie heiter war, noch attraktiver. Er nahm sich vor, sie möglichst oft zum Lachen zu bringen.
„Mr Gathercole hat mir einige Geschichten aus seinem Leben als Kutscher erzählt“, sagte er in dem Bestreben, sie durch ein paar Episoden so zu amüsieren, dass ihre Augen blitzten.
„Falls das, was wir erlebt haben, dafür ein Maßstab ist, kann ich mir vorstellen, dass sein Leben nicht langweilig verläuft“, erwiderte Helen. „Seine Schwierigkeiten hat er sich
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