Historical Lords & Ladies Band 40
allerdings selbst zuzuschreiben, wenn er jungen Narren die Zügel überlässt.“
„Ich bin geneigt, ihm zu verzeihen“, warf Dorothy ein. „Schließlich hat er uns zusammengebracht. Statt steif und schweigend hier zu sitzen, sind wir die besten Freunde. Ich wäre glücklich, wenn mich nicht der Gedanke an das Zusammentreffen mit Tante Sophia belasten würde. Ich wünschte … Nein, darum kann ich Sie nicht bitten.“
„Wir haben es beide eilig, Schottland zu erreichen“, sagte Duncan hastig, bevor Helen anbieten konnte, das Mädchen zu begleiten. „Es hat schon zu viele Verzögerungen gegeben.“
„Ja, natürlich. Ich verstehe, dass Sie ungeduldig sind. Leider bin ich mir des Empfangs durch meine Tante keineswegs sicher.“
„Ich denke, Sie wird zufrieden sein, wenn Sie ihr erzählen, dass Sie beide sich lieben“, sagte Helen. „Und Ihr Papa auch, wenn er realisiert, wie entschlossen Sie sind.“
„Sind Sie eine Autorität auf diesem Gebiet?“, erkundigte sich Duncan. „Wissen Sie, wie ein Vater, den Sie nicht kennen, auf Entschlossenheit seiner Tochter reagiert, die in seinen Augen nichts als Starrsinn ist?“
„Sie denken, er wird sehr zornig sein, nicht wahr?“ Dorothys Augen füllten sich mit Tränen. „Warum haben Sie Tom eingeredet, es mit Papa aufzunehmen, wenn Sie das glauben?“
Er beherrschte mit Mühe seinen Ärger. Schließlich war sie nur ein verwöhntes Kind und erinnerte ihn auf gewisse Weise an Arabella, was vielleicht der Grund war, dass er so wenig Geduld mit ihr hatte. „Ich wollte Miss Sadler lediglich zu verstehen geben, dass sie gar nicht wissen kann, wie Ihr Vater reagiert.“
„Sie sollten niemandem die Hoffnung nehmen, Sir.“
„Auch nicht, wenn sie unbegründet ist?“
Seine scheinbare Arroganz passte nicht zu dem schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen. Helen überlegte nicht zum ersten Male, ob es wohl in seiner Vergangenheit eine Frau gegeben hatte, die die Ursache für seinen zwiespältigen Charakter war. „Auch dann nicht“, erwiderte sie. „Bei all dem Bösen in der Welt bleibt uns doch nur die Hoffnung.“
In seine Augen trat ein weicher Ausdruck. „Verzeihen Sie einem alten Zweifler, der schon zu viel Böses und nur wenig Gutes gesehen hat.“
Ein paar Minuten später erreichten sie den Gasthof in Derby, wo die Pferde gewechselt werden sollten. Dorothy und Tom, die sich nur ungern von ihren neu gewonnenen Freunden trennten, stiegen aus.
„Keine Angst, so arg wird es schon nicht werden“, tröstete Helen.
„Ich werde Sie schrecklich vermissen“, erwiderte Dorothy. „Werden Sie mir schreiben?“
„Aber natürlich.“
Helen lehnte sich in die Polster zurück. Die Trennung von dem jungen Paar tat ihr leid. Jetzt war sie völlig auf den Captain angewiesen, der sicherlich erneut anfangen würde, sie auszufragen.
Bei den zwei neu zugestiegenen Personen handelte es sich um einen Sergeant mit buschigem Schnurrbart und einen sehr dünnen, kleinen Mann – beide schmutzig und unrasiert, sodass sie Helens Ansicht nach besser zu den Außenpassagieren gepasst hätten.
„Ich habe noch nie so armselige Tiere gesehen“, stellte der Sergeant fest und streckte den Kopf aus dem Fenster. „Treiben Sie die Pferde an. Zeigen Sie uns, was sie leisten können“, rief er dem Kutscher zu.
Zum Glück beachtete der Kutscher den Zuruf nicht und ließ die Pferde nur dann im Galopp laufen, wenn die Straße es erlaubte. Während der Sergeant immer wieder Ermutigungen aus dem Fenster brüllte, hockte der kleine Mann mürrisch schweigend in seiner Ecke. Er schien sich seiner Umgebung nicht bewusst zu sein, wartete aber offenbar auf seine Chance. Als die Kutsche bei einer Steigung langsam fahren musste, öffnete er die Tür und wäre hinausgesprungen, wenn der Sergeant ihn nicht am Rockschoß festgehalten hätte. „Oh nein, du bleibst hier“, sagte er und schlug mit den Fäusten auf seinen Kopf.
„Sir, es gibt keinen Grund, den armen Mann derart zu behandeln“, protestierte Helen und schüttelte die Hand ab, die der Captain ihr warnend auf den Arm gelegt hatte. „Was hat er denn getan, um eine so brutale Behandlung zu verdienen?“
„Niemand entkommt Sergeant Hollocks“, sagte er. Nach ein paar weiteren Hieben wandte er sich an Duncan. „Würden Sie ihn wohl festhalten, damit ich ihn fesseln kann, Sir. Offenbar kann man ihm nicht trauen. Er hat versprochen, nicht wegzulaufen, und ich war dumm genug, ihm zu glauben.“
Als der Captain den Mann bei den
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