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Historical Lords & Ladies Band 40

Historical Lords & Ladies Band 40

Titel: Historical Lords & Ladies Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols , Anne Ashley
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Schultern packte, band der Sergeant dessen Hände mit einem mitgebrachten Strick zusammen, den er dann am Türgriff befestigte.
    „Was hat er angestellt?“, fragte Helen, der der arme Mann mit dem blutigen Gesicht leidtat. „Sie können doch nicht hier sitzen und ihn bluten lassen.“
    „Ich bitte um Vergebung, Madam. Schauen Sie zur Seite, damit Sie nicht ohnmächtig werden.“
    „Natürlich werde ich nicht ohnmächtig. Ich mache mir lediglich Sorgen um Ihren Gefährten.“
    „Lieber hätte ich eine Schlange zum Gefährten.“
    Der Captain nahm sich das Halstuch ab und reichte es dem Sergeant. „Wischen Sie dem Mann das Gesicht ab.“
    Der Sergeant tat wie ihm geheißen, wenn auch nicht gerade sanft, und wollte dem Captain das blutbefleckte Tuch zurückgeben, erntete jedoch nur ein Kopfschütteln.
    „Was mag er getan haben?“, flüsterte Helen Duncan zu.
    „Er ist ein Deserteur“, erklärte der Sergeant, „ein Feigling, der die Uniform des Königs entehrt hat. Ich bringe ihn zu seinem Regiment zurück.“
    „Wo liegt das?“
    „In der Nähe von Manchester.“
    „Ist er dort desertiert?“
    „Nein, auf dem Schlachtfeld.“
    „In welcher Schlacht?“, fragte Duncan.
    „Darf ich annehmen, dass Sie ein Offizier sind?“
    „Captain Blair, vom Leibregiment des Prince of Wales.“
    „In der Schlacht von Waterloo, Sir.“
    „Gütiger Himmel, die hat vor Jahren stattgefunden“, mischte sich Helen ein.
    „Die Armee gibt Deserteure niemals auf, Madam.“
    „Was wird mit ihm geschehen?“
    „Er wird verurteilt und gehängt.“
    „Das ist ja barbarisch.“
    „Desertion in der Schlacht ist das schlimmste Verbrechen, das ein Soldat begehen kann, nicht wahr, Captain?“
    „Ja.“
    „Aber man verfolgt doch keinen Mann über Jahre …“
    „Das verstehen Sie nicht, meine Liebe“, sagte Duncan.
    „Ich verstehe, was Grausamkeit und Ungerechtigkeit bedeuten.“ Helen wandte sich an den kleinen Mann: „Erzählen Sie mir, was geschehen ist.“
    „Meine Liebe, ich denke nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen.“
    „Oh doch, sonst hätte ich nicht gefragt.“ Helen wunderte sich, warum Blair sie zweimal „meine Liebe“ genannt hatte, obwohl sie ihm diese Vertraulichkeit nicht erlaubt hatte.
    Der Sergeant stieß seinem Gefangenen den Ellbogen in die Rippen. „Erzähl der Frau des Captain deine traurige Geschichte.“
    Helen wollte gerade jede engere Beziehung zu Duncan abstreiten, hielt aber den Mund, als er ihren Arm fest drückte und kaum merkbar den Kopf schüttelte. Offenbar hatte er absichtlich diesen Eindruck erweckt, und das vielleicht zu Recht.
    „Sie brauchen nicht darüber zu reden, wenn es zu schmerzlich für Sie ist“, sagte sie zu dem dünnen Mann.
    „Es macht mir nichts aus zu reden, sonst hört mir ja niemand zu, Madam. Ich war schon mein ganzes Leben Soldat und in mancher Schlacht, aber Waterloo war anders. Stundenlanges Artilleriefeuer und große Verluste. Bonaparte wusste, wie man Krieg führt, nicht wahr, Captain?“
    „Ja, wir waren einer Niederlage noch nie so nahe.“
    „Für mich sah es so aus, als ob wir besiegt wären“, fuhr der Soldat fort. „Der Himmel weiß, wie ich es schaffte zu überleben. Ich war umgeben von französischer Kavallerie, und das hieß kämpfen und getötet werden oder weglaufen.“
    „Und du bist weggelaufen“, warf der Sergeant ein.
    „Ganz so war es nicht. Ich verließ diesen Sektor, um mich einer anderen Truppe anzuschließen. Während ich stundenlang auf dem Schlachtfeld herumirrte, sah ich nur Sterbende und Tote. Den unzähligen Soldaten und Reitern, die sich auf der Flucht befanden, schloss ich mich einfach an. In Brüssel angekommen, wanderte ich durch die Stadt und schaute mich nach Offizieren um, die ich fragen konnte, was ich tun sollte. Es war niemand zu finden. Da die Verwundeten auf Kähnen weggeschafft wurden, bandagierte ich mir den Kopf und gesellte mich zu ihnen. In Antwerpen kamen wir auf ein Lazarettschiff, das uns nach London brachte. Von dort aus ging ich zu Fuß nach Hause.“
    „Wie hat man Sie denn jetzt noch gefunden?“, fragte Helen.
    „Mein Pech war, dass der Sergeant aus der gleichen Stadt stammt, Urlaub hatte und mich erkannte.“
    „Ich kann nicht glauben, dass Sie nach so langer Zeit noch bestraft werden.“
    „Er wusste, worauf er sich einließ, als er sich in Brüssel auf dem Kahn versteckte“, erklärte der Sergeant.
    „Lassen Sie es gut sein, meine Liebe“, bat der Captain, als er Helens flehenden

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