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Historical Lords & Ladies Band 40

Historical Lords & Ladies Band 40

Titel: Historical Lords & Ladies Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols , Anne Ashley
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uns noch alle anstecken. Wie konnte der Kutscher das erlauben?“ An den Captain gewandt, setzte sie hinzu. „Was Sie betrifft, Sir, so hätten Sie Ihre Frau davon abhalten müssen …“
    Helen errötete. „Sie irren sich, Madam, ich bin nicht die Gattin des Captain. In Wirklichkeit kenne ich den Gentleman kaum.“
    Die Frau zuckte mit den Achseln. „Nun, wer immer Sie auch sind, er hätte verhindern müssen, dass Sie den Burschen mitnehmen.“
    Der Captain lächelte. „Ich bezweifle, dass irgendjemand die junge Dame an etwas hindern kann, was sie sich in den Kopf gesetzt hat. Ich jedenfalls vermag das nicht. Und der Junge ist zu einem Sitzplatz berechtigt. Sein Fahrgeld wurde bezahlt.“
    „Er könnte draußen sitzen“, erklärte der Farmer.
    „Dort ist es nicht sicher“, erwiderte Helen. „Und was den Geruch betrifft …“ Sie verstummte, weil ihr klar wurde, dass es besser war, nicht zu erwähnen, dass sein Körpergeruch den des Jungen bei Weitem übertraf. Ein Streit mit den Mitreisenden würde sie nicht gerade beliebter machen, und sie fühlte sich ohnehin schon ziemlich isoliert. „Er hätte herunterfallen können.“
    „Weg mit dem Bengel!“, brummte der Farmer.
    „Aber Sir, der Junge ist fast noch ein Kind“, mischte sich der Captain ein. „Und wenn die junge Dame bereit ist, ihn zu ertragen, sollten wir das auch tun. Außerdem wird er nicht lange bei uns sein.“
    Helen lächelte. „Wie heißt du, mein Junge?“
    „Ned Barker, Miss.“
    „Und wie alt bist du?“
    „Zehn.“
    Helen war erstaunt. Er war so klein, dass sie ihn viel jünger eingeschätzt hätte.
    „Was tust du denn in London, obwohl deine Familie in St. Albans wohnt?“
    „Nur mein Bruder. Ma und Pa zogen nach London, als ich klein war. Pa hatte keine Arbeit – er war Soldat und kam aus dem Krieg zurück – und dachte, er würde in der Stadt etwas finden. Das war nicht so leicht, wie er gedacht hatte, und nachdem meine Ma starb, fing er an zu trinken und Schlösser aufzubrechen …“
    „Sein Vater ist ein Dieb“, erklärte der Captain, der Helens verwunderten Blick gewahrte.
    „Nicht mehr. Er wurde geschnappt“, sagte der Junge.
    „Eingesperrt“, übersetzte der Captain.
    „Und du bist allein zurückgeblieben. Hast du deshalb im Blue Boar gearbeitet?“, fragte Helen den Jungen.
    „Ja, aber da bekommt man nicht genug Geld, um davon zu leben. Daher will ich zu meinem verheirateten Bruder in St. Albans. Er wird mich aufnehmen.“
    „Das wird er bestimmt“, versicherte Helen, die sich auf gewisse Weise an ihre eigene Situation erinnert fühlte. Sie holte aus ihrer Tasche ein Päckchen mit Proviant, das Daisy vor ihrem Weggehen für sie vorbereitet hatte, Brot und Butter, ein paar Scheiben Schinken, etwas Hühnerfleisch und einige Äpfel.
    „Hast du Hunger, Ned?“, fragte sie.
    „Ich bin am Verhungern“, antwortete er, was der Art nach, wie er alles geradezu verschlang, gewiss den Tatsachen entsprach.
    Unter dem spöttischen Blick des Captain errötete Helen. Er deutete auf ein paar Krümel, die in dem Papier auf den Knien des Jungen zurückgeblieben waren. „Jetzt haben Sie nichts zu essen, Miss …“
    „Das ist nicht wichtig“, erwiderte sie kühl. „Ich habe vor der Abfahrt reichlich gefrühstückt.“
    „Und wo war das?“
    Helen versteifte sich. „Das geht Sie nichts an, Sir.“
    „Ich bitte um Vergebung. Es war nur ein Versuch, Konversation zu machen.“
    „Leider kein sehr feinfühliger“, mischte sich der Mann auf dem Eckplatz ein, der bisher in seinem Buch gelesen und nicht am Gespräch teilgenommen hatte. „Aber von einem Soldaten kann man wohl nichts anderes erwarten? Sie scheinen nicht zu begreifen, dass Ihnen nicht jede Frau in die Arme fällt, nur weil sie ihr ein Lächeln schenken.“
    „Soll ich stattdessen jede Frau finster anblicken und schweigen?“, fragte Duncan.
    „Bitte streiten Sie sich nicht“, rief Helen.
    „Wenn Sie Unterhaltung wünschen, stehe ich zur Verfügung“, fuhr der dunkel gekleidete Mann an den Captain gewandt fort. „Mein Name ist Tinsley. Ich bin Rechtsanwalt.“
    „Captain Duncan Blair.“ Duncan reichte ihm die Hand.
    „Falls ich mich nicht irre, gehören Sie dem Leibregiment des Prince of Wales an.“
    „Das stimmt, Sir.“
    „Wie lange standen Sie in Diensten Seiner Königlichen Hoheit?“
    „Ich bin mit achtzehn als Fähnrich in die Armee eingetreten.“
    „Dann haben Sie ja einiges miterlebt.“
    „Ich hatte die Ehre, unter Wellington zu

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