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Historical Lords & Ladies Band 40

Historical Lords & Ladies Band 40

Titel: Historical Lords & Ladies Band 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols , Anne Ashley
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Koffer auf die Schultern, als ob er kein Gewicht hätte, und marschierte los. Helen hatte Mühe, ihm zu folgen.
    In kurzer Zeit hatte er die Kutsche nach Glasgow gefunden. Er beaufsichtigte das Verstauen des Koffers, half Helen beim Einsteigen, kletterte ebenfalls hinein und setzte sich neben sie. Den Tschako nahm er ab und legte ihn auf den Schoß.
    „Was haben Sie vor?“, fragte sie erschrocken.
    „Nicht nur Sie wollen nach Schottland reisen. Wahrscheinlich sitzen sechs Passagiere im Innenraum der Kutsche und noch einige auf dem Dach. Hoffentlich brechen wir bald auf, ich habe es verdammt eilig.“
    Gleich darauf gesellten sich ein Mann in dunkler Kleidung, ein Farmer, der nach Kuhstall und Alkohol roch, und eine unmodern gekleidete, stark geschminkte Frau in mittleren Jahren zu ihnen. Der sechste Platz blieb frei.
    In der Annahme, dass den unbekannten Liebhaber der Mut verlassen hatte, war der Captain neugierig, wie die junge Dame reagieren würde. Dass sie aus gutem Hause stammte, daran zweifelte er inzwischen nicht mehr. Ihr ganzes Benehmen deutete darauf hin.
    Duncan lehnte sich in die Polster zurück. Ungeduld brachte ihn nicht weiter. Er konnte nur hoffen, dass er nicht zu spät in Schottland eintreffen würde.
    Der Kutscher, der einen Mantel mit mehreren Schultercapes trug, kam aus dem Haus, prüfte Räder und Achsen des Fahrzeugs sowie die Pferde und deren Geschirr und kletterte auf den Bock. Pünktlich um zwölf Uhr setzte sich die Kutsche in Bewegung.
    „Wie lange dauert die Fahrt nach Schottland?“, fragte Helen, die nicht mehr das Gefühl hatte, den Offizier ignorieren zu müssen, nur weil sie einander nicht formell vorgestellt worden waren.
    Das Liebespaar reist also getrennt, dachte Duncan. Wenn er geplant hätte, sie nach Gretna Green zu entführen, wäre er bestimmt nicht von ihrer Seite gewichen. Er fing bereits an, eine Abneigung gegen den unbekannten Galan zu entwickeln. „Bis Manchester dauert es ohne Halt gewöhnlich vierundzwanzig Stunden. Das ist weniger als die halbe Strecke. Danach hängt es vom Wetter und dem Zustand der Straßen ab.“
    „Bedeutet ohne Halt etwa, ohne zu übernachten?“, fragte sie bestürzt.
    „Allerdings. Es werden nur die Pferde gewechselt. So Gott will, sind wir morgen Mittag in Manchester.“
    „Aber wir müssen doch anhalten, um zu schlafen.“
    „Wenn das Ihr Wunsch ist, sollten Sie unterwegs in einem Gasthof übernachten und am nächsten Tag mit einer anderen Kutsche weiterfahren. Es kommt darauf an, wie eilig Sie es haben. Ich für mein Teil ziehe es vor, auf der Fahrt ein wenig zu schlafen und früher einzutreffen.“
    „Ich ganz bestimmt nicht.“
    „Das überrascht mich. Ich hätte angenommen, dass Sie Ihr Ziel so schnell wie möglich erreichen wollen.“
    „Sie kennen weder mein Ziel noch meine Gemütsverfassung“, sagte Helen in scharfem Ton.
    „Natürlich nicht, ich bitte um Entschuldigung, Madam.“ Der Captain lehnte sich zurück, schloss die Augen und beendete so das Gespräch.
    Der Farmer schlief bereits und schnarchte laut, der ältere Mann in seiner Ecke las in einem Buch. Die Frau gegenüber brachte ein Päckchen mit Proviant zum Vorschein und begann, an einem Hühnerbein zu nagen. Eine buntere Mischung von Einzelpersonen hätte man kaum finden können, sodass Helen über die Anwesenheit des Captain sehr froh war.
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie beschützen würde, zumal sie an seinem Tschako die Insignien des Leibregimentes des Prince of Wales erkannt hatte. Nur sein Benehmen ließ einiges zu wünschen übrig. Er pflegte in Rätseln zu sprechen und schien sich nicht bewusst zu sein, wie unhöflich er war.
    Helen begriff nicht, dass er in dieser unbequemen Stellung schlafen konnte. Sein Kopf konnte aufgrund des steifen, hohen Kragens nicht auf seine Brust sinken. Die Beine hatte er gekreuzt, weil die Passagiere auf der anderen Seite ihn daran hinderten, sie auszustrecken.
    Plötzlich wirkte er viel menschlicher, ja beinahe jungenhaft. Helen schätzte ihn nicht älter als dreißig. An seinem Haaransatz und auf dem Handrücken befanden sich Narben, vermutlich eine Folge des Kriegsdienstes. Doch nach der Art zu schließen, wie mühelos er ihren Koffer geschultert hatte, war er nicht schwer verwundet worden.
    Er öffnete ein Auge, fing ihren Blick ein und zwinkerte ihr zu. Verwirrt und verlegen wandte sie den Kopf ab und schaute aus dem Fenster. Mr Benstead, der behauptet hatte, ihr Status hätte sich nicht geändert, hatte

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