Historical Lords & Ladies Band 40
wenn man Blut erwähnte. Und da er ihr alle grausamen Einzelheiten ersparte, war er äußerst überrascht, als sie plötzlich sagte, ihr sei schrecklich heiß. Sie wäre vom Stuhl gefallen, wenn er nicht die Geistesgegenwart besessen hätte, sie aufzufangen.
Während sie halb über seinen Knien lag, blickte er sich um. Der Speiseraum hatte sich geleert. Außer einem Diener, der den Boden fegte, war niemand zu sehen. Er rief den Mann zu sich. „Holen Sie mir die Frau des Wirtes“, befahl er.
„Das wage ich nicht, Sir. Sie schläft bereits und wünscht, nicht gestört zu werden. Schließlich muss sie früh wieder aufstehen.“
„Dann eben ein Zimmermädchen.“
„Sir, ich kann kein Zimmermädchen wecken.“
Duncan schaute die junge Frau in seinen Armen an. Ihr Gesicht war gerötet, und ihr Busen hob und senkte sich leicht. Doch kein Anzeichen wies daraufhin, dass sie das Bewusstsein wiedererlangte. Als er sie ein wenig schüttelte und ihren Namen rief, fiel ihr der Hut vom Kopf, und sie murmelte ein paar unverständliche Worte. Er schalt sich selbst einen Narren. Sie hatte den ganzen Tag kaum etwas gegessen und musste sehr müde sein. Das ungewohnte Schwanken der Kutsche und der Wein, den sie getrunken hatte, hatten den Rest erledigt.
Es war lange her, seit er sich in Gesellschaft einer Frau so wohl gefühlt hatte. Daher hatte er kaum bemerkt, dass die Kutsche ohne ihn abgefahren war. Ihm war auch nicht bewusst gewesen, dass seine Tischdame sich nicht ganz wohl fühlte. Sie würde ihn morgen hassen, doch jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als sie selbst ins Bett zu bringen.
Duncan wusste, welches Zimmer ihr zugeteilt worden war, da er dafür gesorgt hatte, dass ihr Gepäck hineingeschafft wurde. Als er sie in den Armen hochhob, wunderte er sich, dass sie ein solches Leichtgewicht war. Er trug sie zu ihrem Zimmer, stieß mit dem Fuß die Tür auf und legte sie auf das Bett. Dann entzündete er eine Kerze, die auf einem Schränkchen nahe der Tür stand, blickte zu ihr hinunter und kam zu dem Schluss, dass er sie nicht so liegen lassen konnte.
Er setzte sich auf die Bettkante und schüttelte sie sanft. „Miss Sadler, bitte wachen Sie auf.“ Als sie nicht reagierte, zog er ihr den Mantel aus und begann, die Knöpfe an ihrem hochgeschlossenen Kleid zu öffnen. Dabei entdeckte er, dass sie zwei Garnituren Unterwäsche trug. Kein Wunder, dass sie in Ohnmacht gefallen war. Um freier atmen zu können, musste sie die Sachen so schnell wie möglich loswerden.
Helen stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als er ihr das Kleid abstreifte und die Bänder des Unterrockes löste. „Oh, Daisy, das kitzelt …“
Nachdem er ihr auch noch das Korsett gelockert hatte, stellte er fest, dass sie nicht das plumpe Mädchen war, für das er sie gehalten hatte, sondern eine schlanke, wohlproportionierte junge Frau, die mit Sicherheit kein Korsett benötigte.
Seine eigenen Worte, es würde ihm nicht so sehr an weiblicher Gesellschaft mangeln, dass er sich einem bewusstlosen Mädchen aufzwingen müsse, kamen ihm in den Sinn. Duncan stieß ein raues Lachen aus. Das Ganze war seine Schuld. Er hätte besser auf sie aufpassen müssen. Auch morgen Abend konnte er sie nicht allein lassen, weil sich sonst vielleicht ein weniger ehrenhafter Mann Freiheiten herausnehmen würde, wie sie es ausgedrückt hatte.
Bei dem Gedanken, dass sich jemand anderes das erlauben würde, was er tat, wurde ihm heiß. Sie brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte, und er verfluchte den Mann – wer immer es auch war – der sie so weit gebracht hatte. Denn um einen Mann handelte es sich, dessen war er sicher. Er deckte sie zu, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ leise den Raum. Dann machte er sich auf die Suche nach einem Bett.
Als Helen mit einem Ruck erwachte, wusste sie nicht, wo sie sich befand. Ihr Kopf schmerzte heftig, und in ihrem Magen rumorte es. Schließlich fiel ihr wieder ein, dass sie in einem Gasthof mit dem Captain zusammen eine Mahlzeit eingenommen und sich lebhaft unterhalten hatte. Danach hörte ihre Erinnerung auf. Als sie sich aufrichtete, stöhnte sie, weil sich in ihrem Kopf alles drehte. Anscheinend hatte sie mehr Wein getrunken, als sie gewohnt war, und der Captain hatte sie vermutlich für betrunken gehalten.
Wie war sie in ihr Zimmer gelangt? Sie musste nach oben gegangen sein und sich halb ausgezogen haben, bevor sie auf das Bett gefallen war. Aber jemand war bei ihr gewesen. Sie erinnerte
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