Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
aus einer solchen Affäre entstünde, müsste für den Rest seines Lebens den Makel Ihrer Schande tragen. Nein, es wäre sehr viel weiser, wenn Sie Ihr Schicksal akzeptierten und sich für eine Ehe mit mir entschieden.“
Ich hasse ihn, dachte Grace benommen. Und zwar mit der gleichen Leidenschaft, mit der ich nur wenige Minuten zuvor seine Küsse erwidert habe. Jegliche zarteren Gefühle, die sie für ihn gehegt haben mochte, nachdem sie Zeugin geworden war, wie sehr er von Albträumen gequält wurde, lösten sich angesichts seiner Sturheit in nichts auf.
„Niemals.“ Sie erhob sich mühsam, so erschöpft, dass sie nur noch schlafen wollte, die Augen schließen und beim Erwachen feststellen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ein ganz schrecklicher Traum.
Lucian St Claire verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln. „Sie nehmen die Situation aber gar nicht gut auf. Schließlich werden Sie den Bruder eines Dukes heiraten. Außerdem bin ich der Sohn eines Dukes. Zwar bin ich nur der Zweitgeborene“, fügte er trocken hinzu, „aber glücklicherweise war mein Vater ein sehr kluger Mann, der für alle seine Kinder vorsorgte, damit keine Probleme entstehen. Und so sind meine Brüder, meine Schwester und ich wohlhabend genug, um unabhängig zu sein. Mein Vermögen habe ich in den vergangenen Jahren erheblich vermehren können. Ich kann Ihnen versichern, Grace, dass ich über die Mittel verfüge, meiner Frau das Leben einer Duchess zu ermöglichen, ohne dass sie die lästigen Pflichten erfüllen müsste, die mit dem Titel einhergehen.“
Unverwandt sah Grace ihn an. Was interessierte sie sein Vermögen? Glaubte er wirklich, er könne sie mit seinem Reichtum ködern, seine Frau zu werden? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Ehe, die gegen ihren Willen geschlossen wurde, sie glücklich machen könnte.
„Mein Vater war auch ein sehr kluger Mann, Mylord“, sagte sie kühl. „Auch er unterschied nicht zwischen einem männlichen und einem weiblichen Erben. Da ich sein einziges Kind war, gingen nach seinem Tod das beachtliche Vermögen und das Gut meines Vaters in Cornwall auf mich über.“
Lucian St Claire nickte nur. „Dann scheint es, als würde ich eine Frau bekommen, die über eine beachtliche Mitgift verfügt.“
Nur mühsam unterdrückte sie ein gereiztes Schnauben. „Die Vorkehrungen im Testament meines Vaters stellen sicher, dass ein Teil dieses Vermögens selbst nach meiner Heirat in meinem Besitz bleibt, und der Rest wird bis zu ihrer Volljährigkeit treuhänderisch für meine Kinder verwaltet.“
Ihre Eltern hatten natürlich nicht ihren frühen Tod voraussehen können, aber beide hatten von jeher befürchtet, Grace könnte eines Tages von skrupellosen Mitgiftjägern verfolgt werden. Das Besitzrecht verfügte, dass das Vermögen einer Frau bei ihrer Heirat automatisch an den Gatten überging. Ihre Eltern hatten geschickt versucht, dieses Gesetz so weit wie möglich zu umgehen.
Lucian St Claire lächelte nur. „In dem Fall kann ich mir also die Mühe sparen, Ihnen ein Nadelgeld auszustellen, sobald wir verheiratet sind“, sagte er gelassen und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
Wie betäubt sah sie ihm nach. Seine absolute Überzeugung, eine Heirat sei der einzige Ausweg aus ihrer Lage, erschütterte sie mehr, als sie zugeben mochte. Sehr viel mehr, als sie Lucian St Claire wissen lassen wollte.
Denn leider war sie selbst nicht ganz so überzeugt, wie sie tat, dass sie dieser Heirat entgehen konnte. Ihre Tante und ihr Onkel, gewiss die liebsten, freundlichsten Menschen, waren nicht ganz so fortschrittlich, wie ihre leiblichen Eltern es gewesen waren. Ihre Eltern hätten sie nie gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte. Die Tatsache, dass der Duke und die Duchess Lucian St Claire seit Jahren kannten – er war ein Freund der Familie und der beste Freund ihres geliebten Sohnes Simon gewesen –, ließ schon ahnen, dass beide einer Verbindung mit ihm voller Freude zustimmen würden.
Doch Grace konnte diese Verbindung niemals akzeptieren. Jedenfalls nicht freiwillig.
Und das würde Lucian St Claire nur allzu bald selbst herausfinden.
5. KAPITEL
I ch weiß, das alles ist sehr aufregend für dich, Grace, aber du musst wirklich versuchen, ein wenig zu dir zu nehmen.“ Ihre Tante strahlte Grace aufmunternd an, während sie am Frühstückstisch im Privatsalon der Herberge saßen. „Schließlich möchtest du doch sicher nicht blass und krank erscheinen,
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