Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
nicht, für den Duke und die Duchess war Graces Ruf so gut wie ruiniert. Sie weigerte sich einfach einzusehen, dass ihr Schicksal seit dem Moment besiegelt war, als sie von ihrer Tante im Schlafzimmer ertappt worden waren.
Er begegnete ungerührt ihrem Blick. „Ich sehe keinen Grund, die Hochzeit bis zum Juni zu verschieben, wenn wir beide doch so erpicht darauf sind.“
Zwar durchbohrte sie ihn regelrecht mit Blicken, aber ihr Ton war ruhig und freundlich. „Ich bin der Meinung, es wäre gut, wenn wir uns vorher besser kennenlernen würden, Mylord.“
Lucian lächelte. „Ihre Tante und Ihr Onkel finden, dass wir uns bereits zu gut kennengelernt haben, das versichere ich Ihnen, meine Liebe.“
Die Duchess stieß einen erstickten Laut aus bei so viel Freimütigkeit. „Eine Hochzeit im nächsten Monat ist wirklich besser, Grace …“
„Ich bestehe auf Juni.“
Nachdenklich sah Lucian seine zukünftige Gattin an. Ihr Starrsinn war nur ein weiterer Hinweis darauf, dass sie weit entfernt von der fügsamen Frau war, die er sich gewünscht hatte.
Obwohl sie wahrscheinlich nicht sehr gut geschlafen hatte, nachdem ihre Vormunde sie über die Verlobung informiert hatten, sah Grace heute Morgen erstaunlich schön aus. Das Kleid mit der hohen Taille war von einer grauen, fast silbernen Farbe, die das Grau ihrer Augen wunderbar zur Geltung brachte, und der tiefe Ausschnitt entblößte verlockend viel vom Ansatz ihrer vollen Brüste. Von ihrem dunklen Haar hatten sich einige Locken gelöst und strichen verführerisch über ihren Hals und Nacken, und ihre Lippen waren von einem dunklen Rosa in dem sonst so blassen Gesicht. Wenn er sich schon eine eigensinnige Frau aufbürden musste, so konnte er wenigstens froh darüber sein, dass sie schön und begehrenswert war.
Langsam neigte er den Kopf. „Wenn es wirklich Ihr Wunsch ist.“
„Was für einen gefälligen Gatten du doch bekommen wirst, Grace“, meinte die Duchess anerkennend, ohne sich offenbar bewusst zu sein, wie misstrauisch ihre Nichte Lucian ansah.
Ihm entging es allerdings nicht, und er begegnete ihrem herausfordernden Blick mit einem amüsierten Lächeln. „Wie könnte ich nicht gefällig sein bei einer so wunderschönen Frau wie Grace?“
Wieder wünschte Grace, sie wäre mit ihm allein, damit sie ihm deutlich sagen könnte, auf welche Weise er ihr besonders gefällig werden könnte – indem er sie aus dieser Farce einer Verlobung freigab! Allerdings schien er nicht die Absicht zu haben.
Trotzdem hatte sie wenigstens erreicht, dass die Hochzeit bis zum Juni aufgeschoben wurde. Bis dahin würde sie vielleicht einen – in den Augen ihrer Tante – angemessenen Grund finden, die Verlobung zu lösen. Auch wenn ihr das schwerfallen könnte, wenn St Claire sich weiterhin so entgegenkommend verhielt.
„Sie sind sehr freundlich, Mylord“, antwortete sie mit mühsam unterdrückter Wut.
„Dann sind Sie die Erste, die das feststellt“, erwiderte er spöttisch.
„Oh, ich bin sicher, das kann nicht sein“, tadelte die Duchess ihn wohlwollend. „Ich erinnere mich, was für ein wirklich angenehmer junger Mann Sie waren.“
Grace konnte sich Lucian St Claire nicht als jungen Mann vorstellen, geschweige denn als einen angenehmen. „Das Alter lässt selbst in den sonnigsten Gemütern eine zynische Ader zum Vorschein kommen, Tante“, warf sie süß lächelnd ein.
Nein, alles andere als fügsam, dachte Lucian mit widerwilliger Bewunderung. Allerdings wäre sie wohl auch nicht so interessant, wenn es anders wäre. Nur dass er nicht die Absicht gehabt hatte, das Mädchen gleich zu heiraten!
„Und Sie haben nicht einmal diese Entschuldigung, meine Liebe“, konterte er bissig.
„Grace meinte es gewiss nicht abfällig, Lord Lucian“, beeilte die Duchess sich, ihre Nichte zu verteidigen. „Im Gegenteil, jede Frau bewundert einen reifen Mann. Carlyne ist zehn Jahre älter als ich, und wir sind immer wunderbar miteinander ausgekommen“, fügte sie liebevoll hinzu.
Natürlich wusste Lucian, dass der Duke und die Duchess einander zärtlich zugetan waren. Allerdings hatten sie auch aus Liebe geheiratet. Ganz anders als er und Grace Hetherington es tun würden. Wenn ihre Verbindung auch eine recht feurige zu werden versprach!
„Wenn die Damen mich entschuldigen wollen?“ Er erhob sich geschmeidig. „Ich fürchte, es wird Zeit für mich, weiterzureisen. Sie werden Grace doch erlauben, einen Moment mit mir nach draußen zu kommen, Euer
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