Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Gnaden?“
„Selbstverständlich.“ Die Duchess lächelte gnädig. „Gewiss wollen Sie unter vier Augen Abschied nehmen.“
Er hielt ihre Hand an die Lippen. „Darf ich Sie am Berkeley Square besuchen, wenn ich in einer Woche wieder in London bin?“
„Aber natürlich.“ Die ältere Dame lachte froh. „Grace wird Sie voller Ungeduld erwarten.“
Bei dieser Behauptung musste Lucian sich ein Lächeln verkneifen, denn Grace warf ihm einen sehr verächtlichen Blick zu, der ganz im Gegensatz zu den Worten ihrer Tante stand.
„Meine Liebe?“ Er hielt ihr demonstrativ den Arm hin.
Einen kurzen Moment betrachtete Grace kriegerisch diesen Arm, während sie überlegte, ob sie mutig genug war, sich einfach zu weigern, ihn nach draußen zu begleiten. Doch dann stand sie anmutig auf und legte die Finger auf seinen Arm. „Mylord. Ich bin bald zurück, Tante.“
„Es besteht keine Eile, mein Liebes.“ Die Duchess lächelte ihr ermutigend zu. „Immerhin seid ihr verlobt und werdet euch eine Woche lang nicht sehen.“
Die Verlobung schien Lord Lucian zu ermöglichen, sich alle möglichen Freiheiten herauszunehmen, die unter anderen Umständen undenkbar gewesen wären. Grace war alles andere als entzückt, als sie Lucian St Claire aus der Herberge nach draußen folgte.
„Leider muss ich feststellen, dass Sie heute Morgen nicht glücklicher aussehen als gestern Abend, Grace.“
„Haben Sie etwas anderes erwartet?“ Sie nahm die Hand von seinem Arm, trat einen Schritt zurück und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Der helle Sonnenschein half auch nicht, ihre Laune zu bessern.
„Normalerweise hebt es die Stimmung, wenn man frisch verlobt ist, oder?“
„Nicht, wenn man diese Verlobung nicht wünscht!“
„Grace …“
„Mylord?“
Lucian seufzte schwer. „Sagte ich Ihnen gestern nicht, wie es sein würde?“
„Doch.“ Sie schluckte mühsam. „Ich verbeuge mich vor Ihrem überragenden Wissen.“
„Obwohl Sie es gleichzeitig bedauern?“
„Ja!“
Jetzt presste auch er für einen Moment gereizt die Lippen zusammen. „Ihre Wut auf mich ändert aber nun einmal nichts an den Tatsachen.“
„Sind Sie denn nicht wütend?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin … resigniert.“
„Wie lobenswert!“
„Sie wären weniger unglücklich, wenn Sie sich zu derselben Haltung durchringen könnten.“
„Unglücklich?“ Grace entfernte sich unruhig einige Schritte von ihm. „Ich bin nicht unglücklich, Mylord. Und auch nicht resigniert. Vielmehr bin ich entschlossen, einen Weg zu finden, diese … diese Farce von einer Verlobung zu beenden.“
Er betrachtete sie mitleidig. „Unter den gegebenen Umständen könnte sich das als schwieriger erweisen, als Sie vielleicht glauben.“
„Sobald erst einmal offenbar wird, dass ich tatsächlich kein Kind erwarte …“
„Dann ist da immer noch der Umstand Ihrer verlorenen Unschuld.“
„Wir wissen beide, dass ich meine Unschuld nicht verloren habe.“
„Und Sie wären bereit, sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, um das zu beweisen?“
Die plötzliche Blässe in ihrem Gesicht zeigte Lucian, dass Grace ihn für vorsätzlich grausam halten musste, aber er sah keinen anderen Weg, ihr deutlich zu machen, wie ernst ihre Situation wirklich war.
„Es sei denn natürlich, eine ärztliche Untersuchung würde das Gegenteil beweisen“, fügte er gerissen hinzu. Schließlich hatte Grace Hetherington gestern Abend seine Küsse wirklich sehr leidenschaftlich erwidert. Vielleicht zu leidenschaftlich …
„Sie … Sie sind abscheulich!“, empörte sie sich.
Er lächelte nur herablassend. „Besser, zwischen uns herrscht eine gewisse Ehrlichkeit.“
„Ehrlichkeit?“, wiederholte sie mit vernichtendem Hohn. „Und das von einem Mann, dessen Ruf alles andere als makellos ist!“
Sein Lächeln verschwand. „Ich rate Ihnen, vorsichtiger zu sein bei dem, was Sie sagen, meine Liebe.“
Selbst wenn seine Worte keine Warnung enthalten hätten, wäre Grace sich der Gefahr, die Lord Lucian für sie bedeutete, sehr wohl bewusst gewesen, durch die bedrohliche Ruhe, mit der er seinen Tadel aussprach. „Sie wollen also sagen, dass Sie es richtig finden, wenn es einem Mann erlaubt ist, Erfahrungen zu sammeln, und einer Frau nicht?“
„Nicht ich finde das, sondern die Gesellschaft.“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Aber Sie müssen mir doch darin zustimmen, Mylord, dass diese Ungleichheit zwischen Männern und Frauen vollkommen
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