Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Verhältnis zu deiner Tante und deinem Onkel, meine ich“, fügte er hastig hinzu, als er ihre finstere Miene sah. „Schließlich ist er der Bruder deines Onkels, und zurzeit wohnt ihr alle unter dem gleichen Dach.“
Dem konnte Grace nichts entgegenhalten. Dabei hätte sie es so gern getan! Es war seltsamerweise unterhaltsam, ja aufregend, Lucians Wut zu entfachen. Vor allem, da sein Bruder und seine Schwester angedeutet hatten, dass er zu keiner inneren Regung mehr fähig war.
Zumindest musste es in den vergangenen zwei Jahren wohl so gewesen sein. Viele Männer, die im Krieg gegen Napoleon gekämpft hatten, waren nicht mehr zurückgekommen. Vielleicht war das ja die Ursache für Lucians Albträume? Weil er zu denen gehörte, die das Glück gehabt hatten zu überleben?
Wenn das stimmte, dann war es töricht von ihm, so zu empfinden. In der kurzen Zeit jedoch, die Grace ihn kannte, hatte sie festgestellt, dass er sehr wohl ein Mann war, der zu tiefen Gefühlen fähig war – Wut und Verlangen, um nur zwei zu nennen.
„Vielleicht haben Sie recht“, sagte sie leise, den Blick gesenkt.
„Guter Gott!“ Lucian starrte sie verblüfft an.
„Was ist?“, fragte sie erstaunt.
Er lächelte amüsiert. „Ich glaube, das war gerade das erste Mal, seit wir uns kennen, dass du mir ohne weitere Einwände recht gegeben hast.“
„Das kann nicht sein, Lucian.“ Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Was war denn, als … Nein. Aber an dem Tag, an dem wir … Nein, da auch nicht.“ Sie verzog das Gesicht, als ihr klar wurde, wie recht er mit seiner Behauptung hatte. „Wenn Sie nicht immer ganz so überzeugt wären, dass Sie recht haben …“
„Nein, Grace, ich erlaube dir nicht, diesen Moment zu verderben!“ Lucian kam auf sie zu und legte ihr einen Finger auf die Lippen.
Sofort wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Ihre weichen Lippen, die Wärme ihres Atems, das sanfte Heben und Senken ihrer schönen Brüste …
Ihre Blicke trafen sich, ließen sich nicht wieder los. Er spürte, dass sie den Atem angehalten hatte. Er selbst atmete plötzlich schnell und stoßweise.
Die Zeit schien stillzustehen, während er Grace tief in die Augen blickte. Fast hatte er den Eindruck, sie sähe ihn erwartungsvoll an, als wollte sie von ihm geküsst werden.
Lucian hatte sich noch nie etwas so sehr gewünscht wie einen Kuss von Grace. Er musste sie küssen! Er wollte sie in die Arme nehmen, sie an sich drücken und ihre Lippen mit einem Kuss verschließen, der alles das einfordern würde, was sie ihm zu geben bereit war.
Andererseits wusste er, dass er nicht würde aufhören können, wenn er erst einmal anfing, sie zu küssen. Und wieder waren sie nicht an einem Ort, der sich für diese Art von Gelüsten anbot. Zu schnell könnte er die Kontrolle über sich verlieren. Und Grace war nicht nur eine sehr junge Frau, sie war auch völlig unerfahren und gewiss nicht der Leidenschaft gewachsen, die er verspürte.
Zum Henker!
Er atmete tief ein und wich abrupt einige Schritte zurück, die Hände wieder hinter dem Rücken verschränkt, damit er nicht der Versuchung nachgab, Grace zu berühren. „Deine Tante meinte, du hättest über Kopfschmerzen geklagt. Ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser?“, fragte er ausdruckslos.
Völlig aufgewühlt von dem, was gerade geschehen war, schüttelte Grace den Kopf, als könnte sie so ihre Gedanken klären. Nein, sie hatte sich nicht geirrt, sie war sich sicher – Lucian war im Begriff gewesen, sie zu küssen. Doch jetzt benahm er sich fast wie ein höflicher Fremder, unbeteiligt und unnahbar.
Im Gegensatz zu ihm zitterte sie am ganzen Leib. Ihr war heiß, ihre Brüste prickelten, die Knospen waren aufgerichtet. Ihr Blick heftete sich wie von selbst auf seine wohlgeformten Lippen, die eben jene Knospen erst gestern Abend so erregend liebkost hatten. Wie sehr sehnte sie sich danach, sie wieder auf der Haut zu spüren!
Hastig senkte sie den Blick. Mit leicht bebenden Händen strich sie ihren Morgenrock glatt. Nie hatte sie sich für eine Frau gehalten, die es genießen würde, die Hände eines Mannes auf ihrem Leib zu fühlen. Aber nicht irgendeines Mannes. Es war nur Lucians Berührung, nach der sie sich fast verzweifelt sehnte. Eine Sehnsucht, die niemals erfüllt werden konnte.
Lucians Blick ausweichend, fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die plötzlich sehr empfindsamen Lippen. „Leider nicht, Mylord“, antwortete sie mit belegter Stimme. „Und deswegen lege ich
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