Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Ihr Onkel war in den Salon getaumelt, in dem Grace und ihre Tante gesessen hatten, das Gesicht hochrot, die Hände an die Brust gepresst, und machte ganz den Anschein, als könnte er keine Luft bekommen. Grace und ihre Tante hatten kaum die Zeit gehabt aufzuspringen, da war er schon zusammengebrochen.
Ihre Tante hatte in ihrem Entsetzen um Hilfe geschrien, sodass Francis und Darius in den Salon gelaufen kamen. Und während Francis nur wie zu Stein erstarrt dagestanden und seinen Bruder angestarrt hatte, war Darius ruhig geblieben und hatte einen der Diener nach dem Arzt geschickt. Danach hatten die beiden Männer den noch immer bewusstlosen Duke auf sein Zimmer getragen.
Inzwischen hatte Grace versucht, ihre Tante zu beruhigen, doch ohne Erfolg. Die arme Frau war selbst kurz vor einem Zusammenbruch gewesen, bis der Arzt kurze Zeit danach erschien und alle aus dem Raum schickte, um seinen Patienten zu untersuchen.
Während der ganzen Zeit, da Grace ihre Tante zu trösten versuchte, hatte sie an die Auseinandersetzung mit Francis denken müssen – der Vorfall, der den Duke ganz offensichtlich so verstört hatte …
„Es ist meine Schuld“, wiederholte sie leise.
Ungeduldig erhob Lucian sich. „Das hast du schon gesagt. Mehr als einmal. Ich weiß nur nicht, wie du auf so etwas kommst.“
„Verstehen Sie denn nicht? Wenn ich nicht heute Morgen mit Francis gestritten hätte, wenn unsere lauten Stimmen meinen Onkel nicht gestört hätten …“
„Lass mich sehen, ob ich dich richtig verstehe“, unterbrach Lucian sie ungeduldig. „Du glaubst, dein Streit mit Francis, der wann stattfand – vor zwölf oder vierzehn Stunden? –, dass er den Zusammenbruch deines Onkels heute Abend verursacht hat?“
„Ja, natürlich! Welchen anderen Grund könnte es geben?“ Grace begann, aufgeregt auf und ab zu gehen.
Lucian fielen, ohne dass er länger nachdenken müsste, gleich mehrere mögliche Gründe ein. Der Duke könnte finanzielle Probleme haben, von denen er niemandem erzählt hatte. Und Francis Wynter musste ein sehr anstrengender Gast sein. Darius war heute ebenfalls erschienen, und obwohl er ein sehr viel angenehmerer Geselle war, hatten die beiden jüngeren Brüder des Dukes nicht viel füreinander übrig. Dass beide gleichzeitig bei ihm zu Besuch waren, hatte gewiss Spannungen verursacht und die Atmosphäre nicht gerade verbessert.
Graces kleiner Zank mit Francis war im Vergleich dazu völlig unwichtig!
„Dein Onkel und deine Tante“, meinte Lucian, „könnten einen ehelichen Zwist gehabt …“
„Lächerlich!“, fuhr Grace ihm aufgebracht ins Wort. „Tante Margaret und Onkel George führen die harmonischste aller Ehen!“
So wie auch sein Bruder Hawk und Jane, aber selbst sie stritten gelegentlich miteinander. „Dann vielleicht eine Meinungsverschiedenheit zwischen Darius und Francis“, schlug er vor. „Es gibt so viele Dinge, die den Anfall des Dukes verursacht haben könnten. Oder nichts von allem war der Grund“, fügte er sanft hinzu. „Vielleicht ist es ganz einfach so, dass der Arzt des Dukes in Worcestershire recht hatte und wirklich etwas nicht stimmt mit seinem Herzen.“
Er schien Grace nachdenklich gemacht zu haben. „Auch der Arzt heute sagte, dass er es für einen Herzanfall hält.“
„Siehst du.“ Lucian zuckte die Achseln.
„Doch selbst wenn das stimmt, muss es doch einen Grund für den Anfall geben.“
„Wirklich, Grace, ich bin sicher, du irrst dich, wenn du glaubst, irgendetwas, das du und Francis gesagt oder getan habt, könnte die Ursache sein.“
„Ja?“
„Ja.“
Jetzt, da sie sich ein wenig beruhigt hatte, wurde ihr schnell klar, wie unüberlegt es von ihr gewesen war, Lucian in seinem Haus aufzusuchen. Es war nicht nur völlig ungehörig von ihr, so etwas zu tun, sondern ihr wurde erneut bewusst, wie umwerfend er aussah in seinem weiten weißen Hemd und der engen Hose.
Wie sehr sie ihn liebte!
Sicherlich spürte auch Lucian, wie intim die Situation war. Ihre Blicke trafen sich, und es war, als würde die Zeit stillstehen.
Ihre Brust hob und senkte sich schnell. Grace fand es unmöglich, sich von Lucians Blick zu lösen. Erregt hielt sie den Atem an, als er einen Schritt auf sie zuging.
Jetzt stand er genau vor ihr, hochgewachsen und aufregend, und so dicht, dass sie die Hitze spürte, die von ihm ausging.
„Ich sollte dich jetzt heimbringen.“ Seine Stimme klang rau.
„Ja …“
„Jetzt.“
„Ja.“
„Jetzt sofort.“
„Ja.“
Doch
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