Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Essen und der vorzügliche Wein halfen gewiss, den Misston, mit dem der Abend begonnen hatte, zu überwinden. Lucians Laune hatte sich erheblich gebessert, als die Damen ihren Tee getrunken hatten und die Duchess sich mit ihrer Nichte erhob, um die Gentlemen allein ihren Brandy und ihre Zigarren genießen zu lassen.
„Ich denke, ich sollte mich auch zurückziehen, meine Liebe.“ Der Duke kam etwas langsamer auf die Füße als die beiden jüngeren Gentlemen. „Vergeben Sie mir, St Claire, aber ich fühle mich ein wenig müde. Zu viel hervorragendes Essen und Wein, nehme ich an. Das Älterwerden ist kein Vergnügen, glauben Sie mir.“
Lucian musterte den Duke aufmerksam. Ihm fiel der Schweiß auf dessen Stirn auf, die Blässe und die vom Schmerz getrübten blauen Augen. Ganz offensichtlich verspürte Carlyne ein gewisses Unwohlsein nach dem Essen, doch Lucian bezweifelte, dass lediglich das Alter des Dukes daran schuld sein konnte.
„Ist es wieder dein Herz, George?“ Francis Wynter sah seinen älteren Bruder stirnrunzelnd an.
Der Duke errötete vor Zorn. „Nein, verdammt, es ist nicht mein Herz!“
„Beruhige dich, Carlyne“, versuchte die Duchess ihn zu besänftigen. „Francis hat nur seine Sorge ausdrücken wollen.“
„Eine Sorge, die mir gestohlen bleiben kann!“
„Erinnere dich bitte daran, was der Arzt in Worcester zu dir sagte. Du darfst dich nicht aufregen, Carlyne, und …“
„Verflixter Quacksalber“, brummte der Duke verächtlich. „Verzeihen Sie das Familiengespräch, St Claire.“ Er lächelte bedauernd. „Eine kleine Magenverstimmung, und alle sehen mich schon auf dem Sterbebett liegen.“
„Ich bin sicher, die Duchess und Francis denken nur an Ihr Wohl“, beschwichtigte Lucian. „Kann ich Sie die Treppe hinaufbegleiten?“, fügte er hastig hinzu, als er den Duke auf dem Weg zur Tür leicht schwanken sah.
„Nicht nötig, mein Junge, da ich meine liebe Margaret und Grace an meiner Seite habe.“ George Wynter lächelte seiner Frau beschwichtigend zu, als sie besorgt seinen Arm nahm. „Ihr jungen Burschen bleibt ruhig noch hier und genießt euren Brandy und eine angenehme Unterhaltung.“
Lucian dachte bei sich, dass er lieber wieder in die Armee eintreten und eisige Wintermonate im Sattel verbringen würde, als auch nur kurze Zeit in der Gesellschaft des langweiligen Francis Wynter! Doch nachdem der Duke und die Duchess of Carlyne den Raum verlassen hatten, begleitet von ihrer bekümmerten Nichte, sah Lucian ein, dass ihm keine andere Wahl blieb. Also fügte er sich in sein Schicksal und nahm sich ein weiteres Glas Brandy. Danach würde er um eine Karaffe bitten, um sich später auf seinem Zimmer bis zur Bewusstlosigkeit zu betrinken.
Francis Wynter setzte sich neben ihn und beugte sich vertraulich herüber. „Ich bitte Sie, nicht zu schlecht von Miss Hetherington zu denken wegen ihrer zugegebenermaßen recht taktlosen Worte.“
Kühl musterte Lucian ihn, verwundert, dass der Mann ausgerechnet dieses Thema anschnitt, nachdem sein Bruder gerade eben in besorgniserregendem Zustand den Raum verlassen hatte. „Ich versichere Ihnen, ich denke ganz und gar nicht schlecht von Miss Hetherington.“
„Sie werden doch aber zugeben, dass sie sich in Gesellschaft noch ein wenig ungeschickt verhält.“
Lucian ahnte zwar nicht, wohin dieses Gespräch führen sollte, fand aber, dass es eines Gentlemans nicht würdig war, mit einem immerhin völlig Fremden über eine junge Dame seiner Familie zu sprechen. „Meiner Meinung nach wird Miss Hetherington mit ihrer erfrischenden, originellen Art zum Liebling des ton werden.“
„Was das angeht, St Claire …“ Hier lächelte Wynter selbstgefällig. „Es wird Ihnen gewiss nicht entgangen sein, dass Miss Hetherington und ich …“ Er hielt taktvoll inne. „Nun, zwischen uns besteht ein Einverständnis. Natürlich ist noch nichts öffentlich angekündigt worden. Aber ich kann wohl behaupten, schon bald unsere Verlobung bekannt machen zu können.“
Lucian ließ sich keine Regung anmerken. Doch insgeheim wünschte er sich, er könnte dem pompösen Lackaffen einen Fausthieb verpassen. Wagte es dieser junge Hund tatsächlich, ihm davon abzuraten, sich für Grace Hetherington zu interessieren?
„Grace muss natürlich eine Saison mitmachen“, fuhr Francis Wynter gelassen fort. „Schließlich muss sie der guten Gesellschaft vorgestellt werden. Aber ich bin überzeugt, dass George keinen anderen Antrag außer meinem in Betracht
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